Vorab, anspruchsvoller kann das Einsatzprofil wohl kaum sein. Das wird nicht leicht, was Sie dann schleppen müssen.
Mit der Aussage, daß Sie eine große AP - trotz ausreichend Licht - zwingend für die Schnelligkeit der Erfassung des Beobachtungsobjekts benötigen und dafür - und nur dafür! - ein Riesenspektiv mitschleppen sollen, würde ich vorsichtig umgehen. Klar bei der Planetenbeobachtung mit AP=0,85 mm ist der schnelle Einblick oft nicht einfach. Bei einer AP ab ca. 2 mm habe ich persönlich jedoch keine Probleme mehr. Das Sehfeld bzw. der reale Sehwinkel sind m.E. wichtiger für schnelles Erfassen und Verfolgen. Bei diesem Merkmal sind die meisten Okulare der großen deutschsprachigen Hersteller aber passend.
Contra CT-85:
Überlegen Sie mal, Sie müssen Zelt, Schlafsack und Isomatte, Kleidung, technische Ausrüstung und Verpflegung über 25 km täglich schleppen. Es sind wahrscheinlich keine gefegten, flachen norddeutschen Waldwege, sondern deutlich schwierigeres Gelände zu bewältigen. Wenn Sie da an ein CT-85 im Handgepäck denken, müssen Sie Arnold Schwarzenegger oder wenigstens David Copperfield sein. Das Teil wiegt mit Vario 1660 g(ohne Okular allerdings mit 246 mm schön kurz zusammenschiebbar), dazu kommt noch Schutztasche, -kappen, Trageriemen, also vielleicht alles in allem knapp 1,9 kg. Sie werden dieses Gewicht schon nach wenigen Stunden spüren und wahrscheinlich auch bald hassen. Welche Vorteile hätte ein CT-85 denn auch nicht:
- Bei 30-facher Vergrößerung wäre die AP mit ca. 2,8 mm nur 0,3 mm größer als beim CT-75 mit fester 30-facher Vergrößerung, oder 0,6 mm größer als bei einem 65-er.
- Nur bei Mindestvergrößerung des Vario, also 20-fach, steigt die AP auf 4,3 mm. Dabei hätten Sie im 65-er aber auch noch 3,3 mm!
- Wenn Sie dann auch höhere Vergrößerungen des Vario an der 1,66 kg schweren und ausgezogen 436 mm(plus Okular) langen Kombination einsetzen möchten, kann das Beobachten auf dem Einbein schon recht problematisch werden.
- Die CT sind nicht wasserdicht, was in Alaska vielleicht zu beachten wäre.
Das CT-75 hat, wie schon gesagt, mit seinem Festbrennweitenokular ein AP von 2,5 mm, und wiegt 'nur' 1200 g bei 310 mm Packmaß. Das sind aber nur etwas bessere Daten als ein Diascope 65 mit 30-fach (1330 g, 300 mm Packmaß ohne Okular) oder ein ATS/STS 65 bieten kann. Vorteile der 'Kleinen' sehe ich aber in der Möglichkeit der Verwendung von Vario-Okularen und der robusteren Ausführung, insbesondere Wasserdichtigkeit.
Allgemein läßt sich sagen, das ab ca. 30-facher Vergrößerung die AP von 65-er, 75-er und 85-er Spektiven nur noch in jeweils recht kleinen Schritten steigen, wobei Sie am CT-75 ja nur eine Festbrennweite einsetzen könnten.
30-fach: 65(AP 2,2) - 75(AP 2,5) - 85(AP 2,8)
40-fach: 65(AP 1,6) -(75(AP 1,9))- 85(AP 2,1)
45-fach: 65(AP 1,44)-(75(AP 1,66))-85(AP 1,88)
60-fach: 65(AP 1,1) -(75(AP 1,25))-85(AP 1,4)
Mein Rat:
1. Wählen Sie nicht so sehr unter dem Aspekt einer möglichst großen AP, dann wäre das Gerät bei nur kleinen AP-Gewinnen sehr schnell sehr schwer.
2. Gewichtsminimierung sollte im Vordergrund stehen und erste Priorität haben.
3. Abmaß, Schwerpunktlage und Vergrößerung sollten zu Ihrem Einbeinstativ passen.
4. Flexibilität(Vario) und Robustheit(Wasserdichtigkeit) wären durchaus auch wichtige 'nice to have' features.
Ein Diascope 65 mit 30-fach Okular wiegt 1330 g, ist robust und noch recht klein und auf dem Einbein noch gut zu bändigen. Mit Vario steigt das Gewicht auf 1430 g.
Der einzige - mir persönlich bekannte - richtige Bringer hinsichtlich Transportgewicht und Packmaß ist das Zeiss 30x60 B Spiegelteleskop, da es, alles inklusive, nur ca. 240 mm lang und 975 g leicht ist. Ausreichend robust, wenn auch nicht wasserdicht. AP von knapp 2 mm und etwas geringere Transmission sollten im hellen Alaska noch gut gehen. Weites, randscharfes und farbreines Bild. Siehe dazu auch:
[
www.juelich-bonn.com]
Es gibt auch noch ein Optolyth Mini, vielleicht paßt dieses kleine Ausziehteleskop besser?
Herr Güll, viel Worte, vielleicht keine heiße Spur, aber doch hoffentlich etwas Licht ins Dunkel der Entscheidungsfindung.
Viel Glück bei der Auswahl und schöne Beobachtungen wünscht,
Jan Münzer
PS Stellen Sie doch bitte einen schönen Bericht nach Ihrer Rückkehr ein!
