Hallo zusammen,
der Kontrastverlust bei Dachkantprismnengläsern ist immer mal wieder ein Thema, moderne Gläser werden um ihn zu Vermeiden mit einer dünnen Schicht versehen. Weitgehend bekannt, doch ich schreibs nochma, l die Ursache ist eine Phasenverschiebung zwischen den beiden Lichtwegen im Prisma so dass es zur destruktiven Interferenz kommt, im Buch von Holger Merlitz ist dies im Detail beschrieben.
In Astrokreisen wird gerne statt eines Zenitprismas, das seitenverkehrt abbildet ein 90 Grad Amiciprisma verwendet. Und weil es auch ein Dachkantprisma ist, gibt es immer wieder die Diskussion, wie stark der Kontrast reduziert wird und die Meinungen sind sehr unterschiedlich, es wird auch geschrieben, es gebe selbst bei sehr hoher Vergrößerung (kleine Austrittspupille) keinen Verlust, so dass das Beugungsscheibchen gut aufgelöst zu sehen ist, kreisrund statt hantelförmig wie die Theorie sagt .
Ich habe jetzt selbst an einem 90 Grad Amiciprisma ein paar Tests gemacht, indem ich vor ein kleines Astro-Fernglas Blenden mit 15 mm Öffnung angebracht habe und bei 55 facher Vergrößerung das Bild eines künstlichen Sterns angeschaut habe. Ein Besonderheit, einmal sitzt die Blende mittig, so dass beide Hälften der Dachkante ausgeleuchtet werden, die Blende der andern Hälfte sitzt so, dass das nur eine Hälfte des Prismas genutzt wird, die Dachkante nicht im Strahl sitzt. Meine Beobachtung, der Effekt ist eher sehr gering, wenn überhaupt vorhanden. Beide Beugungsscheibchen sind einigermaßen rund und gleich groß, eine Aufspaltung und Verdopplung in der Richtung zur Dachkante konnte ich nicht sehen.
Die verwendeten Omegon Prismen sehen nicht so aus als wenn sie auf der Dachkante eine wie auch immer geartete Beschichtung haben, ich wüsste allerdings auch nicht wie so eine aussehen sollte. Tests mit Polfiltern zeigen, die Polarisationsebene wird im Prisma gedreht, das ist vielleicht sogar ein Hinweis, dass das Prisma keine Phasen-Korrektur Beschichtung hat.
Wie passt dies alles zusammen?
Ich äußere hier mal eine Vermutung:
Die Polarisationsebene wird in jeder Hälfte um 45 Grad gedreht, aber in unerschiedliche Richtung, d.h. die Polarisationsebenen der beiden Teilwellen stehen nach Verlassen des Prismas senkrecht aufeinander und interferieren daher nicht. Vielleicht ist die Drehung von +/- 45 Grad eine Besonderheit des 90 Grad Amiciprismas, die dafür sorgt dass es nicht zur destruktiven Interferenz und zur Kontrasverminderung kommt?
Vielleicht kann einer der Experten hier (Holger?) etwas dazu sagen?
Beste Grüße
Thomas