Wie wichtig es ist, den Dioptrienausgleich (und die Pupillendistanz!) genau einzustellen, ist bekannt. Nachdem ich auf Kontaktlinsen mit anderen Korrekturwerten umgestiegen bin, musste ich für meine Gläser die richtige Einstellung des Dioptrienausgleichs finden. Eigentlich wollte ich das nur für die paar Gläser machen, die ich regelmäßig benutze, allerdings sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich dann an anderen Gläsern aus meinem Bestand verifiziert habe:
1. Es ist meines Erachten sehr sinnvoll, die Ferngläser für die Einstellung auf ein Stativ zu setzen. Die Ergebnisse, die ich im Freihandgebrauch hatte, waren ungenauer und wichen häufig um +/- 0.5 Dioptrien ab, z.T. mehr. Ich ziehe es vor, dabei hinter dem Stativ zu sitzen, um jede Wackelei zu vermeiden. Man braucht keinen Stativadapter, eine Platte, die man auf den Stativkopf schraubt, reicht völlig.
2. Man sollte die Einstellung mehrfach wiederholen. Bei mir verschiebt sich häufig die Einstellung etwas je nach „Tagesform“. Die am sichersten wiederholbaren Ergebnisse bekomme ich am Vormittag.
3. Es ist nach meinen Erfahrungen günstiger, das Objektiv des gerade nicht benutzten Auges (oder das Auge selbst) abzudecken und NICHT einfach das Auge zuzukneifen. Auch dadurch wird die Genauigkeit der Einstellung größer. (Hier finden die ansonsten zumeist nutzlosen „Objektivschutzdeckel“ einmal einen sinnvollen Einsatzbereich.)
4. Einstellung auf mittlere bis große Entfernungen ist günstiger als auf kurze Entfernungen. Es gibt Gläser, bei denen sich der Dioptrienausgleich bei kurzer oder kürzester Einstellentfernung etwas verschiebt. Gut geeignet sind Schilder oder Autokennzeichen, dort kann man besser sehen, wann das Bild richtig scharf ist.
5. Man sollte sich nicht auf die aufgedruckten oder eingravierten Dioptrienwerte des Dioptrienausgleichs verlassen und diese dann auf andere Gläser übertragen. („Bei Glas XYZ steht der Dioptrienausgleich auf -2 Dioptrien, also muss ich auch meine anderen Gläser so einstellen.“ Nicht bei allen Gläsern sind die Skalen genau justiert, auch nicht bei Markenherstellern.
Wenn man so vorgeht, kann man nach meiner Erfahrung recht sicher sein, dass der Dioptrienausgleich für die eigenen Augen wirklich optimal eingestellt ist.
Ein paar abschließende Anmerkungen:
• Grundsätzlich am leichtesten lässt sich meiner Ansicht nach der Dioptrienausgleich einstellen, wenn er ganz traditionell am rechten Okular erfolgt.
• Es gibt Hersteller, deren Dioptrienausgleich keine Dioptrienskala mehr hat. Das ist völlig inakzeptabel. Dann bleibt einem nur die Möglichkeit, die einmal gefundene Einstellung mit z.B. Nagellack zu markieren. Das funktioniert gut.
• Übrigens wäre es gut, wenn die Hersteller auch den Mitteltrieb wieder mit einer Skala versehen würden. Früher war das gang und gäbe, heute findet sich das nur z.B. bei den Swarovski Habicht. So eine Skala erleichtert das Leben erheblich, nicht nur bei der Einstellung des Dioptrienausgleichs.
• Der Preis für den am schlechtesten einzustellenden Dioptrienausgleich geht übrigens an Swarovski, an das CL 8x30/10x30. Der ist so schlecht einzustellen, dass er offenbar von einem Azubi im volltrunkenem Zustand entworfen wurde.
