Witzig ist ja, dass es die Zeissmitarbeiter Köhler und Leinhos waren, die die Dämmerungszahl in den 1950er Jahren bekannt gemacht hatten und sich dann auch mit Nachdruck dafür einsetzten, diese zur Industrienorm zu erheben. Dabei waren die Schwachpunkte dieser vereinfachten Rechenformel (die eigentlich bereits von A. Kühl im Jahre 1929 vorgeschlagen wurde) längst bekannt und auch diskutiert worden - von niemand Geringerem als M. Berek bei Leitz, der eine eigene, deutlich komplexere Wahrnehmungstheorie aufgestellt hat. Mir scheint jedoch, dass beide Ansätze ihre eigenen Anwendungsbereiche haben: Bereks Theorie bewertet die Ferngläser anhand ihrer Fähigkeiten, Objekte in der Dämmerung zu finden. Die Dämmerungszahl bewertet die Fähigkeit, im schwachen Licht noch Details zu erkennen. Dies ist nicht dasselbe: Objekterkennung hat mehr mit Kontrasten zu tun, Detailerkennung mehr mit der visuellen Grenzauflösung unter den gegebenen Bedingungen. Bereks Fernrohrleistung profitiert vor allem von mehr Licht, also Austrittspupillendurchmesser (weil dann die Kontrastschwellen sinken), die Dämmerungszahl profitiert auch stark von der Vergrößerung, notfalls auf Kosten der Bildhelligkeit. Mehr dazu in dem
entsprechenden Wiki-Eintrag zur Fernrohrleistung.
Viele Grüße,
Holger