Holger Merlitz schrieb:
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> Es ist wirklich sehr schwierig, ein Fernglas, das
> modernen Paradigmen genügt, leicht und kompakt zu
> bekommen. Der Benutzer will einen kurzen Nahpunkt,
> was den Fokussierhub erhöht und das Fernglas
> länger macht. Der Benutzer fordert Bildfeldebnung
> und perfekte Brillentauglichkeit, was die Okulare
> groß und schwer macht. Bei einem 42mm Fernglas
> fällt das zwar ins Gewicht, lässt sich aber
> über diverse Maßnahmen noch teilweise
> kompensieren.
Du hast noch die Innenfokussierung vergessen, für die Wasserdichtigkeit, die dazu führt, dass man gerne mal zusätzliche Linsen zur Korrektur der CA benötigt ... :-)
Aber das, was du beschreibst, ist genau das Problem: Heute verlangt der durchschnittliche Käufer von hochpreisigen Optiken eine eierlegende Wollmilchsau. Ein Zyniker würde sagen, es fehlt nur noch der eingebaute Feldführer, je nach Präferenz für Vögel, Säugetiere oder Insekten. (Ob der durchschnittliche Käufer das wirklich will, sei einmal dahingestellt, offenbar glauben es die Marketingabteilungen der großen Hersteller mittlerweile selbst, nachdem sie die eierlegende Wollmilchsau jahrelang als erstrebenswertes Ideal gepredigt haben.) Und das Resultat sind Gläser wie das Noctivid, das Zeiss HT oder auch die Swarovisions. Allesamt Gläser, die - betrachtet man einmal die 42er - recht schwer sind. Und zudem, wenn ein Hersteller nicht sehr aufpasst in der Produktion, anfällig sind für irgendwelche Macken, z.B. in der Fokussierung.
Die Ausnahme, was das Gewicht angeht, ist das Zeiss SF, das man ja gerade so noch unter 800 gr. kommt. Auch kein Leichtgewicht, verglichen mit den alten Dialyt 10x40 oder Trinovid 10x40, aber immerhin. Dafür ist es für ein 42er recht lang. Zudem hat Zeiss ziemlich tricksen müssen, um das Gewicht niedrig zu halten, z.B. bei der Armierung.
> Bei einem 32mm Gerät, das bereits
> auf minimales Gewicht optimiert ist, lassen sich
> die Konsequenzen solcher Änderungen nicht mehr
> verbergen - es wird 100g schwerer. Swaros 8x32 SV
> ist hier der Maßstab, es ist zwar recht lang,
> aber immerhin 'nur' 600g schwer. Swarovski zeigt
> auch, was man tun muss, um ein solches Fernglas
> unter 500g zu drücken: Das 8x30 Companion hat ein
> verringertes Sehfeld, einen Nahpunkt von 3m, und
> natürlich auch etwas weniger Licht.
Das Companion ist außerdem von der Randschärfe her eher ein traditionelles Glas, mit einigermaßen scharfen Rändern, aber eben nicht in der gleichen Klasse wie die Swarovisions. Es ist, wie ich glaube, ein Versuch, andere Käufergruppen zu gewinnen, nämlich solche, die hohe Qualität und ein niedriges Gewicht wollen, aber auf Eigenschaften wie "optimale" Brillentauglichkeit, ein bis zum Rand perfekt geebnetes Gesichtsfeld und einen sehr kurzen Nahpunkt verzichten können. Wenn das so ist, ist das Glas ein wirklich interessanter Versuch, sich neue Käufergruppen zu erschließen, der auch radikal anders ist als die Versuche von Zeiss und Leica mit ihren Conquest bzw. Trinovid (neu).
> Ein Ultravid würde mit Bildfeldebnung und
> längerem AP-Längsabstand nicht einfach nur
> schwerer, sondern auch seine Balance verlieren,
> weil es okularlastig würde. Auch ein Trinovid
> (Classic) würde mit solchen Okularen nicht mehr
> so schlank und elegant ausfallen. Man müsste das
> Sehfeld verringern, aber dann wäre der Spaß für
> mich verloren.
Ein Ultravid würde mit Bildfeldebnung und längerem AP-Längsabstand schwerer und eventuell auch größer; es würde sich dann in die Reihe der eierlegenden Wollmilchsäue einreihen. Und das Trinovid Classic mit solchen Okularen wäre kein Trinovid Classic mehr.