Diesmal fehlte ein echter Kracher, wie etwa die Neuvorstellung des Nikon WX des vergangenen Jahres. Insbesondere die Premiumhersteller hielten sich vornehm zurück, viel Neues habe ich nicht gesehen.
Die beiden Swarovski CL Companion (30mm Objektive) hatte ich erstmals in den Händen und kann bestätigen, was einige hier bereits geschrieben haben: Viel Optik in einem kleinen Paket. Sie machen wirklich Spaß: Nicht viel größer als die Kompakten, aber mit bereits brauchbaren Sehfeldern. Mit 1100 Euro nicht billig, dafür aber 500g leicht und in Jackentaschenformat (Hans: Der Dioptrienausgleich ist +-4 dpt :-)
Am Leicastand hörte ich eine neue Variante der Trinovid-Classic Story: Die optische Rechnung dieser Ferngläser sei komplett neu. Nachdem man einige Vorserienmodelle prüfen konnte, stellte man fest, dass sie nicht die erwartete Leistung brachten, so dass man jetzt noch einmal von vorn anfangen müsse. Ein befreundeter Optikdesigner hält diese Geschichte für unglaubwürdig: Die Computerprogramme sind so zuverlässig, dass böse Überraschungen dieser Art ausgeschlossen sind. Eine mögliche Fehlerquelle wäre vielleicht die Übertragung der Daten vom Design zur Produktion, wo z.B. ein Zahlendreher auftreten kann. Ein solches Missgeschick würde die Produktion aber kaum länger als 2 Monate verzögern. Es bleibt also ein Rätsel ...
Bei Zeiss nix Neues, man hat mit sich selbst und dem Umzug von Wetzlar nach Oberkochen momentan genug Ärger am Hals. Ein SF 8x32 ist noch nicht in Sicht ...
Nikon wird das WX auch in Zukunft weiter bauen. Der Absatz verläuft zwar langsam, aber stetig, und es sieht so aus, dass sich das in absehbarer Zeit nicht ändern wird. Ich fragte, ob es weitere Modelle aus dieser Reihe geben wird. Man lächelte, "eher nicht, aber wer weiß schon, an was die in Japan so brüten".
Mit wenig Neuigkeiten bei den Großen habe ich mich also etwas intensiver bei den anderen Herstellern umgesehen.
Blaser hat wieder seine Fernglasreihe vorgestellt. Ordentliche Geräte, Leistung mindestens obere Mittelklasse, allerdings mit Preisen aus der Premiumliga. Braucht man das wirklich?
DDoptics - ich war nicht beeindruckt. Alle Modelle hatten lose und klapprige Augenmuscheln, wie man sie an 100 Euro China-Krachern findet. Diverse Modelle hatte ich vor den Augen, aber es fehlte ein Aha-Moment - ich war bald wieder weg.
Einen Wow-Effekt gab es am Stand von GPO ("German Precision Optics"), dessen 10x56 "Passion" mit Abbe-König Prismen einen guten Eindruck auf mich machte. Ein schönes weites Sehfeld mit 114m/1000m, helles Bild, auch wenn die Randunschärfe sich bemerkbar machte. Dabei gehört das Passion 10x56 gar nicht zur Top (HD) Reihe von GPO. Die HDs haben meist kleinere Sehfelder und höhere Randschärfen, haben mich jetzt aber nicht gleich vom Hocker gerissen. Sehr gut zumindest die Verarbeitung: Bei allen Gläsern von GPO verdrehen die Augenmuscheln präzise, ohne Spiel, so dass man eher den Eindruck von Qualität erhält.
Von Fujinon habe ich das neue 12x28 Techno Stabi gesehen, und es hat mich überzeugt: Sehr handlich, in Jackentaschenformat, und bei seiner geringen Masse (unter 500g) ohne Stabi kaum ruhig zu halten. Ist der Stabi an, dann wird das kleine Biest zu einem echten Monster, man erkennt alle Details. Das Konzept der Stabilisierung scheint mir gerade bei diesen kleinen Dingern besonders nützlich. Natürlich ist das 12x28 nur für die Tagesbeobachtung geeignet, und dessen Sehwinkel (4,2°) ist auch nicht gerade berauschend. Dennoch: Hätte ich zu viel Geld (etwa: 700 Euro zu viel) in der Tasche gehabt, dann hätte ich mir dieses kleine Teil gern mitgenommen.
Viele Grüße,
Holger
