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Disparation bedeutet nicht unterschiedliche Bildgröße, sondern eine Parallaxe

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10. Februar 2008 13:10
Zitat:

„Was die Disparation angeht (ungleiche Bildgrößen im linken und rechten Auge) möchte ich anmerken, daß unter medizinischen Gesichtspunkten bereits ab einer Lins/Rechts Visusdifferenz von 2 Dioptrien an aufwärts Kontaktlinsen medizinisch verordnet oder stark empfohlen werden - solche Fälle sind weder extrem, noch selten. Begründung: bei Korrektur mit Brille läßt sich die Disparation ab einer Differenz dieser Größenordnung nicht mehr gut ausgleichen, das Brillenglas sitzt zu weit vor dem Auge, sodaß seine bildgrößenverändernde Wirkung im Vergleich zur Kontaktlinse zu stark ist.“

–––––––––

Sie haben mit Ihrer Aussage zu unterschiedlichen Bildgrößen völlig recht, aber dabei handelt es sich nicht um Disparation, über die ich eine Aussage gemacht hatte. Unter Disparation versteht man nicht unterschiedliche Bildgrößen, sondern die (meistens seitliche) Verschiebung eines Bildpunktes auf der Netzhaut eines Auges relativ zu dem zum Bildpunkt desselben Gegenstandspunktes im anderen Auge korrespondierenden Netzhautpunktes.

Beim Fixieren eines unendlich fernen Punktes (z.B. eines Sterns) sind beide Augenachsen parallel ausgerichtet und die Bildpunkte aller ebenfalls unendlich fernen Gegenstände (Sterne) liegen auf der Netzhaut des linken und des rechten Auges paarweise an korrespondierenden Orten. Befindet sich innerhalb des Sehwinkels auch ein nicht unendlich ferner Gegenstand, so liegen dessen Bildpunkte nicht mehr paarweise an korrespondierenden Netzhautstellen, sondern relativ zu diesen auswärts (schläfenseitig oder „temporal“) verschoben. [Anm.: Die Auswärtsverschiebung auf der Netzhaut wird wegen der um 180° gedrehten, also kopfstehenden und seitenvertauschten Bilder, als Einwärtsverschiebung empfunden, wie man mit dem einfachen Experiment des „Daumensprungs“ gut zeigen kann.] Die Summe der Beträge der beiden Verschiebungen (= die Verschiebung des Bildes eines Auges zum korrespondierenden Ort des Bildes des anderen Auges) ist die sog. stereoskopische Querdisparation. Eine Querdisparation nicht-stereoskopischer Art, die alle Bildpunkte unabhängig von der Entfernung der betrachteten Gegenstände betrifft, liegt beim Ein- oder Auswärtsschielen vor. Die Größe dieser Querdisparation ist jedoch zu groß (= größer als das „maximum inseparabile“ von ca. 5 bis 10 Winkelminuten), um dann Doppelbilder zu verhindern.

Es gibt daneben vergleichsweise selten (aus medizinischer Sicht als Defekt des Augenapparats) auch eine Vertikaldisparation, die vom Gehirn nur in sehr engen Grenzen verkraftet wird.

Deshalb kann das Gehirn eine Dejustage des Fernglases mit der Folge eines seitlichen Bildversatzes nach innen in relativ weiten Grenzen kompensieren, bei seitlichem Bildversatz nach außen nur noch in sehr engen Grenzen und bei vertikalem Bildversatz fast gar nicht. Bei dem von Herrn Köster in seinem ersten Beitrag geschilderten Falle muß es sich im einen seitlichen Bildversatz nach innen gehandelt haben, der noch nicht zu groß war, so daß der Fernglasbesitzer ihn noch kompensieren konnte (und die dazu aufgewandte Anstrengung mangels Erfahrung mit guten Ferngläsern wohl für normal hielt), während Herr Köster dank seiner Erfahrung und möglicherweise auch (wenn ich spekulieren darf), weil der Fernglasbesitzer evtl. Brillenträger ist und Herr Köster nicht, diesen Bildversatz als störend bemerkte.

Ich hoffe, daß ich diese etwas komplizierten Zusammenhänge klar genug dargestellt habe, um das Mißverständnis ausräumen zu können.

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Zitat:

„Mich würde an dieser Stelle interessieren, um wieviel kleiner das brillenkorrigierte Netzhautbild eines deutlich Kurzsichtigen (4, 6, 8, 10 Dioptrien oder mehr) im Vergleich zum Normalsichtigen ist, welchen Auflösungsverlust er also in Kauf nehmen muß, wenn er mit Brille statt ohne durch ein Fernglas schaut.

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Ich bin weder Augenarzt noch Physiologe, sondern habe mir mein Wissen über die Physiologie des Auges und die Optik als Autodidakt angeeignet. Deshalb ist mein Wissen leider unvollständig. Nach diesem begrenzten Wissen ist die Fehlsichtigkeit eines Kurzsichtigen nicht in einer zu kleinen Brennweite, sondern in einer zu großen Länge des Augapfels begründet. Sowohl bei zu kurzer Brennweite als auch bei zu langem Augapfel (= zu großer Bildweite) entsteht das scharfe Bild nicht auf der Netzhaut, sondern davor. Um es scharf auf die Netzhaut zu bringen, gäbe es theoretisch zwei Möglichkeiten: Man kann die Brennweite verlängern, indem eine Linse mit negativer Brechkraft als Kontaktlinse oder als Brillenglas vorgesetzt wird, oder man kann den Augapfel in Längsrichtung zusammendrücken, also verkürzen. Die zweite Möglichkeit wäre mit Schmerzen, Verletzungen und möglicherweise sogar der Zerstörung des Auges verbunden, weshalb wir sie nicht anwenden, sondern die erste Möglichkeit nutzen.

Die Brennweitenverlängerung führt zu einem scharfen Bild, das wegen der größeren Augenlänge (größeren Bildweise) aber größer ist als bei einem Normalsichtigen. Man darf also die von einer in deutlichem Abstand vor dem Auge positionierten Negativlinse verursachte Verkleinerung des Bildes nicht so interprtetieren, wie Sie es getan haben, also daraus auf eine kleineres Netzhautbild als bei einem Normalsichtigen und somit auf einen eventuellen Auflösungsverlust schließen. Vielmehr muß man die Verkleinerung des Bildes als relativ zu dem vom Kurzsichtigen aufgrund seines längeren Augapfels bereits deutlich größeren Netzhautbildes (im Vergleich zum Normalsichtigen) betrachten.

Mit anderen Worten: Der Kurzsichtige hat aufgrund seines längeren Augapfels zunächst mal ein entsprechend größeres Nethautbild als der Normalsichtige. Er kann die daraus resultierende höhere Auflösung (unter Annahme gleicher Netzhautstruktur wie beim Normalsichtigen) aber nur deshalb nicht nutzen, weil das Bild unscharf ist. Die vorgesetzte Negativ-Korrekturlinse sorgt einerseits für die gewünschte Bildschärfe, ist jedoch andererseits mit der Nebenwirkung einer Bildverkleinerung verbunden. Diese Bildverkleinerung ist um so stärker, je weiter die Negativ-Korrekturlinse vor dem Auge liegt, also bei einer Brille stärker als bei Kontaktlinsen. Aber auch bei einer Brille ist dieser verkleinernde Effekt geringer als der entgegengesetzte vergrößernde Effekt des im Vergleich zum normalsichtigen Auge längeren kurzsichtigen Augen. Fazit: Der Kurzsichtige hat bei guter Korrektion eher einen Auflösungsgewinn als den von Ihnen vermuteten Auflösungsverlust.

Beim Weitsichtigen (nicht jedoch beim Alterssichtigen!) ist es umgekehrt, denn dieser hat einen zu kurzen Augapfel, auf dem daher ein kleineres Bild entsteht. In gewissen endlichen Entfernungsbereichen ist dieses Bild ebenfalls unscharf und muß durch eine vorgesetzte Linse geschärft werden, die in diesem Falle eine positive Brechkraft haben muß. Damit ist zugleich eine leichte Bildvergrößerung verbunden, die auch hier stärker wird, wenn das Korrekturglas als Brillenglas in einigem Abstand vor statt als Kontaktlinse in direktem Kontakt mit dem Auge (der Hornhaut) liegt. Insgesamt überwiegt hier die Bildverkleinerung aufgrund des kürzeren Augapfels, so daß der Weitsichtige evtl. einen leichten Aulösungsverlust gegenüber einem Normalsichtigen hat.

Beim Alterssichtigen, der fälschlich oft ebenfalls als Weitsichtiger eingestuft wird, weil er ebenfalls für den Nahbereich eine Positiv-Korrekturlinse als Brille braucht, ist nicht der Augapfel deformiert, sondern nur die Fähigkeit zur Akkommodation (= Fokussierung auf kurze Entfernung) eingeschränkt.

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Zitat:

„Zum Schluß muß ich gestehen, daß ich Ihre Spekulation nicht verstanden habe, inwiefern die Änderung der Vergenz oder der Vergenz-Akkommodations-Kopplung die Disparation beeinfussen könnte ...“

–––––––––

Dieses Mißverständnis ist ebenfalls darin begründet, daß Sie den Begriff „Disparation“ in anderem Sinne interpretiert haben, so daß sich nach meiner obigen Darstellung alle vermeintlichen Widersprüche aufklären sollten. Wenn nicht, bin ich gern bereit, darüber weiterzudiskutieren, nachdem Sie eventuell verbliebene Fragen oder Zweifel neu formuliert haben.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Justierung nicht in Ordnung - nicht bemerkt ?

Peter Köster 1650 06. Februar 2008 22:03

Re: Justierung nicht in Ordnung - nicht bemerkt ?

Werner Jülich 1010 07. Februar 2008 12:01

Anmerkungen zur Wahrnehmung der Justierung

konfokal 1033 08. Februar 2008 05:07

Danke !

Peter Köster 984 09. Februar 2008 18:25

Horizontale Verschiebung der Bildlage nach innen wirkt sich im Nahbereich negativ aus

Walter E. Schön 1122 09. Februar 2008 19:30

Ergänzung und Fragen zur Disparation

konfokal 915 10. Februar 2008 07:12

Disparation bedeutet nicht unterschiedliche Bildgröße, sondern eine Parallaxe

Walter E. Schön 2244 10. Februar 2008 13:10

Disparation bedeutet mehr als eine Parallaxe und Kurzsichtige haben keinen Auflösungsgewinn...

konfokal 1355 11. Februar 2008 11:23



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