Nachdem ich Zeit hatte, etwas genauer in die Patentschrift zu schauen, interpretiere ich diese Neuerung wie folgt:
Ich wuerde es nicht als 'Porro' bezeichnen - es handelt sich um ein Umkehrsystem ohne Dachkante, hat mit den traditionellen Porro Prismen aber nichts mehr gemein.
Ich sehe es als eine bessere Alternative zum Abbe-Koenig: Wie das AK, weist es einen geringen Strahlversatz auf, kommt ohne Verspiegelungen aus, aber es scheint etwas kuerzer zu sein und braucht - natuerlich - keine Dachkante, was manche Probleme loesen duerfte.
Das Perger ist vermutlich keine direkte Konkurrenz zum Schmidt-Pechan, weil letzteres noch immer kompakter ist. Dafuer duerfte das Perger, wie auch das AK, mit einer hoeheren Transmission punkten und nebenbei auch eine optimale Abbildung ohne Kontrastverluste zulassen.
Ist es kostenguenstig herzustellen? Wer sich die Zeichnungen anschaut (im Anhang ist mein Versuch, die Abbildung 3d aus dem Patent zu interpretieren), der wird feststellen, dass dessen Form recht kompliziert ist. Dieses Umkehrsystem ist sicher teurer als ein Porro I, es benoetigt auch eine hoehere Zahl an polierten Flaechen. Es duerfte aber billiger sein als ein AK, das ja einen P-Belag benoetigt und eine extrem genau geschliffene Dachkante, um eine hohe Abbildungsleistung zu bringen.
Wer das Patent gelesen hat, der wird bemerkt haben, dass es nicht ein "Perger-Prisma" umfasst, sondern eine ganze Klasse von Prismen mit unterschiedlichen Formen und Eigenschaften. Es scheint klar, dass man mit solchen Prismen ausgezeichnete Handfernglaeser jeder Groesse bauen kann, wobei der Strahlversatz entsprechend angepasst werden kann. Da das Patent zu Leica gehoert, werden wir wohl keine preisguenstigen Alternativen zu den Premium-Dachkanten erwarten koennen.
Immerhin hat sich Leica mit dieser Innovation an die vorderste Front der Fernglastechnik zurueckgemeldet, da duerfte noch einiges zu erwarten sein.
Viele Gruesse,
Holger
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.01.13 02:19.