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Test: Kowa vs. Meopta vs. Vortex (Vorsicht: Lang!)

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07. September 2007 15:32
Kowa 8.5x44 Prominar XD vs. Meopta 8x42 Meostar B1 vs. Vortex 8x42 Razor

Der ausführliche Bericht, inklusive Bilder und technischer Daten,
ist hier zu finden (auf Englisch):

www.holgermerlitz.de/kowa85x44.html


Motivation:

Da in diesen Tagen die Preise für die Spitzenklasse immer schneller
zu steigen scheinen, macht es Sinn, sich auch mal nach Alternativen
umzusehen. Ich habe mir drei Ferngläser ausgesucht, die relativ
neu auf dem Markt sind und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis
aufzuweisen scheinen. Das Kowa Prominar XD (in der Folge kurz K
genannt) kostet knapp über 1000 Euro, das Meopta Meostar M1 (M)
zwischen 850 und 900 Euro, und das Vortex Razor (V) ist für
500 Euro zu haben.


Teil 1: Optische Leistung

Sehfeld: Das K hat 7 Grad, M und V liefern 7.8 Grad.
Unter Verwendung der Winkelbeziehung kommt man auf ein scheinbares
Sehfeld von 59 Grad (K) bzw. 63 Grad (M und V). Zum Vergleich: Ein
8x42 Zeiss Victory FL hat 62 Grad, Leica 8x42 Ultravid 60 Grad, und
das Swarovski 8.5x42 EL hat 63 Grad.

Schärfe/Kontrast: Hier glänzt das Kowa, das mit einem ungewöhnlich
kontrastreichen Bild auftritt. Als Vergleich habe ich Hochspannungsleitungen
aus grösserer Distanz (etwa 500m) gegen einen hellen Himmelshintergrund
beobachtet. In einem gewöhnlichen Fernglas (so auch im M und V) erscheinen
die Leitungen als sehr feine, graue Linien, durch das Kowa erscheinen
diese Linien aber schwarz, was auf einen sehr guten Kontrast hindeutet.
Die Ursache mag in der guten Korrektur der chromatischen Aberration zu
suchen sein. Der Sterntest (Stern 2. Grössenklasse) ergibt punktförmige
Sterne vom Zentrum bis etwa 75% zum Rand hin, dann schleicht sich langsam
ein Astigmatismus ein, der den Stern etwas auseinanderzieht. Das M
verhält sich hier ganz ähnlich, das V fällt etwas zurück, denn hier
sind die Sterne nur innerhalb etwa 65% punktförmig. Leica und Zeiss
sind auch nicht besser als die 75% des K und M, aber das Swarovski EL
ist hier der Platzhirsch, da es Sterne bis fast 90% zum Rand hin
scharf abbildet.

Streulicht: Eine kritische Testsituation: 1/2 Stunde nach Sonnenuntergang,
Blick Richtung Westen auf ein dunkles Waldstück mit dem hellen Himmel
im Hintergrund. K und M sind nahezu perfekt, auch sehr kritisches Gegenlicht
kann keinen nennenswerten Verlust an Kontrast erzeugen. Das V zeigt
manchmal einen diffusen weissen Schleier im Randbereich des Sehfeldes,
allerdings reicht dieser nicht weit in das Zentrum hinein, so dass
weite Bereiche des Sehfeldes trotzdem brauchbar bleiben.

Geisterbilder: Ein kritischer Test: Helle Strassenlaternen in der Nacht
aus mittlerer Distanz (200m). Durch mehrfache Reflexion an den Glasflächen
können Mehrfachbilder auftreten, deren Intensität viel über die Effizienz
der Vergütung aussagt. Alle drei Testkandidaten schneiden hier sehr gut
ab, was beweist, dass an der Vergütung nicht gespart wurde. Das Kowa
scheint sogar einen kleinen Vorsprung zu haben, verliert ihn aber durch
einen anderen Umstand: Alle Dachkantgläser erzeugen bei einer sehr hellen
punktförmigen Lichtquelle einen feinen Lichtbalken, das Resultat einer
Lichtbeugung an der Dachkante. Da die Dachkanten auf beiden Seiten
unterschiedlich orientiert sind, erkennt man mit beiden Augen daher
zwei sich kreuzende Balken. Porro Ferngläser zeigen diesen Effekt nicht.
Hier zeigt das K Balken von etwas höherer Intensität als das M oder V.
Auch beim Leica und Swarovski habe ich diese Effekte gesehen, ein Zeiss
Victory FL schnitt dabei in einem direkten Vergleich deutlich besser ab.

Farbton: Der Papiertest zeigt ein perfekt neutrales Bild mit dem K,
und einen etwas warmen Farbton beim M und V.

Verzeichnung: Das M hat eine normal kissenförmige Verzeichnung, wie
sie auch bei Leica/Zeiss/Swarovski zu finden ist. Das K ist nahezu
frei von Verzeichnung, so wie etwa das Nikon HGL, das V liegt mit seiner
Korrektur zwischen dem M und dem K. Wie wir wissen, wird die Verzeichnung
dazu verwendet, den Globuseffekt beim Schwenken zu eliminieren, und
daher zeigt das K eben diesen Globuseffekt sehr deutlich. Beim V
ist er noch ansatzweise zu erahnen, und das M zeigt beim Schwenken
einen sehr gleichmässig ablaufenden Hintergrund. Da die drei Ferngläser
unterschiedlich verzeichnen, ist es eigentlich auch nicht legal, das
scheinbare Sehfeld, wie oben getan, mit der Winkelbedingung abzuschätzen.
In der Tat wirkt das Sehfeld des K kleiner als es die 4 Grad Differenz
zum M erwarten lassen.


Teil II: Mechanik und Haptik

Das Wichtigste zuerst: Das K besitzt ein Gewinde vor den Objektiven,
in das man Standard 46mm Filter einschrauben kann! Was Leica und Co.
also noch immer nicht geschafft haben, ist bei Kowa jetzt realisiert.
Man kann also Polfilter verwenden, wenn man eine glänzende Wasseroberfläche
beobachtet, oder Gelbfilter, falls es über einer Schneefläche oder im
hellen Sonnenlicht zu sehr blendet.

Alle drei Ferngläser sind druckwasserdicht und mit einem trockenen
Füllgas geflutet (Stickstoff bei K und M, Argon bei V). Eine
Gummierung schützt bei leichten Schlägen vor Schrammen. Die Nahgrenzen
sind 1.7m (K), 3m (M) und 2.5m (V), alle drei Ferngläser haben einen
Austrittspupillen-Längsabstand von etwa 18mm und sind daher geeignet
für Brillenträger. Das Gewicht ist, nach eigener Messung, 990g (K),
910g (M) und 860g (V). Zum Vergleich: Leica Ultravid hat 790g, Zeiss
Victory FL hat 775g, und Swarovski EL hat 820g (laut Werksangaben).
Man erkennt also, dass die billigeren Ferngläser etwa 100-200g
mehr Masse mitbringen als die Spitzenklasse.

Die Drehaugenmuscheln des M lassen sich nicht auf einen Zwischenabstand
arretieren, das K hat insgesamt 4 verriegelbare Stellungen, und das V
hat etwas ganz Besonderes: Die Muscheln lassen sich in jedem Abstand
verriegeln, und es gibt auch eine Skala, die den Abstand anzeigt - eine
sehr gute Idee! Die Fokussierung erfolgt beim K und beim V über eine
riesige Walze, die sehr leicht zu erreichen ist. Für den Dioptrieausgleich
muss man beim V diese Walze etwas herausziehen. Leider läuft dieser
Ausgleich so schwer, dass er kaum mit einem Finger zu bedienen ist.
Das K hat seinen Dioptrieausgleich rechts am Okular, ein Ring,
der mit einer Mulde für den Daumen ausgestattet ist. Dieser Ring
hatte bei meinem Testexemplar ein wenig mechanisches Spiel, was die
Einstellgenauigkeit oder Geschwindigkeit etwas beeinträchtigt. Das
M hat eine gummierte Fokussierwalze und einen zweiten Ring zur
Dioptrieanpassung dahinter. Insgesamt liegt das M mit seiner
kurzen und etwas breiten Bauform hervorragend in der Hand. Das
V mit seinem Durchgriff ist zur Not auch mit einer Hand zu halten.


Zusammenfassung:

Die beste Optik kommt mit dem K, das hier auch eine Herausforderung
für die drei Grossen darstellen dürfte. Es ist wohl weniger
die optische Perfektion, die den Unterschied zu den teuren
Spitzenmodellen macht, sondern eher die 150g mehr Gewicht und das
etwas kleinere Sehfeld. Nimmt man diese Einschränkungen in Kauf,
kann man man eine Menge Geld mit dem K einsparen, ohne Kompromisse
in der optischen Leistung hinnehmen zu müssen.

Das M ist ebenfalls erfreulich stark, ich würde es über dem Docter
8x42 B/CF einstufen, wegen der besseren Streulichresistenz. Insbesondere
in der Astronomie dürfte es Freunde finden, wegen seines angenehm
weiten und ebenen Sehfeldes. Es fasst sich ein bischen wie ein Porro
an, wegen seiner kurzen und etwas breiteren Bauform.

Das V kostet nur die Hälfte des K und ist dem entsprechend ein
wenig schwächer. Da es aber solide gebaut zu sein scheint und mit
einer modernen Vergütung kommt, stellt es eine gute Alternative
im Preisbereich um 500 Euro dar.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Test: Kowa vs. Meopta vs. Vortex (Vorsicht: Lang!)

Holger Merlitz 10891 07. September 2007 15:32

Können Sie noch etwas zur Fokussierung sagen?

MP 2420 07. September 2007 16:56

Re: Können Sie noch etwas zur Fokussierung sagen?

Holger Merlitz 2522 07. September 2007 20:38

Die Ergebnisse werde ich mit meinen Gläsern vergleichen

MP 2558 08. September 2007 01:07

Vorschlag: Drehwinkel für Einstelldifferenz unendlich bis 5 m

Walter E. Schön 2481 08. September 2007 13:40

Re: Vorschlag: Drehwinkel für Einstelldifferenz unendlich bis 5 m

Holger Merlitz 2185 08. September 2007 14:50

Re: Test: Kowa vs. Meopta vs. Vortex (Vorsicht: Lang!)

Robert Fritzen 2526 07. September 2007 16:58

Gegenüberstellung Kowa XD 10,5 x 44 vs. Zeiss Victory 10 x 42 FL

Frank 11002 07. September 2007 19:09

Anderes Pflichtenheft=anderes Ergebnis

Norbert Weigand 2526 07. September 2007 20:10

Zum scheinbaren Sehfeld

Holger Merlitz 2693 07. September 2007 21:04

Re: Zum scheinbaren Sehfeld

Frank 3209 07. September 2007 23:53

Noch etwas: Drehaugenmuscheln, die drücken

Holger Merlitz 2434 07. September 2007 21:46

Zustimmung

Udo 2258 08. September 2007 10:24

Re: Test: Kowa vs. Meopta vs. Vortex (Vorsicht: Lang!)

Volker Werres 3041 08. September 2007 11:44

Re: Test: Kowa vs. Meopta vs. Vortex (Vorsicht: Lang!)

Holger Merlitz 2921 08. September 2007 13:38



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