Die Objektive des Canon-Fernglases 10x42 L IS WP sind hervorragend. Es war also NICHT AUS QUALITÄTSGRÜNDEN „nötig“ abzublenden. Aber „Jens_B“ hat völlig recht, wenn er sagt, daß die Objektive etwas überdimensioniert sein müssen, wenn bei weiter Auslenkung der Bildstabilisierung keine verstärkte Vignettierung auftreten soll. Dieser nötige Überdimensionierung ist aber deutlich geringer als die hier fehlenden 5 mm.
Die Überdimensionierung wäre vermeidbar, wenn sich die Vari-Angle-Prismen unmittelbar hinter den Objektiven befänden, wo die Vari-Angle-Prismen aber einen noch viel größeren freien Durchlaß haben müßten. Ein größerer Durchlaß hat jedoch ein erheblich größeres Volumen und somit eine entsprechend größere träge Masse zur Folge, die wie ein Tiefpaßfilter die Stabilisierung höherfrequenter Zitterbewegungen reduzieren bis verhindern würde. Also muß das Vari-Angle-Filter so klein wie für die gewünschte Öffnung gerade möglich gebaut sein. Das läßt sich erreichen, indem das Vari-Angle-Prisma in einigem Abstand hinter dem Objektiv im sich nach hinten verjüngenden Strahlengang eingesetzt wird. Es kann aber nicht hinter den Umkehrprismen eingebaut werden, wo es den geringsten Durchmesser haben dürfte, weil dort wegen des nur noch sehr kurzen Abstandes zum Primärfokus eine viel zu kleine Bildverschiebung zur Kompensation des Bildzitterns möglich wäre. Also werden die Vari-Angle-Prismen kurz vor die Umkehrprismen gesetzt. Soweit hat Canon völlig korrekt und logisch gehandelt. Aber wenn der EFFEKTIVE Öffnungsdurchmesser des Fernglases 42 mm und der AP-Durchmesser 4,2 mm betragen soll, wie es in den technischen Daten angegeben wird, hätten die Vari-Angle-Prismen eben doch um ca. 11% größer sein müssen. Und wenn sich dann nicht mehr die gewünschte obere Grenzfrequenz für die noch zu kompensierende Zitterbewegung hätte erreichen lassen (wie das offenbar der Fall war), dann darf man nicht 42 mm als Öffnungs- und 4,2 mm als AP-Durchmesser in die technischen Daten schreiben. Denn als Öffungsdurchmesser gilt nicht der freie Durchmesser des Objektivs ungeachtet dessen, was nachträglich noch ausgeblendet wird, sondern eindeutig und unmißverständlich der EFFEKTIVE Öffnungsdurchmesser.
Canon hätte also für ein echtes 10x42 die Vari-Angle-Prismen um ca. 11% größer und dann, um die Vignettierung bei Vollauslenkung des Stabilisierungssystems zu vermeiden, den freien Objektivsdurchmesser ebenfalls noch etwas größer machen müssen. Bei einem Korrekturbereich der Bildstabilisierung von ±0,8%, wie von Canon für dieses Fernglas angegeben, ist diese Vergrößerung der freien Objektivöffnung jedoch nur gering, nämlich kaum mehr als 2 mm, so daß 44 mm statt 42 mm genügen müßten.
Walter E. Schön