Zum Thema APO versus Fraunhofer gibt es sicher mehr Meinungen als Gerätetypen. Das muß aber auch so sein, weil der schwammige Begriff des Preis/Leistungsverhältnisses eine große Rolle spielt.
Lichtenknecker war meines Wissens nach der erste, der mit seiner RC-Wert Angabe versucht hat, seine unterschiedlichen Refraktorobjektive zu klassifizieren. Dabei ist ein kleiner RC-Wert besser als ein großer.
Der RC-Wert wird kleiner bei einem Objektiv gleicher Konstruktion bei längerer Brennweite, d.h. das längerbrennweitige Objektiv ist in seinen Abbildungseigenschaften überlegen.
Bei gleicher Brennweite und gleichem Objektivdurchmesser ist die aufwendigere Konstruktion der einfacheren überlegen.
Hinzu kommt aber auch, daß die langen Brennweiten immer zu einem kleinen Feld führen. Außerdem werden diese Teleskope sehr schnell unhandlich und benötigen eine sehr stabile Montierung.
Der Ausweg ist also, eine Objektivkonstruktion aus höherwertigen optischen Gläsern einzusetzen. Diese Konstruktionen sind den normalen Fraunhoferobjektiven bei gleichem Öffnungsverhältnis weit überlegen. Es liegt dann weniger am Konstrukteur als an der Marketingabteilung, wieviel von diesem Qualitätsvorteil durch die gewünschte "schnellere" Öffnung wieder aufgezehrt wird. So finden Sie dann, daß ein 1:7 ED Apochromat an Planeten nicht besser ist, als sein gleichgroßes 1:15 Fraunhofer-Pendant. Zusätzlich bietet der "kurze" Apochromat aber ein viel größeres Bildfeld, und ist daher für Deep Sky Beobachtungen besser geeignet. Man sollte nicht verschweigen, daß viele extreme APO-Konstruktionen über ein starkt gekrümmtes Bildfeld verfügen. Um diese bei der Fotografie störende Wölbung zu beseitigen, setzt man spezielle Bildebnungslinsen ein, die fast immer die Brennweite verlängern.
Bei der Beobachtung am Himmel erscheinen im Apochromaten die Sterne etwas feiner und punktförmiger. Die erreichbare Grenzgröße ist ebenfalls minimal höher, weil die Transmission der Gläser etwas höher ist und der kleinere Farbfehler sowohl den Kontrast als auch die Punktabbildung für alle Farben verbessert.
Falls Sie zu diesem Thema weitere Informationen benötigen empfehlen wir Ihnen folgende Literatur:
Laux, Astrooptik
Rutten, van Venrooij, Telescope Optics
G. Roth, Handbuch der Sternfreunde
Ob Sie dann für ihre Zwecke, den Mehrwert als preiswert ansehen und ein solches System erwerben und einsetzen wollen, müssen Sie dann selbst entscheiden.