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Spagat zwischen Profi und Amateur

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14. Juni 2007 22:13
Hallo Herr Jülich,

zunächst möchte ich mich bedanken, daß Sie sich für mich auch nach Ladenöffnungszeit noch Zeit für ein intensives Beratungsgespräch nahmen. Verzeihen mögen Sie mir, daß ich gelegentlich etwas beratungsresistent bin. Offenbar habe ich zu lange im professionellen Segment der Astronomie gearbeitet und mit Instrumentenbau meine Brötchen verdient.

Sicher, es macht einen Unterschied, ob man es beruflich mit einem 40" Ritchie Kretin (man möge mir den Scherz verzeihen) zu tun hatte, dessen Montierung erdbebensicher in einer soliden Ascania Gabel aufgehängt und selbst nach mittelschweren Eifelbeben (so geschehen in den 80ern) mit einer Fehlpeilung von nur wenigen Bogenminuten zu rechnen hat, oder ob man den ATARI im kleinen Handgepäck nebst CCD Kamera aus der Pionierzeit an einem 2m Teleskop der ESO zur Astrophotografie montieren durfte, neben dem man bequem auf und abhüpfen konnte, ohne das sich etwas nennenwertes im Bild erkennen ließ.

Was die Qualität der Mechanik im Amateurbereich angeht habe ich das Forum hier überflogen und auch den Erfahrungsbericht über das Meade 10" Schmidt-Newton im originalen Lieferumfang wohlwollend zur Kenntnis genommen. Ich bin im Grunde überzeugt, daß wir es so machen werden, wie Sie es vorschlugen. Nämlich kaufen wie besehen und später auf eine "richtige" Montierung setzen. Als Experimentalphysiker darf ich anmerken, daß ich in Sachen Resonanz auf kommerziellen Billigmontierungen Kummer gewöhnt bin. Nachzulesen in SuW 12/92 ("Mustererkennung in der Astronomie"). Doch kann man hier vieles, die richtigen Mitteln angewandt, verbessern. Daß solche Improvisationskunst kombiniert mit Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Auswertesoftware selbst nach 15 Jahren in Deutschland ein Geheimnis ist, finde ich nach kurzer Recherche aktueller Ausgaben des führenden Magazins der Amateure beschämend für den Standort Deutschland. Allerdings hat sich solche Kunst bis heute auch in Profikreisen nicht durchsetzen können. Gerade die Lesekultur bietet mithin immer weniger interessante Artikel aus den Reihen der Amateure. An Farb-Fotos haben wir uns längst satt gesehen, doch für uns Astronomen etwas zu verbessern, davon gibt es einiges, wie zahlreiche Berichte hier zeigen. Vielleicht macht dies für mich den Reiz aus, wieder neu zu beginnen.

Die von Ihnen angebotene Beratung ist wohl seriös zu nennen. Einem Einsteiger zu einem Teleskop um die 4-6 Zoll Öffnung zu raten ist konsequent und teilt meine Auffassung. Weniger sollte es jedoch nicht sein, wenn man Freude an Saturn oder dem Ringnebel haben will. Es hat nach Jahren der Schlechtwetterastronomie wieder einmal richtig Freude gemacht, Ihren Rat anzunehmen und freue mich darauf, meinen "Hund" zu dem Sie mir schon einmal trefflich rieten wieder gegen ein richtiges Teleskop zu tauschen.

Ich denke, wir finden einen Kompromis, was Preis, geforderte Öffnung Transportabilität und Stabilität angeht. Allenfalls den 6 Zöller muss ich Ihnen ausreden, denn mit dem 4 1/2 Zöller wurden bereits etliche Veröffentlichungen gestaltet. Und nun muss einfach etwas Größeres her. Ich denke wir sind uns erneut bereits so gut wie handelseinig.

Danke dafür!

Was die Kritik angeht, ...

so denke ich entgegen der herrschenden Meinung im hiesigen Forum, daß lambda Zahlen und Ronchis etwas sind für diejenigen, die planen Ihr Teleskop so lange zurückzugeben, bis es die Anforderungen erfüllt. Ich denke jedoch auch nicht, daß einer derjenigen, die hier ihre diesbezügliche Kritik äußerten wirklich imstande wären solche Messungen im Rahmen einer soliden Qualitätssicherung selbst durchzuführen. Auch fraglich, ob man dann mit dem Tubus alleine noch zufrieden sein kann, solange sein Gewicht nicht in Tonnen zu bemessen ist. Carl Zeiss Jena hatte ja seine damalige Amateurpalette resigniert einstellen müssen. Eine, die solche Anforderungen erfüllt hätte. Und so stimme ich allenfalls denjenigen hier in diesem Forum zu, die bereits erkannt haben, daß der Kunde selbst in den vergangenen Jahrzehnten die Kompromisse der Hersteller hinsichtlich Stabilität und optischer Güte bestimmt hat. Allerdings frage ich mich, warum die Preise hierzulande suggerieren, daß die gleiche Qualität besser wäre als in den USA. Doch muss man auch sehen, daß sich die Qualität seit den Achtzigern erheblich verbessert hatte. Damals konnte man allenfalls bei besagten Fernostimporten bis 11 cm sicher sein ein beugungsbegrenzt abbildendes Teleskop zu einem günstigen Preis zu erhalten.

So wird einiges in der Amateurastronomie ein manchmal sogar fauler Kompromis bleiben. Glücklich diejenigen, deren Arbeiten von den Profis geschätzt werden. Denn zu tun gibt es in der Astronomie mehr denn je und mehr als genug. Arbeiten, die die Profis aus Zeitmangel und mangels teurer Beobachtungszeit nicht leisten können. Auf daß wir besser werden, als nur durch den Dobson zu gaffen und solche Berater finden, die uns abraten, einfach nur nachzuäffen.

Dennoch dürfen wir, die es immer besser wissen wollen auch nicht vergessen, daß es manchmal auch seinen Reiz hat einfach nur durch die Röhre zu schauen. Es ist nicht nur entspannend, trägt zum Streßabbau bei, sondern es ist immer wieder aufs Neue faszinierend. Und selbst gestandene Profis können sich stunden lang in romantisch kitschigen Sonnenuntergängen auf La Silla und anderswo baden. Ein bisserl Selbstkritik zwischen den Linsengesprächen gehört einfach dazu.

Ich bitte um Entschuldigung für meinen ausschweifenden Ersteinstieg hier in diesem gelungenen und toleranten Forum. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen. Weiter so.

Thilo Bauer





6-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.06.07 22:36.
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Spagat zwischen Profi und Amateur

T. Bauer 2590 14. Juni 2007 22:13



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