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Ingvar Hedevang
02. Oktober 2000 09:35

1985 habe ich mich spontan in einen Newton verliebt.
Auf dem Weg zur Bonner Oper entdeckte ich abends in einem Schaufenster ein leuchtend rotes Fernrohr mit schwarzer Montierung.
Herr Jülich wollte es mir erst überhaupt nicht verkaufen.
Er meinte, die aktuellen Geräte hätten einen weißen Tubus und rot wäre als Blickfang fürs Schaufenster besser geeignet und hätte nur Nachteile.
Außerdem wäre dieses Gerät nicht neu und ein Einsteiger sollte mit einem kleineren Refraktor anfangen.
Ich war hartnäckig und wenige Tage später wurde das Gerät in die Nähe von Bad Neuenahr geliefert.
Das Modell Meade 826 bedeutet 8" Objektivdurchmesser, 1:6 Öffnungsverhältnis.
In der Grundausstattung gab es zwei Okulare MA 9 mm und MA 25 mm.
Die Montierung war bereits mit einem Antriebsmotor ausgerüstet, der allerdings 220V benötigte, ein Synchronmotor.
Die Verstellung der Deklinationsachse funktionierte einfach durch Drücken gegen den Tubus.
Wenn man ein Teleskop kauft, kauft man nicht unbedingt auch gutes Beobachtungswetter.
So dauerte es fast 4 Wochen, bis ich zum ersten Mal beobachten konnte.
Ich hatte Herrn Jülich gebeten, mir einige Stunden zur Verfügung zu stehen und mir eine private Einweisung vor Ort zu geben.
So sah ich dann das erste Mal durch ein, mein Teleskop.
Ich hatte vorher noch nie auch nur mit einem Fernglas den Himmel beobachtet, besaß keinerlei Literatur und war erwartungsfroh wie ein Kind.
Herr Jülich hatte noch einiges Zubehör mitgebracht, justierte unendlich lange bis er zufrieden war und dann ging die Reise los.
Kugelsternhaufen, M13 ein rundes Kügelchen, daß mich irgendwie an eingepackten Kochbeutelreis erinnerte, man erkannte in der Kugel, besonders zum Rand hin einige Körner. Ich weiß noch bis heute, wie enttäuscht ich war.
Der Ringnebel in der Leier, man konnte ihn sehen, aber es war so eine Art undeutlicher Rauchkringel.
Es gab dann noch einige weitere Objekte, die mich aber alle nicht beeindruckten, bis ich zum ersten Mal den Saturn sah.
Donnerwetter, man konnte den Ring sehen. Er war einfach schön anzusehen.
Jetzt interessierten mich auch die Erklärungen, die mich vorher nur gelangweilt hatten.
Dann ging der Mond auf und ich betrachtete sicher mehr als 2 Stunden nur den Mond. Herr Jülich hatte sich längst verabschiedet, meine Frau war schon Stunden im Bett, ich betrachtete noch immer fasziniert den Mond.
Am anderen Tag im Büro habe ich von nichts anderem erzählt, vereinbarte einen Termin für das Wochenende mit den Kollegen um dann aber nur Wolken zu betrachten.
Es wurde ein toller, entdeckungsreicher Winter.
Ich habe dann nach vielen Beobachtungsnächten und stundenlangen Beratungsgesprächen entschieden, die Schwachpunkte des Systems auszumerzen und richtig in dieses Hobby einzusteigen.
Ich erwarb bessere Okulare, einen größeren Sucher mit beleuchtetem Fadenkreuz, einen 4" Sonnenfilter und genügend interessante Literatur.
Die Montierung stellte ich dem Leiter unserer Lehrwerkstatt vor mit der Bitte, diese zu verbessern.
Der telefonierte mit Herrn Jülich und schüttelte dann sein graues Haupt, tauschen nicht verbessern.
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Lehrwerkstatt eines Fahrzeugherstellers nicht fähig wäre, eine gute Montierung zu bauen und erwarb einiges an Literatur.
Herr Jülich riet, eine Montierung der Firma Lichtenknecker zu erwerben und da ich häufig in Genk zu tun hatte, fuhr ich dann die paar Kilometer herüber nach Hasselt.
Ich fand eine kleine, dunkle Werkstatt hinten in einer Hofeinfahrt, schwach erleuchtet, eine freundliche Dame und zwei Mechaniker, die ich auf flämisch ansprach.
Der Chef, Herr Lichtenknecker wäre nicht da. Ich fuhr sehr enttäuscht zurück, Herr Jülich verstand sicher etwas von Astronomie, aber wie eine richtige mechanische Produktion auszusehen hatte, brauchte man mir nicht erklären.
Herr Jülich schien etwas amüsiert, es wäre ja nicht eilig und bei meinem nächsten Besuch in unserem Headquarter sollte ich doch einmal über Kalifornien, Cosa Mesa, zurückfliegen.
Dann wies er mich noch auf eine Montierung hin, die in seinem Geschäft stand, diese wäre von Lichtenknecker.
Diese Montierung war überzeugend, ich war ja sozusagen doppelter Fachmann, einerseits von meiner Erfahrung mit der Meademontierung, andererseits von meinem täglichen Umfeld in der Automobilproduktion.
Einige Monate später war ich dann in Kalifornien. Wer in einem traditionsreichen amerikanischen Unternehmen arbeitet, weiß, daß die Leute aus Kalifornien in dem Ruf stehen, ein wenig mehr zu leben und etwas weniger hart zu arbeiten.
Zumindest sieht man das aus Detroit so. So war ich angenehm überrascht, in Cosa Mesa die Firma Meade Instruments zu finden.
Sie war nicht sehr groß, es standen auch nur wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz, aber alles machte einen modernen Eindruck.
Es waren einige Modelle ausgestellt und ich sprach mit Herrn Diebel. Mein bleibender Eindruck war, Meade kämpft gegen Celestron, denn jedes technische Detail, das mir erläutert wurde, wurde in den Kontext gestellt, "wir machen es besser als Celestron". Das kannte ich auch von unserer amerikanischen Geschäftsleitung so.
Ich fuhr dann später noch einmal zusammen mit Herrn Jülich zu Herrn Lichtenknecker. Wir wurden freundlich begrüßt, saßen in einem beengten kleinen Büro auf alten Stühlen und gingen dann eine Treppe hoch in den Ausstellungsraum. Hier standen mindestens 10 unterschiedliche Geräte, eines war auch für meinen Begleiter neu, sodaß sich sofort eine lebhafte Diskussion ergab. Der Unterschied zwischen Herrn Lichtenknecker und Herrn Diebel ist einfach beschrieben.
Meade wollte besser als Celestron sein, Lichtenknecker wollte dagegen wirklich gut sein. Er liebte Optik, er diskutierte Details, er diskutierte Meßergebnisse.
Es war klar, daß man mit dieser Einstellung nicht Marktführer werden konnte, aber man konnte gute Instrumente bauen für jene Kunden, die dies zu schätzen wußten.
Ich habe dann, eine knappe Woche später ein komplettes MPT200 bestellt, montiert auf der damals aktuellen 80B mit der Glockensäule aus Leichtmetall.
Der Liefertermin wurde überschritten, das Ergebnis war aber wie erhofft. Seit 1987 habe ich ein wirklich gutes Instrument, daß ich aber beruflich bedingt, viel zu selten benutze.
Trotzdem beobachte ich ab und zu noch mit meiner roten Liebe. Auch wenn ich heute weiß, daß Äußerlichkeiten auch bei Teleskopen nicht alles sind.
Ich werde 2002 in Rente gehen und plane dann, mehr Zeit für dieses schöne Hobby zu haben.
So bin ich gerne der Aufforderung gefolgt, etwas über meine Teleskope zu schreiben. Die besten Grüße an Herrn Jülich, Herrn Koch und die Mannschaft.

Ingvar Hedevang
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Lichtenknecker MPT200

Ingvar Hedevang 3997 02. Oktober 2000 09:35



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