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Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

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19. März 2005 14:23
Könnten Sie die Internetadresse des Forums(beitrags) angeben, in dem Ihre Fotos zu sehen sind? Ich habe bei Astronomie.de nachgesehen, finde dort aber nichts, und auch im Astrotreff war ich erfolglos. Es muß also wohl noch ein weiteres, mir bis dato unbekanntes Forum geben.

Zu ihrer Frage.

1. Ein leichter Farbunterschied kann durchaus vorkommen und ist unbedenklich, was ich gleich begründen werde. Dennoch sind Ihre Sorgen berechtigt, daß sich deswegen der Wiederverkaufswert reduzieren kann. Denn wenn der Käufer (so wie Sie bisher) nicht weiß, daß der Farbunterschied in der Reflexion keine sichtbaren Auswirkungen auf die Transmission hat, wird er ihn wahrscheinlich für einen Fehler halten, der den Wert des Fernglases in seinen Augen herabsetzt. Und selbst wenn er weiß, daß der Farbunterschied keine praktische Bedeutung hat, könnte er ihn zumindest zum Vorwand zum Feilschen um einen nierigeren Preis ausnutzen. Wenn Sie das Fernglas eben erst gekauft haben, würde ich es an Ihrer Stelle mit eben dieser Argumentation bei Ihrem Händler reklamieren und austauschen lassen oder einen Preisnachlaß (zum Ausgleich Ihres potentiellen späteren Mindererlöses) aushandeln.

2. Was Sie als Farbe des Reflexes sehen, ist das von der Oberfläche (Vergütung) reflektierte Licht. Beim Durchschauen sehen Sie das transmittierte Licht. Da es ein Zeiss FL ist, können Sie davon ausgehen, daß der Reflexionsgrad übers sichtbare Spektrum nicht größer als 0,5%, im wesentlichen Wellenlängenbereich sogar noch deutlich kleiner ist. Wenn Sie nun anstelle einer Transmissionskurve, die sich leicht gewellt so etwa auf dem Niveau von 99,5% dahinschlängelt, eine andere Kurve betrachten, die in starker Überhöhung den Reflexionsgrad übers Spektrum hinweg darstellt, müssen Sie folgendes beachten: Es genügt, daß diese nach unten durchhängende Reflexionsgrad-Kurve für die blau schimmernde Linsenoberfläche des linken Okulars z.B. so zu längereren Wellenlängen hin verschoben ist, daß sie im Blaubereich vielleicht um 5 bis 10% des Mittelwertes dieser Kurve (also NICHT 5 bis 10% des einfallenden Lichts!) höher verläuft als die des anderen Okulars und im Rotbereich entsprechend niedriger, daß Sie den blauen statt rotvioletten Farbton als dominant wahrnehmen. Nehmen wir mal den ungünstigen Fall an, daß es ganze 10% mehr Blau wäre. Nun ist aber die Reflexion nur max. 0,5%, vielleicht sogar nur 0,2% des einfallenden Lichts hell. Davon 10% bedeutet also, bezogen aufs einfallende Licht, nur 0,05% oder gar nur 0,02% Unterschied zwischen beiden Okularen. Da in der Durchsicht durchs Fernglas das Licht, das Sie als Reflexion sehen, fehlt, heißt das, daß die Transmission des rechten Okulars im Blaubereich um 0,05% bis 0,02% geringer ist als im rechten Okular. Sie hätten dann im Blaubereich statt 99,5% „nur“ 99,45% im ungünstigeren Falle oder statt 99,8% „nur” 99,78% Transmission im günstigeren Falle. Soll das wirklich sichtbar sein? NEIN!

Fazit: In der Reflexion sichtbare Farbunterschiede wirken sich in der Transmission komplementärfarben aus, jedoch nur in einem verschwindend geringen Maße, nämlich in der Größenordnung von etwa einem 200stel (aus 10% Schwankung wurden 0,05%) bis gar nur einem 500stel (aus 10% wurden 0,02%) des in der Reflexion sichbaren Effekts und somit fürs Auge UNSICHTBAR. Man kann also mit Fug und Recht sagen, daß es sich um einen reinen Schönheitsfehler handelt.

Noch eine Antwort auf die sich Ihnen vielleicht jetzt stellende Frage, wie es denn zu solchen Unterschieden kommen kann: Die Abstimmung auf die gewünschte Wellenlänge (Einschichtvergütung) oder den gewünschten Wellenlängenbereich (Mehrschichtvergütung), bei der bzw. dem die Reflexion minimiert wird, geschieht über die Schichtdicke. Die muß deshalb während des Aufdaumpfprozesses gemessen und gesteuert werden. Dazu wird meistens außer den zu vergütenden Linsen auch noch ein Quarzplättchen mit in den Vakuumofen gesteckt, auf dem sich ebenfalls das Vergütungsmaterial niederschlägt und eine ebenso dicke Schicht wie auf den Linsen bildet. Dieses sehr dünne Quarzplättchen erhöht mit wachsender Schichtdicke seine Masse, und wenn man nun unter Ausnutzung des Piezoeffekts das Quarzplättchen zum Schwingen bringt, dann reduziert sich mit dem Massenzuwachs seine Resonanzfrequenz (der Ultraschallton „klingt” tiefer). Die Resonanzfrequenz kann man messen und daraus auf die Masse und aus dieser wiederum auf die Schichtdicke schließen. Hat man die gewünschte Schichtdicke erreicht, wird der Vergütungsvorgang schlagartig abgebrochen. Da alle Messungen toleranzbehaftet sind und im Interesse kostengünstiger Fertigung der Vergütungsvorgang schnell verlaufen soll, kann dann schon mal so etwas passieren. Allerdings sollte der Hersteller dann die Linsen paarweise nach gleichem Farbton aussortieren, wenn sichtbare Farbunterschiede auftreten. Hat das eine Fernglas zwei etwas bläulicher schimmernde Okulare als ein anderes Fernglas derselben Baureihe, wird das niemanden stören. Es fällt aber auf, wenn man links ein bläuliches und rechts ein rötlichviolettes Okular hat, auch wenn es in der Durchsicht ohne Bedeutung ist.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Thomas Becker 2407 19. März 2005 12:23

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Walter E. Schön 1646 19. März 2005 14:23

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Thomas Becker 1166 19. März 2005 14:51

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Wolfgang Henseler 1157 19. März 2005 15:18

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Franz-Josef Severin 1173 19. März 2005 18:18

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

A. Mackenbrock 1147 21. März 2005 11:56

Re: Unterschiedliche Färbung der Vergütung beim 8x42FL

Thomas Becker 1154 21. März 2005 17:48



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