Diese relativen (= am Nobilem normierten) Zahlen erscheinen mir sehr zutreffend und entsprechen bei allen mir bekannten unter den in Ihrer Liste aufgeführten Ferngläsern meinem visuellen Eindruck.
Folgende Tips möchte ich dazu geben:
1. Die Meßzelle Ihres Photometers sollte exakt in der Austrittspupillenebene der Ferngläser liegen, weil sie nämlich eine Beleuchtungsstärke mißt, und die nimmt vor und hinter der AP ab. Da die Pupillenschnittweiten der verschiedenen Modelle unterschiedlich sind, sollte man daher erst die Pupillenlage feststellen*) und dann die Meßzelle dort anordnen und nicht grundsätzlich in 8 oder 10 mm Abstand. Allerdings ist zumindest bei den Ferngläsern mit großer Austrittspupille eine gewisse Tolerenz um einige Millimeter dann gegeben, wenn die Meßzelle deutlich kleiner als die AP ist.
*) Wo die Pupille liegt, kann man bei beidäugigem Sehen leicht erkennen. Wenn man z.B. die Spitze einer Nadel genau an den Rand des in der Luft frei schwebenden Pupillenscheibchens hält (nicht mit der wackelnden Hand, sondern mechanisch stabil mit einer Vorrichtung) und dann die Augenposition zur Achse hin und von dieser weg verschiebt, kann man sehr genau feststellen, ob die Nadelspitze exakt in der Pupillenebene liegt: Ich das nicht der Fall, dann bewegen sich Nadelspitze und Pupillenrand relativ zu einander (Parallaxeneffekt), liegen beide in der gleichen Ebene, bleibt die Lage stabil.
2. Ein kleiner Nachteil dieser Messung ist, daß sie auch Streulicht aus seitlicher Richtung, das nicht zum Bildaufbau beiträgt (also mit Einfallsrichtung außerhalb des wahren Sehwinkels), mit erfaßt. So bekommen Ferngläser z.B. mit schlechter Vergütung, schlechter Schwärzung der Linsenräder und Innenseiten des Tubus oder mit verstaubten Linsen einen ungewollten Bonus.
3. Da auch ein Kompaktfernglas (Zeiss 8x20) mit nur 2,5 mm großer AP im Testfeld war, müßte speziell bei diesem darauf geachtet werden, daß die Sensorfläche der Meßzelle vollständig innerhalb der AP liegt und nicht etwa größer ist (ich hoffe, daß das bei Ihrem Meßgerät gegeben war) und daß hier die Lage der Meßzelle am Ort der AP besonders genau eingehalten wird.
3. Auch wenn diese improvisierte, aber sicher sehr zuverlässige Messung einen Helligkeitswert liefert, sollte man die Ergebnisse nicht als „Bildhelligkeit” der Ferngläser bezeichnen, sondern besser als näherungsweise relative „Transmission”. Denn die Bildhelligkeit hängt außer von der Transmission auch noch von der Größe der AP und der Augenpupille ab, die in dieser Messung nicht erfaßt sind. Wenn also das Zeiss 8x20 und das Leica Trinovid 10x42 BA in Ihrer Messung denselben relativen Wert 99,5% lieferten, dann haben sie zwar die gleiche Transmission, aber bieten dem Betrachter nur dann ein gleich helles Bild, wenn dessen Augenpupille so groß wie oder kleiner als die kleinere der beiden Austrittspupillen ist (Zeiss: 2,5 mm, Leica 4,2 mm). Wenn in der Dämmerung die Augenpupille größer als 2,5 mm wird, sieht der Betrachter durchs Leica Trinovid 10x42 BA trotz gleichen Transmissionsgrades ein helleres, maximal ein 2,82mal so helles Bild. Ich habe deshalb im Betreff oben „Helligkeitsmessung” durch „Transmissionsmessung” ersetzt.
Übrigens: Danke für Ihre Mühe und aufgewandte Zeit sowie die Veröffentlichung Ihrer interessanten Ergebnisse.
Walter E. Schön
PS.: Der Unterschied zwischen Zeiss 8x42 FL und Ultravid 8x42 von nur 1,5% entspricht ganz meiner früher schon in anderen Beiträgen hier im Forum geäußerten Vermutung. Dieses Zeiss FL hat Abbe-König-Prismen, die wegen Totalreflexion keine Verspiegelung benötigen, während das Leica Ultravid Schmidt-Pechan-Prismen mit dielektrischer Mehrschichtverspiegelung hat, deren Reflexionsgrad annähernd bei 99% liegt. Da die kleineren Zeiss FL mit 32 mm Objektivdurchmesser aber wie die Ultravids derselben Größe auch Schmidt-Pechan-Prismen haben, müßte der Transmissions- und Helligkeitsunterschied zwischen dem Zeiss 8x32 FL und dem Ultravid 8x32 deutlich unter 1,5% liegen und nicht bei 3%, wie an anderer Stelle hier im Forum neulich behauptet, aber auf meine Nachfrage noch immer nicht belegt wurde.