Gestern hatte ich erstmals Gelegenheit, mein Nikon SP 10x70 in einem realen Ganztagestest zu evaluieren.
Einsatz war am Frankfurter Flughafen, Standort Beobachtungsplattform Ost, an der A5, Zeppelinheim/Hurenschneise (die Strasse heisst wirklich offiziell so)
Wetter Sonne/ Wolkenmix bei kaltem Wind und dadurch guter flimmerarmer Fernsicht.
Dort ist man bei Westwindlagen am Endanflug der südlichen Bahn, plus in 1-3 km hat man freie Sicht auf das gesamte Vorfeld und alle aussenseitig gelegenen Parkpositionen. Dazu von seitlich den Anflug auf die neue Landebahn Nord in etwa 2 km.
Mein Equipment vor Ort: Stativ, Kowa 773 30x, Nikon SP und Kowa Genesis 33
Bin leider abends dann doch nicht bis zur Dämmerung geblieben, so dass ich das Nikon nicht in seinem absoluten Stärkebereich testen konnte, deshalb gilt alles hier für die Tagbeobachtung, wo es natürlcih keine 70er Öffnung gebraucht hätte.
Aber ich hatte eben viel Zeit, auch das Freihandhandling zu testen.
Das Glas hat bekanntermassen Einzelokularfokus, Am Flughafen sind alle Objekte mindestens 100 m entfernt, also hier kein Thema.
Das Sehfeld ist ja nicht arg groß, mat hat also einen gewissen Tunnelblick, der aber dafür mit komplett randscharfem und verzeichnungsfreiem Bild (mich) entschädigt. Weitgehend Verzeichnungsfrei ist nicht schlecht bei Flugzeugen, die ziemlich das ganze Sehfeld ausfüllen.
Transmission am Tag ist absolut hervorragend, leicht besser als das Genesis im Vergleich, und es ist farbneutal abbildend.
Freihand: Wiegt ja 2,35kg incl dem Stativadapter, ist also zum Rumtragen auf Wanderungen natürlich nicht so doll, wobei ich für dieses Glas in der Bucht extra eine genau passende Tamrac-Fototasche gekauft habe, in die es waagerecht hochkant genau reinpasst. Ich kann es Freihand sehr ruhig halten, weil ich es ganz vorne an den Objektivtuben angenehm greifen kann, und hinten halten es die Gummiaugenmuscheln gut am Auge (ohne Brille, mit mag es ganz anders aussehen!) Dadurch lässt es sich für ein 10x wirklich sehr ruhig halten im Zeitraum 1-3 Minuten, der bei anfliegenden landenden Flugzeugen ja jeweils vollkommen ausreicht.
Da war ich wirklich sehr positiv überrascht, dass es so gut führigist trotz oder wegen der Größe, natürlich gehts dann bei Langzeit irgendwann arg in die Arme... (oder man sieht es positiv als Trainingshantel)
Stativ: natürlich sehr entspannt, damit das ca 1,5 km entfernte Vorfeld/Terminal länger zu beobachten, macht greude und mit dem Nikon Stativadapter ist es auch gut balanciert, so dass es selbst mit dem recht kleinen Manfrotto Kugelkopf samt eher leichtem Carbonstativ von Manfrotto gut führig war selbst beim Schwenken. Aber diese Kombo trägt ja auch mein 773 perfekt, jahrelang im ornithologischen Feld erprobt, obwohl jeder so sagen würde, es wäre zu dünn und leicht dafür. (Habe auch noch einen Manfrotto Fluidkopf dazu, der ist natürlich noch etwas praktischer, aber da der Kugelkopf auch in der Praxis geht, spare ich mir das lästige Umschrauben.
Leichte Horizontkorrekturne gehen übrigens einfach direkt am Stativadapter, der ist (mit angemessenem Widerstand) an der Fernglasmittelachse drehbar.
CA: wenn man nirmal mittig durchschaut, bei Normalbeobachtung kein Problem. Wenn man es Provoziert und schief einblickt (passiert ohne Brille mit den Okluargummis nicht, mag aber mit Brille ein Problem sein..) bekommt man Richtung der Ränder gelbe, deutliche CA. Für Krähen im Gegenlicht gibt es da geeignetere Optiken.
Zu den eigentlichen Zielobjekten, zb. den Sumpfohreulen in der Dämmerung, bin ich bisher umständehalber noch nicht gelangt...
Also Non-Astromensch bin ich mit diesem Glas terrestriwch sehr zufrieden, allerdings zu den 700 Euro, das es mich neuwertig gebraucht gekostet hat, 1400 neu würde ich nicht ausgeben, da ist es dann zu speziell.
Grüße
Kowaist
Bild: Nikon SP plus Tasche im Grüßenvergleich zum Genesis 8x33, na ja bisserl größer isses...
7-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.03.18 09:52.
