Nachdem das Glas jetzt ein paar Tage bei Ausflügen mit dabei hatte alle hier im Leicafieber sind wollte ich krz meine Erfahrungen zu dem Glas berichten.
Ãœber das EDG wird ja nicht so viel im Forum berichtet und den einen oder anderen mag es eventuell interessieren.
Ich bin um Objektivität bemüht, natürlich ist es meine subjektive Meinung.
1. Aussehen, Verarbeitung, erster Eindruck
Das Fernglas kommt in einer stabilen Verpackung mit genügend EDG Aufdrucken daher.
Zum Lieferumfang gehören: Natürlich das Glas selbst, eine Tasche mit Belederung - nichts Besonderes. Die Zeiss Cordura Tadchen kommen mir weitaus stabiler vor. Einen Tragegurt mit Schnellverschlüssen. Sehr praktisch um den Gurt mal eben kürzer oder länger zu machen.
Weiterhin ein 08/15 Okularschutz und Objektschutzdeckel aus Gummi, die man an den Tuben befestige kann.
Außerdem liegt noch ein Satz Seitenschutzblenden für die Okulare bei, die ich aber noch nicht angebracht habe.
Seltenheit hat mittlerweile das in mehreren Sprachen dicke Bedienungsbooklet.
Der erste Eindruck ist sehr gut. Das Fernglas wirkt sehr robust und wertig. Die Gummierung liegt überall satt an, keine Blasen, nichts schaut hervor. Soweit schon mal vielversprechend.
2. Größe, Gewicht, Haptik
Das Glas ist für die 32er Klasse recht groß und voluminös.
Angegeben is das Gewicht mit 655g. Einsatzbereit mit Gurt und Okularschutz liegt es, gemessen auf der austarierten Küchenwaage bei 740g. Das ist schon ein ordentliches Kampfgewicht. Zum Vergleich: Mein Zeiss SF 10 mal 42 liegt da bei 870g. Da ist nicht sehr so viel Unterschied.
Allerdings liegt das EDG sehr gut und ruhig in meinen doch recht kleinen Händen.
Es lässt sich sehr gut halten.
Die Armierung ist recht grob und im trockenen Zustand klebt das Glas fast in meinen Händen.
Nass ist die Armierung nicht mehr so griffig. Man kann es aber immer noch gut halten und muss keine Befürchtung haben es rutscht aus den Fingern.
3. Einblickverhalten
Mit zwei Worten zu beschreiben: sehr gut, angesetzt und es passt, keine Abschattungen, nichts.
Zur Info: ich trage keine Brille.
Hängt auch mit dem grossen Austrittspupillenabstand von ca. 18mm zusammen.
Die Augenmuscheln lassen sich in 5 Positionen rausdrehen, wobei die letzte für mein Empfinden nicht einrastet. Aber auch nach der 4. Position kann ich abschattungsfrei beobachten.
4.Diotrienkorrektur
Sie reicht von -4 bis + 4. Den Diotrienausgleich selbst finde ich sehr pfiffig gelöst. Ich hebe den Fokusknopf an und dann kommt das Rad zum Einstellen der Dioptrienkorrektur zum Vorschein. Ist dieser eingestellt, Knopf nach unten drücken und es kann sich nichts mehr verstellen.
Beim SF hebe ich das Diotrienkorrekturrad an, dann kann ich verstellen und dann drücke ich es runter. Dabei kommt es mir so vor , als ich die eingestellte Position wieder verändere.
5. Sehfeld, Naheinstellgrenze
Das Sehfeld ist mit 7,8 Grad, also 136 m auf 1000m angegeben. Der Verdacht wurde, glaube ich wohl schon mal geäußert, dass das nicht ganz hinkommt. Mir kommt es auch fast etwas kleiner vor.
Kann es aber nicht nachprüfen und aus Mangel an Beweisen glaube ich mal die Herstellerangabe.
Naheinstellgrenze ist mit 1,9m angegeben. Mit Zollstock ( Metermaß ) komme ich auf ca. 1,5m.
6. Fokussierung, Knickbrücke
Die gummierte Fokussierwalze liegt sehr griffgünstig für meine Hände und lässt sich nikontypisch sehr geschmeidig bedienen. Sie dreht nicht so leicht wie beim SF, wo ich manchmal das Gefühl habe über den idealen Schärfepunkt hinaus zudrehen. Sie lässt sich sehr genau und fein bedienen. Kein Ruckeln, null Spiel.
Für mich perfekt.
Vom der Naheinstellgrenze bis zu Unendlich sind es etwa 400 Grad.
Die Knickbrücke ist für mein Empfinden etwas zu leichtgängig. Sie verstellt sich aber nicht beim Halten oder Herausnehmen des Glas aus der Tasche von alleine. Die Knickbrücke beim SF geht sehr stramm. Feinfühliges Einstellen ist dadurch etwas erschwert. Das geht beim EDG sehr gefühlvoll.
Könnte trotzdem etwas straffer eingestellt sein.
Der zweite ( kleine ) Kritikpunkt: Auch bei diesem EDG ist ganz leichter Schmierstoffaustritt an der Knickbrücke erkennbar. Vielleicht kann man es auf dem Bild erkennen.
7. Transmission und Farbton
Das SF ist mit ca. 93% und das EDG mit ca. 89 % ( AllBinos ) angegeben.
Um ca. 17 Uhr an einem bewölkten Tag kam mir das Zeiss etwas ( Nuancen) heller vor. Allerdings auch Nikon AP 4,0 und das SF hat eine AP von 4,2.
Ich denke, es hängt allerdings auch mit dem sehr guten Kontrast vom EDG zusammen, dass das Bild im Vergleich zum Zeiss etwas weniger hell - ich möchte hier nicht von dunkler sprechen - vorkommt.
Der Fabton ist nach Schön'schem Papiertest nicht ganz neutral. Eher etwas warm gehalten.
Grün, Gelb und Rottöne werden im Vergleich zum Zeiss leicht!! betont, was mir sehr entgegenkommt und gerade jetzt im kommenden Herbst spektakulär aussieht.
Ist fast Leicalike.
8. Schärfe, Randschärfe, Kontrast
Hier geht es um die Sahnestücke vom EDG.
Bedingt durch die Bildfeldebnungslinsen entsteht ein scharfes Bild bis zum Rand.
Die Mittenschärfe ist ausgezeichnet. Mir kommt es schärfer als das SF vor.
Der Kontrast ist extrem hoch. Gegensätze wie helle Häuser und dunkler Wald dahinter werden exzellent herausgearbeitet. Feinste Linien werden sehr genau dargestellt.
Es macht einfach Spaß mit dem Glas zu beobachten.
Absolut Top.
9. Farbsäume, CA
Obwohl ich darauf empfindlich reagiere, konnte ich keine Farbsäume sehen.
An den typisch Hochkotrastmotiven wie Greif gegen blauen, klaren Himmel oder Vögel auf Ästen gegen die Sonne oder Antennen und Hochspannungsleitungen konnte ich keine Farbsäume provozieren.
10. Gegenlicht, Streulichtverhalten
Das war mich erst mal der Grund zum EDG zu greifen.
Und um es kurz zu machen. Ich bin nicht enttäuscht worden.
Das Gegen- und Streulichtverhalten ist sehr gut.
Auch Richtung Sonne gerichteten, konnte ich keine Schleier, Verdunkelung des Bildes erkennen.
Im Gegenteil: Selbst bei einem Baum gegen die Sonne waren die feinen Strukturen, Farben und Nuancen Dr. Blätter und Zweige zu erkennen.
Bei einer Lehmeand in größerer Entfernung waren alle feinen Strukturen gegen das Licht deutlich zu erkennen.
Eventuell auch ein Verdienst des sehr guten Kontrastes.
Habe ich bis jetzt bei keinem meiner Gläser so erlebt.
Wirklich beeindruckend.
11. Verzeichnung
Das Nikon verzeichnet so gut wie nicht.
Das heißt Strommasten, Dachkanten etc. bleiben am Bildrand annähernd gerade und verbiegen sich nicht.
Einen daraus möglichen Globuseffekt habe ich nicht wahrgenommen.
12. Fazit
Für mich ist das EDG das bisher beste 8 mal 32 Glas, welches ich verwendet habe.
Ein wirklich erstklassiges Glas mit nur wenigen Mängeln, wie das etwas hohe Gewicht oder die leichtgängige Knickbrücke, die ja auch Vorteile hat. Und wenns nich passt, dann halt zum Service.
Leider führt es im Forum und wohl auch in Deutschland ein Schattendasein. Was wohl mit der selbstbewussten Preisgestaltung, als auch mit der Promotion, Vermarktung zusammenhängt.
Viele Kunden greifen in dem Preissegment lieber zu Zeiss, Swaro oder Leica.
VG chrischde
