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Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

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26. Juni 2017 19:45
Bevor ich auf das im Titel genannte Fernglas eingehe, erlaube ich mir ein paar einleitende Worte.
Ich bin Biologe und nutze Ferngläser nicht ausschließlich zum Vergnügen, sondern auch beruflich, hautsächlich für avifaunistische Zwecke. Da ich kurzsichtig bin, trage ich beim Beobachten eine Brille. Ich bin nicht auf eine Marke fixiert und nutze neben dem erwähnten Steiner Glas auch Produkte aus dem Hause Swarovski und Kowa. Mir ist bewusst, dass der Name Steiner leicht Streitereien in Foren auslösen kann, die sich etwa an den Prospektaussagen entfachen. Mir gefallen diese Formulierungen auch nicht und an einen „Sportsautofokus“ oder dergleichen glaube ich natürlich nicht. Trotzdem würde ich es begrüßen, wenn dieser Beitrag nicht als Diskussionsplattform über Werbeaussagen genutzt wird. Der geneigte Leser findet mittlerweile mit der Suchfunktion dieses Forums genügend Informationen hierzu und kann sich seine eigene Meinung bilden. Mir geht es nur darum einen Erfahrungsbericht über ein, wie ich finde, weniger beachtetes Modell zu veröffentlichen.
Hauptsächlich nutze ich ein anderes Fernglas, nämlich ein Swarovski Swarovision 8x32 (Baujahr 2012), und auf der Suche nach einem Zweitglas bzw. einer höher vergrößernden Alternative habe ich mich auf die Suche nach einem 10x40 – 10x44 begeben. Die neuesten Spitzengläser Leica Noctivid, Zeiss SF, Swarovski Swarovision EL und Nikon EDG habe ich vorab aus meinen Kaufüberlegungen ausgeschlossen, da ich die hohen Anschaffungspreise für den Einsatzzweck scheue. Das gilt auch für alle weiteren Gläser mit Neupreisen deutlich über Tausend Euro. Der Gebrauchtmarkt gibt für meinen Geschmack wenig her, da im Gegensatz zu den 8x42 Ferngläsern aus meiner Sicht noch immer ein Mangel an 10x42 Modellen, mit voller Brilleneignung herrscht. Jedenfalls sind die sonst sehr guten Ultravid oder Victory FL in dieser Hinsicht schon knapp. Somit befanden sich in der Vorauswahl die Modelle Nikon Monarch HG und Zeiss Conquest HD sowie eben jenes Steiner, welches aufgrund des seit einiger Zeit verfügbaren Nachfolgers in den gleichen Preisrahmen fällt, z.T. ist es auch günstiger im Fachhandel erhältlich.

Zubehör

Mit dem Fernglas wird eine stabile Tasche angeboten, die genügend Volumen bietet um z.B. Standardliteratur des Vogelbeobachters wie „den Svennsson“, ein dünnes Notizbuch und eine kleine Digitalkamera zu verstauen. Eine kleinere Tasche ist mir persönlich lieber. Wenn ich ein Fernglas nicht griffbereit habe verstaue ich es im Rucksack und dafür trägt die mitgelieferte Tasche zu dick auf. Die Lösungen für den Objektiv- und Okularschutz sind wenig überzeugend, aber für den Transport ausreichend. Glücklicherweise passt der Okularschutz eines billigen 10x50 Porros ganz gut. Der Tragegurt ist mittelmäßig, erfüllt aber seinen Zweck.

Verarbeitung und Details

Das Fernglas überrascht ist in dieser Hinsicht sehr positiv. Es bringt etwa 880 Gramm auf die Waage und liegt satt in der Hand. Die Fokussierwalze ist für mich richtig positioniert und lässt sich mit einem Zeigefinger bedienen, während die Hände die Tuben umgreifen. An der Walze selbst kann ich keinerlei Schwachpunkte feststellen. Der Trieb läuft sehr geschmeidig und ohne hakeln beim Richtungswechsel. Vom Nahbereich bis Unendlich benötigt man eine Umdrehung, darüber hinaus gibt es einen großzügigen Überhub, welchen ich nicht genauer quantifiziere. Mir gefällt die Fokussierung wesentlich besser als die meines Swarovski Fernglases und gehört zu den besten Umsetzungen die ich kenne. Aus der Erinnerung war vielleicht der Trieb des Victory FL auf demselben, hohen Niveau. Beide Okulare weisen eine Möglichkeit zur Dioptrienkorrektur auf, die dafür genutzt wird Entfernungen mittels der Skalierung auf der Fokussierwalze zu schätzen. Natürlich ist dies nur im erweiterten Nahbereich gebrauchsfähig und nicht wirklich notwendig. Es könnte in manchen Situationen eine nette Spielerei sein, nicht mehr und nicht weniger. Jedenfalls sind hierzu in früheren Beiträgen genannte Kritikpunkte fehlangebracht, denn es schadet ja nichts. Die Verstellung der Dioptrieneinstellung ist sehr stramm. Man könnte auch sagen zu stramm, wenn man das Fernglas zwischen mehreren Beobachtern herumreicht, die unterschiedliche Einstellungen benötigen. Mir gefällt es aber ganz gut, da ich die Einstellung nur einmal vornehme und keine Angst vor einer unbeabsichtigten Verstellung zu haben brauche. Jedenfalls hat sich innerhalb der ersten gut drei Monate intensiven Gebrauchs nichts an der Einstellung verändert. Ein Zeiss Conquest HD 10x32 war in meiner Erinnerung in dieser Hinsicht nahezu unbrauchbar und auch die Verriegelung beim Nikon Monarch HG 10x42 und einigen Mittelklasse Modellen hat mir weniger gefallen. Die Augenmuscheln weisen nur eine Raststufung in der Endstellung auf, erscheinen aber ansonsten auch in Zwischenstufen zu verharren, wie lange ist fraglich. Ich muss die Augenmuscheln bis auf etwa zwei mm für einen guten Einblick hineindrehen und habe meine eigene Endstufe durch Dichtungsringe aus den Baumarkt verwirklicht, die den genannten Abstand ermöglichen. Die AP-Lage dürfte den vom Hersteller angegebenen 20mm entsprechen und fällt großzügig aus.
Die Anbringung des Tragegurtes ist durch ein herstellereigenes System geregelt, bei dem die Verbindung durch ein einrastendes Stecksystem in der Oberseite der Fernglastuben gewährleistet wird. Ich finde dies im Ansatz sehr praxistauglich, da ich ein Fernglas welches nicht gerade um den Hals getragen wird, gerne von herumbaumelnden Teilen befreie. Dies ist z.B. dann angenehm, wenn man mit dem Auto unterwegs hat und das Fernglas griffbereit auf dem Armaturenbrett liegt. Ein Tragesystem am Fernglas stört mich in diesen Fällen. Der große Nachteil kommt dann zum Tragen, wenn Fremdzubehör genutzt wird. Um einen bereits vorhandenen Kreuzgurt zu nutzen, habe ich daher den mitgelieferten, weniger guten, Gurt „recycelt“, und nutze dessen Steckverbinder nun als reguläre Ösen
Falls man die Seriennumer des Fernglases sucht ist der Blick in die Optik erforderlich. Innerhalb des rechten Objektives findet sich dieser im Randbereich einer Blende. Wenn ich über den Grund dieser eher ungewöhnlichen Position nachdenke, kann dies für den Fall des Abhandenkommens nützlich sein. Denn an dieser Stelle wird niemand eine Nummer entfernen, überall sonst ist dies prinzipiell leicht möglich, am Stativfuß meines Kowa TSN 883 wird dies durch Reibung wahrscheinlich im Laufe von einigen Jahren selbständig geschehen.

Zur Optik

Ich kann die optische Leistungsfähigkeit in erster Linie aus dem normalen Gebrauch heraus beurteilen, z.T. im direkten Vergleich mit dem Swarovision 8x32. Künstliche Testsituationen habe ich nicht mit großer Sorgfalt durchlaufen, dafür fehlt mir aktuell auch die Zeit. Außerdem weise ich darauf hin, dass ich Aussagen zum Thema Randschärfe und Verzeichnung mehr oder minder ausklammere. Ersteres korrigieren meine Augen im normalen Einsatz weitgehend, ich bin Mitte zwanzig, für letzteres bin ich nicht sehr empfindlich und gezielte Tests habe ich (noch) nicht unternommen. Also dann:
Das Sehfeld ist mit seinen 110m zwar nicht rekordverdächtig, kann aber als weitwinklig bezeichnet werden und bietet für mich keinen Anlass zur Kritik. Viel wichtiger als ein paar Meter auf dem Papier ist mir, dass es mit Brille vollständig zu überblicken ist. Das Nikon Monarch HG schied deshalb aus, obwohl es auf dem Papier natürlich fantastisch erscheint. Die Abbildung ist brillant und die Transmission erscheint mir sehr hoch. Eine gewisse Neigung zu Reflexen bei Gegenlicht ist vorhanden, die in kritischen Situationen einen leichten Schleier in Teilen des Sehfeldes hervorruft und somit verbesserungswürdig ist. In dieser Disziplin ist das Steiner auf einem Niveau mit dem Swarovision 8x32, das ebenfalls Schwächen im Gegenlicht offenbart. Insgesamt ist die optische Leistung aber auf sehr hohem Niveau. In direktem Vergleich würde ich dem Swarovski einen etwas knackigeren Kontrast und somit eine gefühlt höhere Auslösung attestieren, die aufgrund der höheren Vergrößerung des Steiners allerdings nicht wirklich vergleichbar ist.
Auch anderen Testern erscheint das Swarovski eine Spur brillanter, dies aber nur im direkten Vergleich.

Schlussfolgerung

In der Summe seiner Eigenschaften hat mich das Steiner Discovery vollauf überzeugt und in keiner Disziplin enttäuscht. Wer auf der Suche nach einem sehr guten 10x40 bis 10x44 und dabei nicht unbedingt den größten Wert darauflegt, das allerbeste Fernglas dieser Klasse zu nutzen, sollte durchaus dem Steiner Discovery bzw. dem Nachfolger eine Chance geben und es testen. Bei einigen Fachhändlern lässt sich das Discovery sehr günstig erstehen und kostet weniger als ein Zeiss Conquest HD oder Nikon Monarch HG. Diesen Modellen würde ich es persönlich jederzeit vorziehen. Die vermeintlich besseren Alternativen sind aus meiner Sicht deutlich teurer und offenbaren meiner Meinung nach für die meisten Anwender nur im direkten Vergleich ihre noch höhere Leistungsfähigkeit. In der Praxis ist dies aber eher von untergeordneter Bedeutung, denn da zählt ob das gerade verfügbare Fernglas das liefert was es soll und in dieser Hinsicht vermisse ich an diesem Glas nichts und nutze es gerne und häufiger als zunächst vermutet. Wer also über einen Neukauf nachdenkt sollte sich das Steiner Discovery mal genauer anschauen, ich finde es lohnt sich.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Acrocephalus 3171 26. Juni 2017 19:45

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

BoB 1423 26. Juni 2017 22:16

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

OhWeh 1290 26. Juni 2017 23:25

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Vertigo 1224 26. Juni 2017 23:28

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Cornbie 1076 27. Juni 2017 14:59

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Vertigo 1051 27. Juni 2017 15:25

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

OhWeh 1064 27. Juni 2017 15:34

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Manfred Gunia 898 28. Juni 2017 11:20

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

sep 843 28. Juni 2017 11:58

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Manfred Gunia 899 28. Juni 2017 12:35

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Manni 1336 27. Juni 2017 12:10

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Acrocephalus 1131 27. Juni 2017 18:25

Fokussierrichtung ist "falsch"!

Manni 1387 28. Juni 2017 14:03

Re: Fokussierrichtung ist "falsch"!

Manfred Gunia 844 29. Juni 2017 10:56

Re: Fokussierrichtung ist "falsch"!

OhWeh 894 29. Juni 2017 11:03

Re: Fokussierrichtung ist "falsch"!

Manfred Gunia 1064 29. Juni 2017 11:04

Re: Das Steiner Discovery 10x44 – Ein empfehlenswertes Fernglas insbesondere für Brillenträger

Dominique 1066 28. Juni 2017 15:52



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