Aus einem anderen Thread abgespalten, weil es vom Thema wegführt:
Dominique schrieb:
-------------------------------------------------------
> ... und ich denke gerade über das Habicht 7x42
> nach, evtl. die beste Alternative?
> Das Sehfeld macht mir Sorgen, wenn aber das, was
> da am Ende des Tunnels überzeugt,.............!?
Das Habicht 7x42 hat ein Sehfeld von 114m, damit einen SSW von knapp 46 Grad. Das dürfte der kleinste SSW aller qualitativ ordentlichen Ferngläser sein, "normale" 7-fache Gläser liegen heute bei Gesichtsfeldern zwischen 130m und 150m, haben also SSW von 52 Grad bzw. 60 Grad. 52 Grad ist schon ziemlich "''tunnelig", 46 Grad sehr, und so nehmen die meisten Menschen das Bild dann auch wahr und machen einen großen Bogen um das Habicht 7x42. Das habe ich bisher übrigens auch getan.
Andererseits haben moderne 10-fache Gläser typischerweise Gesichtsfelder zwischen 105m und 120m. Sie zeigen also durchaus vergleichbar große "Ausschnitte aus der Realität", dennoch nehmen die meisten Benutzer den Blick durch solche Gläser völlig anders wahr, er wirkt "angenehmer", man hat eher das Gefühl, im Bild zu stehen und nicht durch ein Schlüsselloch zu gucken.
Allerdings *sollte* es in der Praxis keinen großen Unterschied machen, ob man mit einem 7-fachen Glas mit einem SSW von 46 Grad oder mit einem 10-fachen Glas mit einem SSW von 60 Grad beobachtet - man hat genauso viele Vögel/Tiere/Was-auch-immer im Gesichtsfeld. Wenn ich z.B. den Himmel nach Greifern absuche oder eine Buschkette nach Kleinvögeln, ist es letztlich Wurscht, ob ich einen SSW von 46 oder von 60 Grad habe, solange das Gesichtsfeld gleich ist.
Damit stellt sich die Frage, ob man mit einem SSW von 46 Grad "leben" kann, sich mit anderen Worten an so einen engen SSW gewöhnen kann. Denn schließlich bekommt man auch etwas dafür:
- Ein leichtes Glas mit großer Austrittspupille (es gibt meines Wissens kein vergleichbar leichtes 7x42 ordentlicher Qualität auf dem Weltmarkt, auch kein Dachkantglas),
- ein Glas mit überragender Transmission (nach den Untersuchungen von van Ginkel liegt sie bei >95%, da kommt nur das Zeiss HT mit, man gerade so), dabei spielen sicher auch die sehr einfach aufgebauten Okulare mit ihren wenigen Glas-Luftflächen eine Rolle,
- ein Glas mit exemplarischen Gegenlichtverhalten und sehr hoher Bildschärfe über einen großen Teil des Gesichtsfeldes, trotz der "fehlenden" Feldlinsen (vgl. hierzu Holger Merlitz' Test auf seiner Webseite, er spricht von "... the star test displays point-like images beyond 80% (radial) off center. Even at the edge, the deformations of the stars remain low"),
- und last but not least, ein Glas mit einem - sicher auch aufgrund der sehr einfachen Konstruktion - guten Preis- Leistungsverhältnis, oder eben "viel optische Leistung für wenig Geld".
Nun ist natürlich klar, dass ein Glas mit einem SSW von 46 Grad nicht jedermanns Sache ist, auch nicht sein kann. Aber es stellt sich doch eine generelle Frage, auch im Zusammenhang mit der Debatte um Porrogläser vs. Dachkantgläser: Wieviele Kompromisse kann man eingehen? Und vor allem welche?
Natürlich muss das jeder für sich beantworten, aber eins ist klar: Ein leichtes, mechanisch überzeugendes Fernglas mit überragenden optischen Leistungen und einem großen (SSW >/= 60 Grad), bis weit an den Bildfeldrand auskorrigierten Gesichtsfeld, das für Brillenträger geeignet ist und einen kurzen Naheinstellbereich hat, mithin eine eierlegende Wollmilchsau, wird man nicht bekommen, zumindest nicht für einen Preis von unter 1500-2000 Euro.
Hans
