Hallo Matthias,
ich bin auf keinerlei systematische Untersuchungen gestossen, in denen Porros und Dachkanten bzgl. Zitteranfaelligkeit miteinander verglichen wurden. Die bekannte Regel, dass man bis etwa 8x noch ohne Probleme freihaendig beobachten kann, und jenseits von 10x wegen des Zitterns nur noch moderate Gewinne an Detail einfahren kann, gilt unabhaengig von der Bauweise. Simple physikalische Argumente, die sich nur auf das Traegheitsmoment des Fernglases beziehen, greifen vermutlich zu kurz, weil das Zittern aus einer komplexen Biomechanik diverser Muskeln und Gelenke hervorgeht.
Ich erinnere mich an eine Diskussion, die ich vor Jahren mal mit Walter Besenmatter fuehrte. Er erwaehnte eine Studie, nach der es vor allem das Gewicht war, das als Parameter fuer die Wackelanfaelligkeit hervortrat. Es gaebe ein optimales Gewicht, so um 800 Gramm, bei dem die Bildruhe ueber einen mittleren Beobachtungszeitraum hinweg optimal sei. Aber die Einschraenkungen solcher Aussagen sind offensichtlich, jeder einzelne Beobachter wird vermutlich, je nach Physis und Kondition, sein individuelles Optimalgewicht haben. Hier eine Studie durchzufuehren, und dann Mittelwerte zu bilden, koennte in die Irre fuehren.
Ich wuerde das Problem ganz anders angehen: Wie wir wissen, sind Menschen enorm lern- und anpassungsfaehig. Vermutlich braucht man nur eine gewisse Uebungsphase, um ein Fernglas, welcher Bauart auch immer, optimal zu bedienen. Hier sollte man mal ansetzen: Man teste eine Versuchsperson mit einem ungewohnten Geraet, und dann 4 Wochen spaeter noch einmal, nachdem diese Person reichlich Beobachtungsstunden hinter sich hat. Dann kann man die Daten mit denjenigen Daten abgleichen, die man aus Versuchen mit unterschiedlichen Fernglastypen gewonnen hat. Die nachweisbaren Unterschiede duerften im ersten Fall weit signifikanter ausfallen als die typenbezogenen Unterschiede.
Kurz gesagt: Nicht das Fernglas macht den Unterschied, sondern der Beobachter und dessen Erfahrung mit seinem Instrument.
Viele Gruesse,
Holger