Bei einem Limit von maximal 350 Euro darf man keine Wunder erwarten.
Nur, was darf man denn erwarten und wo klemmt es.
Die New Foresta sind Allerweltsferngläser, d.h. Dachkantprismen, Drehaugenmuscheln, Durchgriff.
Eine kleine Besonderheit ist die konzentrische Dioptrienverstellung, ebenso die Armierung, die wie bei einem Swarovision nicht ganz nach Innen geführt wird, Schnickschnack.
Soweit die Äusserlichkeiten, jetzt zum Wesentlichen.
Leuchtet man man mit dem Schwanenhalslichtleiter objektivseitig ins Glas, so findet man mehr oder weniger blasse Reflexe, darunter keinen weissen, d.h. alle Flächen sind vergütet. Die kräftigeren Reflexe deuten auf eine einfache Vergütung, was der Papiertest bestätigt, ein erster Hinweis auf die Preisklasse, ein Zeiss Victory 10x42 FL ist heller und nicht nur ein Bisschen.
Merkt man die schwächere Vergütung bei der Beobachtung? Am Tag eher nicht, aber bei der Himmelsbeobachtung zeigt sich nicht nur beim Mond ein schwaches Geisterbild, sehr helle Sterne reichen ebenfalls, Jupiter und Venus sowieso. Also kleine Einschränkungen.
Der Papiertest zeigt uns ausserdem einen zarten Warmton, gelborange gegen gelbgrün beim Zeiss.
Die Haptik ist dagegen tadellos, glattes, schmutzabweisendes Material, glücklicherweise keine Daumenmuschel, nur der Mitteltrieb läuft nicht premium, es sind ziemlich genau 450° und unmittelbar vor dem Anschlag die letzten 10° im Nahbereich nimmt die Verstellkraft etwas zu.
Die Augenmuscheln lassen sich dreifach rasten, die Abstände sind zwar nicht äquidistant, aber trotzdem scheint die mittlere Rastposition nutzlos.
Kommen wir zur Abbildungsleistung.
Das Sehfeld ist ausgezählt etwa 112 m groß, das sind 3 m weniger als beim zeiss Victory, da darf man nicht meckern.
Das New Foresta ist nicht randscharf. Ich bestimme den Radius guter Randschärfe als den Bereich, bei dem man Sterne punktförmig abbilden kann, mit etwa 50%. Danach schließt sich ein Bereich von 25% an, der beim nachfokussieren ebenfalls punktförmige Sterne liefert und dann kommt der äussere Ring, bei dem die Sterne nicht mehr zur Punktform zu bringen sind, es sind kleinste Scheibchen, also kein Asti durch nachlässige Montage, sondern restliche Aberrationen, die nicht auskorrigiert wurden. Mit kleinerer Pupillenöffnung am Tag ist davon nichts zu merken.
Das New Foresta zeigt zum Rand hin zunehmend eine Kissenförmige Verzeichnung, das bedeutet, eine gerade Linie wird so verbogen, dass der Bauch nach innen ragt. Dies findet man beim Zeiss ganz genauso, wenn nicht sogar noch etwas ausgeprägter.
Das Foresta zeigt Farbsäume. Von der Mitte aus, Radius 0 ausgehend, beginnen diese Farbsäume bei ca. 60% und verstärken sich zunehmend zum Rand hin. Ich finde die Farbsäume erträglich, weil sie nur in bestimmten Beobachtungssituationen auffallen.
Das New Foresta schwächelt im Kontrast. Im Vergleich zum Zeiss Victory gibt es immer mal wieder Situationen, in denen das Zeiss Dinge zeigt, die im New Foresta einfach nicht zu sehen sind, speziell bei dunstigem Wetter zeigt das Zeiss mehr.
Das ich mit dem Glas trotzdem zufrieden bin, hängt mit dem Preis zusammen. Das Victory ist nach Liste fast 6 mal teurer und ist für den Normalverdiener eine Anschaffung, die gut überlegt sein will.
Hier noch einmal die kleinen Schwächen.
Kleine Schwächen in den Punkten Transmission und Kontrast.
Kleine Schwächen im Mittelantrieb
Kleine Schwächen im Zubehör, Doku, Tasche und Tragriemen
sicherlich Schwächen im Service und mit 24 Monaten fällt die Gewährleistung etwas mager aus.
Walter Seiler
