Inzwischen kann ich auf ein halbes Jahr Praxis mit dem Conquest zurückblicken. Es war fast täglich im Einsatz, es wurde auf Herz und Nieren geprüft.
Wie bewährt es sich bei Kälte?
Da hatten wir ja in diesem Winter reichlich Gelegenheit. Ich trage das Conquest über dem Mantel, man darf also annehmen, dass es nach kurzer Zeit ausgekühlt ist. Das hat folgende Auswirkungen:
- die Okulare beschlagen leicht, Abhilfe ist schwierig, ich helfe mir dadurch, dass ich die Drehaugenmuscheln unten lasse und ohne Abstützung am Kopf beobachte, was umständlich ist, ein Notbehlf, mehr nicht.
- die Knickbrücke geht bei tiefen Temperaturen, ich denke an -8 oder niedriger ziemlich stramm, gut, wenn man dann nicht ständig korrigieren muß.
- die Gummierung kommt mir härter und glatter vor, Stoffhandschuhe sind nicht zu empfehlen, das Conquest könnte aus der Hand rutschen. Mit meinen Lederhandschuhen, leider nur schwach gefüttert, geht es aber perfekt.
Erstaunlich für mich, der Mitteltrieb bleibt bei diesen Temperaturen noch ausreichend leichtgängig. Da sind noch Reserven
Was ist mit dem Gegenlicht.
Es kommt zu den erwarteten Aufhellungen, was gleichbedeutend mit einer reduzierten Dynamik ist. Dunkle Schattenpartien werden heller, ohne das man mehr Details erkennen kann, helle Partien werden grauer und auch hier verliert man an Differenzierungsvermögen.
Der gerne zitierte Laternentest, egal ob sinnvoll oder nicht, zeigt eine ovale Aufhellungszone, die in der Fläche sogar noch zunimmt, wenn die Laterne etwas ausserhalb des Sehfeldes ist, um dann beim Weiterschwenken nach ein paar Winkelgrad mehr zu verschwinden. Das zum Vergleich ausgeliehene Optolyth 8x56 schneidet hier viel schlechter ab, das hochgelobte Victory 10x56 stand leider nicht zur Verfügung.
Lohnt es überhaupt, ein solches Trumm mitzunehmen? Nach Ansicht meiner Frau wäre doch ein leichtes 8x30 die bessere Wahl. Dazu kann ich sagen, dass ich für ein paar Tage ein Zeiss Dialyt 8x30 mitbenutzen konnte, weil ich den hundeausführenden Begleiter annimieren konnte, sein eigenes Fernglas mitzubringen. Wir haben dann bei verschiedenen Gelegenheiten vergleichen können und kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass ein kleines Fernglas in der Dämmerung versagt. Da stehen dann im 10x56 graue Rehe vor einem schwarzen Wald, man setzt das kleine Dialyt an und die Tiere sind verschwunden.
Ich komme zu dem Ergebnis, dass ein Fernglas wie das Conquest 10x56 seine Berechtigung hat. Das Winterhalbjahr bietet viele Gelegenheiten zur Naturbeobachtung in der Dämmerung, dazu kann ich ein solches Fernglas empfehlen.
Sebastian Rengier