Diascope versus AT80 HD, ein erster Eindruck.
Die Hersteller verfolgen eine unterschiedliche Philosophie.
Swarovski achtet beim Gehäusekörper des AT80 auf ein glattflächiges, vertrauenswürdig stabiles Design. Fragen bleiben lediglich bei dem Übertragungsmechanismus der Innenfokussierung -Kälte- und bei der vorderen Abdeckklappe -Bruchgefahr- . Eine Bedienung mit Handschuhen ist möglich.
Die optischen Komponenten werden über ein schwergängiges Bajonett angeflanscht. Der Kraftaufwand ist am oberen Ende der Zumutbarkeit, wahrscheinlich sind die Reibkräfte zwischen Dichtung und Flansch zu hoch. Die Benutzer scheuen sich, mit hohem Kraftaufwand an Präzisionsmechanik herumzuwerkeln und schreiben andauernd Reklamationen.
Wir haben einige AT80 im täglichen Einsatz, Probleme sind bisher nicht aufgetreten. Bei der Auswahl der Okulare haben wir uns für das 30fach Weitwinkel entschieden. Das Vario, das wir versuchsweise angeschafft haben, überzeugt uns nicht. Die Kollegen ziehen die Festbrennweite vor.
Das von Manfrotto für Swarovski gefertigte Stativ ist unseren Anforderungen nicht gewachsen. Es fehlt eine Mittenverstrebung und der Kopf ist nicht ausreichend leichtgängig. Wir haben daher festere Stative von Linhof im Einsatz.
Es gibt nichts an dem AT80-Konzept zu bemängeln, was nicht durch eine normale Modellpflege zu beseitigen wäre. Die Geräte werden sowohl am Tag als auch in der Dämmerung eingesetzt. Ein Einsatz als Teleopjektiv wurde getestet und verworfen, die vorhandenen Teleobjektive von Nikon sind lichtstärker und daher besser geeignet.
Seit einigen Tagen verfügen wir über ein Zeiss Diascope 85 FL, mit dem wir einige erste Vergleiche durchgeführt haben.
Zeiss hat den Gehäusekörper strukturiert und filigraner ausmodelliert. Die Anmutung des Designs ist deutlich sensibler, man traut dem Spektiv auf den ersten Blick mechanisch nicht soviel zu, wie dem Swarovski. Ob diese Vorbehalte gerechtfertigt sind, konnte nicht untersucht werden, wir haben uns auf unsere üblichen visuellen Untersuchungen beschränkt.
Wir prüfen die vorgestellten Optiken auf Helligkeit, Kontrast, Auflösung, Verzeichnung und Beeinträchtigung durch Fremdlicht . Zusätzlich wird das Einblickverhalten der Okulare von verschiedenen Kollegen subjektiv bewertet. Die Prüfung reduziert sich dabei immer auf einen A-B Vergleich mit unserer Referenz.
Mit dem für unseren Einsatzbereich wichtigen Okular mit 30fach wurde das Zeiss zum AT80 HD wie folgt bewertet.
Helligkeit: das Zeiss Diascope 85 FL ist signifikant heller
Kontrast: das Zeiss zeigt an unserer Prüftafel mit Graustrukuren einen höheren Kontrast, es konnte noch Strukturen unterscheiden, die das AT80 HD nicht auflösen konnte.
Auflösung: Ein Unterschied in der Auflösung war in der Mitte nicht, in der 2/3-Zone nicht sicher festzustellen. Bei beiden Optiken waren die Werte in der Randzone schlechter. Hier wurde das Zeiss Diascope 85FL höher bewertet, weil das Okular weitwinkliger ist.
Verzeichnung: Beide Geräte verzeichnen in der Randzone geringfügig. Die Verzeichnung war beim Zeiss stärker, allerdings muß man wieder das größere sehfeld berücksichtigen.
Fremdlicht: Hier testen wir die Beeinträchtigung durch eine seitlich vorn, außerhalb des Sichtfeldes angebrachte Leuchte. Hier war das Zeiss deutlich besser, obwohl man eigentlich das Swarovski vorn erwartet hätte.
Zur Zeit besteht keine Notwendigkeit zur Anschaffung neuer Spektive. Neben den hier vorgestellten visuellen Untersuchungen spielen noch andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Es ist aber offensichtlich, daß für das AT80 HD hier Konkurrenz entstanden ist, die zumindest visuell mindestens ebenbürtig ist. Visuell hat uns das neue Zeiss überzeugt,. hier war der erste Herausforderer seit 3 Jahren, der unseren AT80 HD gewachsen war.
Eine Bewertung der astronomischen Eigenschaften war nicht vorgesehen.
Günther Bach
