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Re: Fragen zur Fernglasoptik

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09. Mai 2005 20:46
Hallo Herr Meister,

meiner Meinung nach ist das Forum gerade dafür da, Fragen wie die Ihren zu stellen und von Teilnehmern, die etwas dazu sagen können, eine verständliche Antwort zu bekommen.

Natürlich kann man nicht im vorhinein wissen, auf welchen Kenntnisstand man bei dem jeweiligen Leser treffen wird, deshalb verfällt man vielleicht schnell in eine "Insidersprache". Dies ist aber wohl in jedem Gebiet so, ob es ein technisches ist oder Fußball oder Kochen.

Bitte fragen Sie ruhig Löcher in den Bauch; Sie werden ganz schnell zum Insider!

So, jetzt vielleicht ein paar Sätze zu den Fragen, soweit ich dazu etwas sagen kann:

Warum findet man nicht alle wichtigen Daten in den Unterlagen? Ich denke, dass die Antworten auf manche Fragen den Benutzer vielleicht ratloser hinterlassen als vorher. Andere Antworten möchte man als Hersteller wegen der Konkurrenz nicht so gerne herausrücken; ich zähle da u.a. Transmission, Auflösung und Kontrast dazu. Herleiten kann man sich die Antworten eigentlich nicht.

Vergrößerung: Bei den Dachkantgläsern mit Innenfokussierung gibt es auch einen Dioptrienausgleich (das Einstellelement, an dem man die unterschiedliche Sehkraft der Augen ausgleichen kann). Dieser wirkt auf die relative Lage des Fokussierglieds, verschiebt also das linke relativ zum rechten etwas (oder andersrum). Es gibt eine Skala, geeicht in Dioptrien, entweder in Kombination mit dem Fokussierrad (dran ziehen schaltet um auf Einstellung des Dioptrienausgleichs) oder als separates Einstellrad. Geringe Vergrößerungsunterschiede steckt das Auge-Gehirn-System weg, ohne dass Sie was merken.

Fremdlicht (hier besser Falschlicht): Es gibt keine obere Grenze, die man nennen könnte. Prozentual sind bei guten Gläsern etwa 2-3% des Lichts, das aus dem Okular ins Auge kommt, Falschlicht, das Ihnen den Kontrast des Bildes verschlechtert. Sehr gute Gläser: ca. 1%. Bestimmt wird es mit einem komplizierten Messaufbau nur im Labor.

Auflösung: Sie können bei guten Gläsern (die man wahrscheinlich eher nicht mehr im Kaufhaus bekommt) ab Durchmesser 30 mm damit rechnen, dass die Auflösung des Glases in der Bildmitte (!) deutlich besser ist als die Ihres Auges. Beispiel: 8x56-Glas löst ca. 4" auf. Multipliziert mit 8 gibt 32", die aus dem Okular "rauskommen". Ihr Auge sieht bestenfalls 60". Somit haben Sie noch einen Faktor 2 Luft; der "Flaschenhals" ist dann Ihr Auge. Die Auflösung aller Gläser nimmt zum Bildrand stark ab. Kleinere Ferngläser wie 8x20 können die Sehfähigkeit Ihres Auges aus physikalischen Gründen nicht mehr überbieten.
Faustformel für Auflösung, die ein durchschnittliches Glas erreichen sollte:
- für Austrittspupille < 4.5 mm: A=300/D
- für Austrittspupille > 4.5 mm: A=60/V
A=Auflösung in ", D=Durchmesser in mm, V=Vergrößerung
Für sehr gute Gläser sollte A=240/D erreichbar sein.

Kontrast: Jetzt wird's schwieriger... Der Kontrast hängt zuerst von den Daten des Fernglases ab, z.B. vom Durchmesser der Austrittspupille. Dies ist die kleine helle Scheibe, die Sie hinter den Okularen schweben sehen können, wenn Sie das Glas auf Armlänge von sich weghalten. Sie errechnet sich als 56/8 = 7 mm beim Beispiel 8x56-Glas.
Des weiteren spielt die Güte der optischen Rechnung eine große Rolle (wie gut hat der Optik-Designer gefrühstückt). Er muss aus den gegebenen Glassorten und der Linsenanzahl das optimale rausholen. Gewisse Restfehler lassen sich aber nicht wegbügeln.
Dann kommt noch die Güte der Beschichtungen (Entspiegelung) dazu, und, wie gut wurde Falschlicht durch mechanische Vorkehrungen unterdrückt. All das kann den möglichen Kontrast sonst verschlechtern.
Einheit: ein Zahlenwert zwischen 0 und 1, und zwar für jede denkbare Feinheit der Struktur des beobachteten Objekts (ich wollte jetzt nicht mit Testmustern aus Linienpaaren kommen). Je gröber die Struktur, desto besser normalerweise der Kontrast; im Grenzfall = 1. Je feiner die Struktur, desto kleiner der Kontrast, bis er, vom jeweiligen Glas abhängig, auf 0 runtergeht (im Idealfall eine stetig abfallende Kurve). Das ist die Auflösungsgrenze (z.B. die 4" oben). Herstelltoleranzen können den Verlauf der Kurve negativ beeinflussen; sie sinkt schneller auf niedrige Werte ab als eigentlich nötig.
Der erreichbare Kontrast und die Auflösung werden evtl. weiter reduziert vom Durchmesser der eigenen Pupille, der je nach Lichtbedingungen schwankt.
Kontrastkurven werden nur im Labor ermittelt, aber in der Regel nicht veröffentlicht.

Verzeichnung: Negativ beim Fernrohr, da man hier eher auf die richtige Lage von Objekten (Sterne) zueinander angewiesen ist (für Abstands- oder Winkelschätzungen z.B.). Es mag noch andere Gründe geben.
Beim Fernglas kommt hinzu, dass Sie es beim Durchschauen schon mal durch die Landschaft schwenken. Dabei kommt es bei korrigierten Gläsern zu einem Effekt, der aussieht, als ob die Landschaft vor einem auf einem Globus abrollt. Den einen stört's, den anderen nicht (mich schon...). Verzeichnung messen ist auch wieder praktisch nur im Labor möglich. Dazu müssen Sie die Winkel messen, unter denen bestimmte Testobjekte (z.B. Skalenstriche) im Okular sichtbar sind und diese mit den rechnerisch bestimmten Winkeln vergleichen.
Wenn Verzeichnung vorhanden ist, ist sie in der Regel kissenförmig (ein Quadrat bekommt sozusagen spitze Ecken). Sehen Sie sich Hauskanten an, die sind dann (außerhalb der Bildmitte) verbogen.

Serienstreuung: davor sind wir alle nicht gefeit. Es kann schon mal eine Gurke geben, aber Sie sollten ein Umtauschrecht vereinbaren, denn man erkennt sie im Geschäft nicht gleich. Die Unterschiede sind aber sehr subtil. Sie sollten auf die erreichbare Bildschärfe (Auflösung/Kontrast) in der Bildmitte achten, und ob Sie mit der Randschärfe und Farbsäumen an Kanten mit hartem Kontrast leben können. Randschärfe und Mittenschärfe haben nichts miteinander zu tun.
Zum Nachbesserungsrecht kann ich nichts sagen, aber z.B. Herr Jülich ist hier sehr hilfsbereit, wie mir zu Ohren gekommen ist, und setzt sich sehr für seine Kunden ein.

Klasseneinteilung: nur preislich, mit starken Überschneidungen, was Qualität anbelangt. Hier Zahlen oder Adjektive zu nennen, heißt, sofort ins Fettnäpfchen zu treten, deshalb hier Enthaltung...

So, jetzt sollen andere zu Wort kommen. Vielleicht konnte ich etwas zur Aufklärung beitragen. Bitte stellen Sie ruhig weitere Fragen!

Viele Grüße, Infinity
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fragen zur Fernglasoptik

Stefan Meister 2061 08. Mai 2005 16:45

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Gisbert Hahne 1160 09. Mai 2005 20:38

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Infinity 1440 09. Mai 2005 20:46

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Walter Wehr 1135 09. Mai 2005 23:06

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Infinity 1194 10. Mai 2005 20:57

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Walter Wehr 1207 11. Mai 2005 00:24

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Kaiser 1192 11. Mai 2005 06:23

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Walter Wehr 1212 11. Mai 2005 09:26

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Infinity 1232 13. Mai 2005 18:37

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Stefan Meister 1143 10. Mai 2005 07:25

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Infinity 1134 10. Mai 2005 21:06

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Achim Bollig 1176 10. Mai 2005 18:36

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Infinity 1264 10. Mai 2005 21:21

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Achim Bollig 1309 11. Mai 2005 08:02

Re: Fragen zur Fernglasoptik

Thomas Becker 1137 12. Mai 2005 08:22



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