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07. April 2005 13:53
1. Den Streulichtanteil, der das Bild überlagert (ein anderer Teil verschwindet wieder nach vorn durchs Objektiv oder außerhalb der Austrittspupille durchs Okular oder wird durch Absorption am Tubus, an Linsenrändern, im Glas usw. „vernichtet“) und auf diese Weise den Kontrast sowie dann auch ein wenig das Auflösungsvermögen reduziert, kann man nur mit relativ hohem Aufwand messen; der normale Anwender ist damit überfordert. Aber wenn Sie auf eine hohe Transmission achten, bei seriösen Herstellern anhand der glaubwürdigen Angaben und ansonsten mit der hier von mir schon mehrfach empfohlenen Durchsicht von vorn gegen ein weißes Blatt Papier, dann können Sie auch ziemlich sicher sein, daß der Streulichtanteil niedrig ist.

2. Als weitere Gründe neben Kompaktheit und geringem Gewicht, sich außer einem (vorhandenen) 8x56-Glas noch z.B. ein 8x30- oder 10x30-Glas anzuschaffen, können genannt werden:

2.1 Die Ferngläser 8x30/10x30 (oder 8x32/10x32) bieten im allgemeinen einen deutlich größeren scheinbaren Sehwinkel bis um oder auch knapp über 65° gegenüber meistens (Ausnahme Zeiss Victory 8x56) nur etwa 52° bis 56°, bei gleicher Vergrößerung (8x30, 8x32) dann auch ein größeres tatsächliches Sehfeld.

2.2 Die 30er/32er-Ferngläser sind oft noch etwas schärfer und vor allem randschärfer, weil es bei kleinerem Objektiv mit geringerem Öffnungsverhältnis einfacher und weniger kostenintensiv möglich ist, die Aberrationen zu korrigieren.

2.3 Die 30er/32er-Ferngläser liefern außerdem auch noch aus einem anderen Grund oft schärfere Bilder, weil aufgrund der kleineren Austrittpupille die Augenpupille einfacher und präziser zentrierbar ist. Mit anderen Worten: Man merkt sofort, wenn die Augenachsen und Okularachsen nicht richtig fluchten und korrigiert über die Knickbrücke und die Position des Fernglases vor den Augen automatisch nach. Beim Fernglas mit sehr viel größeren Austrittspupillen verdunkelt sich das Bild erst, wenn die Augenpupille schon sehr stark dezentriert (aus der AP hinausgewandert) ist, und deshalb schaut man häufig mit dezentrierten Pupillen, ohne es merken. Dieser „Symmetriefehler” führt zu einem Anwachsen der Aberrationen, also zu verstärkter Unschärfe, besonders am Rand, und zu Farbsäumen.

3. Was Sie in den vergangenen Wochen bei verschiedenen Ferngläsern beobachtet haben und oben als „Farbfehler“ bezeichnen, ist nicht das, was der Optikfachmann „Farbfehler“ nennt. Sie sollten besser von einem Farbstich oder von einem nicht neutralen Farbton sprechen. Als Farbfehler im fachlich korrekten Sinne bezeichnet man die sich als Farbsäume entlang kontrastreicher Kanten (z.B. Schneefläche gegen dunkle Erde, schwarze Äste gegen hellen Himmel) äußernde chromatische Längs- und Queraberration, die mit dem Farbstich absolut nichts zu tun hat. Daher kann selbst ein perfekt „farbkorrigiertes” Fernglas sehr wohl einen Farbstich zeigen, wenn nämlich die Transmission nicht übers volle sichtbare Spektrum konstant ist. Der von Ihnen monierte Farbstich ist ein vergleichsweise harmloser Fehler, der schon bei nur sehr kleinen Transmissionsschwankungen über die Wellenlängen hinweg sichtbar werden kann und mehr zu den „kosmetischen Unzulänglichkeiten“ zu zählen ist. Da Farbstiche subjektiv unterschiedlich empfunden werden, kann man kaum allgemeingültige Empfehlungen geben. Mancher akzeptiert lieber den „warmen” gelblichen oder rötlichgelben Stich, mancher lieber der „kühlen“ bläulichen. Da der Farbton ohne exakte Messung leider keine Information über das Transmissionsmaximum liefert, ist auch kaum zu sagen, bei welchem Farbton bei Dämmerung die beste Detailerkennbarkeit erzielt wird. Denn ein gelblicher Ton bedeutet nicht zwangsläufig, daß das Transmissionsmaximum bei Gelb (in der Gegend von ca. 580 nm) liegen muß, sondern er kann seine Ursache auch in einer besonders niedrigen Transmission im Blaubereich haben, was dann den komplementärfarbigen Effekt erzeugt. Ferner kann durchaus ein Fernglas mit stärkerem Farbstich insgesamt eine höhere Transmission als ein anderes mit neutralerem Farbton haben, wenn bei letzterem die Transmissionkurve zwar geradliniger (weniger wellig), aber durchgehend niedriger verläuft.

Ich würde daher den Farbton ganz subjektiv so bewerten, wie er mich im Einzelfalle bei den gegebenen Beobachtungsanforderungen stört. Bei allen hochwertigen Ferngläsern ist nach meiner Erfahrung ohnehin kein Farbstich so stark, daß er zum letztlich entscheidenden Kriterium werden könnte. Und bei den weniger guten Ferngläsern und Spektiven sind wahrscheinlich andere Mängel ebenfalls viel gravierender, oder der Farbstich ist (wie ich es auf der letzten Photokina an einem russischen Fernglas mit Bildstabilisierung erlebte) so gewaltig, daß man das Fernglas ohnehin gleich als unbrauchbar zur Seite legt.

4. Alle Nikon-SE-Porroferngläser sind mit Ihrer nach meinem Empfinden zu langen Pupillenschnittweite (17,4 mm einheitlich bei 8x32, 10x42 und 12x50 SE) und der eines Fernglases dieser Preis- und Qualitätsklasse unwürdigen Gummmi-Stülpaugenmuschel bezüglich der Einhaltung des richtigen Augenabstandes problematisch. Mir ist z.B. der Abstand mit Brille um ca. 2 mm zu groß, so daß ich das Fernglas frei schwebend statt (bildstabilisierend) am Brillenglas abgestützt halten muß oder passende Abstandhalter aufkleben muß (ich hatte ein Nikon 12x50 SE, habe es deswegen verkauft, aber habe jetzt auch ein 10x42 SE, bei dem ich die Augenmuscheln demnächst entsprechend präparieren werde). Sobald die Augenpupillen zu nah oder zu fern vom Okular sind, haben Sie das von Ihnen geschilderte Problem. Vielleicht haben Sie relativ zum Nasenrücken, auf dem die Brille sitzt, und den Augenbrauen, an denen die Augenmuscheln anliegen könnten, tiefer liegende Augen als ich. Bei mir paßt der Augenabstand einigermaßen bei Beobachtung ohne Brille, die ich aber wegen ca. -5 dpt und Astigmatismus vermeide, während mir bei Betrachtung mit Brille der Abstand zu groß ist.

Falls Sie mit diesem Fernglas lieber ohne Brille beobachten möchten, sollten Sie versuchen, die Augenmuscheln z.B. durch übergezogene Gummischläuche um einige Millimeter zu verlängern. Wenn Sie zu lang sind (das merken Sie daran, daß das Bild besser wird, wenn Sie das Fernglas fester anpressen), schneiden Sie dann millimeterweise etwas vom Gummischlauch ab. Hier ist ein bißchen Einfallsreichtum und bastlerisches Geschick nötig.

5. Nachdem Sie anhand der Vorführgläser das Ihnen am besten gefallende Modell gefunden und sich für dieses entschieden haben, spricht doch nichts dagegen, sich ein originalverpacktes genau dieses Typs geben zu lassen, es auszupacken und noch im Laden einmal durchzuschauen, ob es sich genauso verhält wie das Vorführglas. Das dürfte in mindestens 99 von 100 Fällen so sein, wenn Sie sich für ein gutes Fabrikat entschieden haben. Sie können so z.B. auch andere Mängel, die einer gewissen Serienstreuung unterliegen, noch im Laden feststellen, z.B. eine schwergängige, ruckelnde oder zu lockere Fokussierwalze oder einen nicht ausreichenden Überhub, und den Fehler gleich reklamieren.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Qualität, wie wird diese bestimmt.

Erich Klemm 3219 07. April 2005 10:56

Fünf Antworten auf fünf Fragen

Walter E. Schön 1893 07. April 2005 13:53

Re: Fünf Antworten auf fünf Fragen

Peter Stein 1444 08. April 2005 07:44

Nachtrag zum Thema Farbsäume

Walter E. Schön 1678 08. April 2005 12:51

Re: Nachtrag zum Thema Farbsäume

Yves Weinachter 1373 08. April 2005 15:08

Re: Fünf Antworten auf fünf Fragen

Thomas Becker 1347 08. April 2005 14:51



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