Arrogant ist hier niemand, und darum sollte das auch niemandem unterstellt werden. Wenn es normale Ferngläser z.B. in einer Preisspanne von 25 Euro bis ca. 2000 Euro gibt (wenn man die ganz großen, nicht alltagstauglichen unberücksichtigt läßt), wird es doch wohl zulässig sein, diejenigen etwa zwischen 25 Euro und 200 Euro „Billigferngläser” zu nennen – denn das sind sie ja doch ganz offensichtlich, wenn man „BILLIG“ im Sinne von „kostet nicht viel”, „hat einen niedrigen Preis” oder „ist für jeden erschwinglich” versteht. Da Sie das offensichtlich nicht tun, sondern vermutlich die qualitativ wertende Eigenschaft „taugt nichts” damit verbinden (was zwar in abschätzigen Bemerkungen wie „billiger Ramsch” durchaus üblich, aber im strengen und ursprünglichen sprachlichen Sinne* nicht die eigentliche Bedeutung des Wortes „billig” ist), bekommen Sie das in den falschen Hals. Letzteres ist aber Ihr Verschulden und rechtfertigt nicht, sich für eine nur vermeintliche Geringschätzung mit der Beleidigung „SCHWACHSINN” zu revanchieren.
Wer sich hier so äußert, sollte tatsächlich hier lieber nicht mitmachen oder sich allein aufs Lesen beschränken, statt die gute Atmosphäre zu vergiften. ZUSPERREN sollte Herr Jülich dieses Forum nur, wenn derartige Entgleisungen überhand nehmen.
*) Das Wort „billig” kommt laut Duden-Ethymologie von mittelhochdeutsch „billich” und althochdeutsch „billih”, was zunächst „wunderkräftig, wirksam” bedeutete und sich später in „recht, passend, angemessen, gemäß” wandelte [Anm.: lauter positive Bedeutungen!], was sich in der heutigen Wendung „recht und billig” bis heute unverändert erhalten hat. Die heutige Bedeutung „wohlfeil” entstand genau aus dieser Bedeutung durch Verkürzung von „dem Wert der Ware angemessen (= billig)” auf nur noch das letzte Wort „billig”. Erst in jüngster Zeit konnte, weil billige (= im Preis niedrige) Ware oft auch minderwertig ist, das Wort billig zusätzlich die Bedeutung „minderwertig” bekommen.
Noch eine Anmerkung zur Sache: 15% Transmissionsunterschied sind trotz des logarithmischen Empfindens von Helligkeitsunterschieden sehr wohl deutlich zu merken. Dabei geht es sogar nicht nur darum, daß das Bild ein wenig dunkler wird, sondern ein großer Teil der verlorenen 15% geistert nun als kontrastreduzierendes Streulich umher und es verschlechtert sich darüber hinaus auch die Bildschärfe, weil das Auge mit einer leichten Erweiterung der Pupille darauf reagiert, um im Rahmen seiner Möglichkeiten die Beleuchtungsstärke auf der Netzhaut wieder etwas anzuheben. Diese Pupillenerweiterung führt zu einem leichten Anwachsen der Abbildungsfehler des Auges (vor allem sphärische Aberration und Astigmatismus), aber auch in etwas geringerem Maße der Abbildungsfehler des Fernglases sowie auch zu einer leichten Verschlechterung der Schärfentiefe. Ich hoffe, es war nicht zu arrogant von mir, das klarzustellen.
Und noch eine Bemerkung zu den Gewinnspannen (ich bin kein Händler, sondern Fachjournalist, so daß sich damit bei mir keine kommerziellen Interessen verbinden): Nehmen wir an, daß ein teures Produkt in der Preiskategorie 15% Gewinnspanne hätte (von der der Händler seine Ladenmiete und Mitarbeiter zahlt, ebenso die Werbung, Verluste durch Diebstahl oder unbemerkte Sachbeschädigung abdecken muß, den Kundendienst der Beratung und Aufwand bei Reklamationen, den Zinsverlust, der durch Vorfinanzierung seiner Lagerhaltung entsteht usw., usw. sowie davon auch Steuern zahlen und leben muß). Das wären dann 150 Euro. Verkauft der Händler ein „billiges” Produkt für nur 100 Euro und hätte dabei exakt dieselbe prozentuale Gewinnspanne, so wäre das sein Ruin, wenn es nicht Produkte sind, die einfach nur über die Theke gereicht werden. Wenn sie aber Beratung erfordern, die Versandkosten (evtl. bis auf Versicherungen) und Buchhaltungskosten pro Stück genauso teuer sind wie beim 1000-Euro-Produkt, geht da die Rechnung selbst dann nicht auf, wenn er von den 100-Euro-Ferngläsern 10mal so viele verkaufen könnte, um wieder auf seine 150 Euro zu kommen. Es muß also bei den „Billigferngläsern” (im obigen Sinne: zu niedrigem Preis, nicht zwangsläufig, aber doch manchmal bis oft Minderwertig) die prozentuale Spanne erheblich höher sein als bei den teuren Ferngläsern. Wenn dann auch noch Transporte über 10000 km und mehr anfallen, bleibt dem Hersteller noch weniger. Und nun frage ich Sie, ob dann die Aussage von Herrn Jülich wirklich „Schwachsinn” war oder ob Sie sich nicht lieber hier öffentlich für diese Beleidigung entschuldigen sollten.
Walter E. Schön