Ich glaube, daß alle an dieser Diskussion Beteiligten (als es noch um ein neues Wort für das Fotografieren durch ein Spektiv ging) sehr wohl wußten, was „Digiscoping“ bedeutet. Es ging nicht um diese Begriffsklärung, sondern darum, statt einer gedankenlosen Übernahme des englischen Begriffs, der, wie ausführlich genug oben diskutiert, sprachlich gar nicht korrekt ist (griech. „scopein“ = „schauen“, nicht „fotografieren“ oder „(auf)zeichnen“) und nur für Englischsprachige richtig erscheint, weil im Englischen „scope“ oder „fieldscope“ die übliche Bezeichnung für ein Spektiv ist (im Deutschen haben wir eine Analogie, denn hier stand statt des griechischen das lateinische Wort für „schauen“ Pate, nämlich „spectare“). Im Deutschen gibt es aber keine solche Beziehung zwischen „skop“ und „Spektiv“, und außerdem ist die englische Endung „ing“ für die Verlaufsform (die es in der deutschen Hochsprache kaum gibt, höchstens in einigen Dialekten wie z.B. im Rheinischen „ich bin am Machen“ oder gar „ich bin am sauber am Machen“) auch eine sprachliche Sünde, die nur bei Leuten mit mangelhaftem Sprachgefühl und fehlender Verantwortung für das Kulturgut Sprache als Marotte üblich ist („Walking“ für Wandern oder Spazierengehen, „Climbing“ für Klettern, „Shopping“ für Einkaufen usw.).
Deshalb hatten sich hier einige darum bemüht, ein neues Wort zu finden, das die gemeinte Tätigkeit (Fotografieren durchs Spektiv) kurz, treffend und verständlich ohne grobe Verletzung eines gesunden Sprachgefühls ausdrückt.
Spektivfotografie wäre sicher (ebenso wie Fernglasfotografie für das Fotografieren durch ein Fernglas) die sprachlich sauberste Bezeichnung. Da es aber vielen in unserer hektischen Welt auch beim Reden und Schreiben nicht schnell genug gehen kann und das Aussprechen einer oder zweier Silben mehr als Verlust wertvoller Zeit empfunden wird (siehe die in Internetforen üblichen Akronyme), wurden auch kürzere Begriffe wie „Spektigrafie“ und für die Fotografie durch ein Fernglas „Binografie“ diskutiert. Das halte ich solange für legitim, wie Logik und Sprachregeln nicht verletzt werden und die Bedeutung erkennbar bleibt.
Walter E. Schön