Die „Spektigrafie“ hatte ich bei meinem vorherigen Beitrag ja auch schon genannt, dann aber „Spektografie“ vorgezogen (die Verwechslungsgefahr mit „Spektrografie“ sehe ich nicht). Aber ich könnte mich auch mit „Spektigrafie“ anfreunden. Bei „Binokugrafie“ meine auch ich, daß da eine Silbe zwar nicht unbedingt „zuviel“, aber doch überflüssig ist. Ich möchte auch deshalb für „Binografie“ plädieren, weil „Bino“ eine mittlerweile schon ziemlich populäre Kurzbezeichnung für ein Fernglas (Binokular) oder einen Binokularansatz (beim Teleskop) geworden ist, während „Binoku“ bislang nirgendwo als eigenes Wort gebräuchlich ist.
„Spektivgrafie“ wäre noch nicht zu lang, aber ist so holprig, daß man es schon fast als Zungenbrecher bezeichnen kann. „Spektigrafie“ finde ich nicht so überzeugend wie Binografie, aber da mir außer dem nicht viel besseren „Spektografie“ nichts anderes einfällt, ist das vielleicht der größte gemeinsame Nenner, auf den wir uns hier einigen könnten.
Ich fürchte allerdings, daß uns die Massen nicht folgen werden und wir daher eines Tages einsehen müssen, daß unsere Versuche, „Digiskopie“ wegen logischer Unverträglichkeit durch ein besseres Wort (oder zwei Wörter) zu ersetzen, gescheitert ist. Vielleicht besteht für uns bei „Binografie“ noch eine Chance, diese Bezeichnung einzuführen, denn fürs Fotografieren durchs Fernglas gibt es noch keinen speziellen Begriff. Bei „Spektigrafie“ und ganz ähnlich bei „Spektografie“ bin ich skeptischer. Die Sprache folgt leider nicht immer logischen Gesetzen, schon allein deshalb, weil die Dummen immer in der Überzahl sind, und wenn ein Begriff sich so weit verselbständigt hat, daß man die ursprüngliche Bedeutung völlig aus dem Blick verloren hat, dann ist das vielleicht sogar zu verschmerzen. Ich will als Beispiel dafür nur das Wort „Diwan“ nennen, das ursprünglich aus dem Türkischen kommt und dort soviel wie „Bibliothek“, „Bücherstube“ oder „Lesesaal“ bedeutete. Aber weil dort bequeme Sitz- und Liegemöbel standen, auf denen man es sich beim Lesen entspannen konnte, und weil diese Sitz-/Liegemöbel eine recht charakteristische Form hatten, wurde das Wort „Diwan“ bei uns eines Tages zur Bezeichnung für diesen Typ von Sitz-/Liegemöbel - und niemand nimmt heute daran Anstoß.
Walter E. Schön
Nachtrag: Ich hatte oben versehentlich an einer Stelle „Binoskopie“ statt „Binografie“ geschrieben, was Herr Champollion zurecht sofort kritisiert hat. Da ich den Fehler noch korrigieren konnte, habe ich das natürlich gemacht. Ich schreibe das, damit niemand Herrn Champollion für verrückt hält, weil es etwas kritisiert, was jetzt in meinem Beitrag gar nicht mehr zu lesen ist.