Hallo liebe Gemeinde.
Die kritik der Herren Schäfer und Henseler hat mich nicht ruhen lassen. Also habe ich von einem Patienten, genauso optikverückt wie ich, dessen 8 x 30 Zeiss Dialyt ausgeliehen und mir dessen Leistung im Vergleich zum Conquest einmal zu Gemüte geführt.
Wie Ihr sicher wißt, kostet dieses Dialyt das Doppelte des Conquest.
Ich habe mich auf die Tagbeobachtung beschränkt.
Fangen wir mit den einfachen Dingen an.
Das alte Dialyt ist ein kompakter Klotz, sicher sehr funktionell, aber man muß schon Technik lieben, um dieses Teil schön zu finden. Außerdem ist es schwer, kein Wunder, diese Gläser heißen ja noch Schwerflinte und das versteht der Optiker wörtlich.
Für mich als Brillenträger sind die alten Augenmuscheln etwas fummelig, es kostet ein bisschen Kraft, bis der Gummi umgelegt ist. Merke, das alte Glas ist entweder für Brillenträger oder für Leute mit guten Augen, wenn einer mit guten und einer mit schlechten Augen guckt, ist die Fummelei lästig.
Wasserdicht im Sinne von tauchfähig ist das alte Modell ebenfalls nicht.
Aber es macht einen richtig schön stabilen Eindruck in der Hand, damit kann man einen Nagel in die Wand schlagen, kein Problem.
Ganz anders dagegen das Conquest. Hier wird Leichtbau zelebriert, das Conquest ist deutlich schlanker und auch filigraner. Trotzdem gibt es an der Stabilität nichts zu bemängeln, da wackelt nichts und da verwindet sich auch nichts. Die Augenmuscheln sind spielend leicht einzustellen, das Glas ist sorgfältig ausbalanziert.
Das Material macht einen etwas feineren Eindruck, ich habe aber keinen Zweifel, daß das Zeug der rauhen Wirklichkeit trotzt.
Handhabung und Stabilität sind wichtig, viel wichtiger als der Unbedarfte vermuten würde, aber natürlich ist die Optik entscheidend.
Also habe ich folgende Vergleichsbeobachtungen gemacht:
1. Einstellen auf den Nahbereich. Sieger ist das Conquest mit einem ganzen Meter Vorsprung, was eine Menge ist.
2. Auflösung bei guter Beleuchtung im Zentrum. Hier habe ich die Klingelschildchen auf der anderen straßenseite gelesen. Unendschieden würde ich sagen.
3. Auflösung im Randbereich, ganz kleiner Vorteil für das alte Dialyt.
4. Gegenlicht, Blick frühmorgens über den Rhein in Richtung Lahnmündung. Minivorteil für das alte Dialyt, aber da muß man schon genau hinschauen. Beide Gläser werden von den Reflexen der noch tiefstehenden Sonne beeinträchtigt. Im Conquest findet man eine sichelförmige, leicht aufgehellte Stelle knapp unterhalb der Mitte, im Dialyt gibt es einen verwaschenen Fleck vom obenen Bildrand ausgehend.
5. Hochkontrastmotiv und Farbsaum. Sie zeigen beide einen Farbsaum, ich bilde mir ein, beim Dialyt wäre dieser mehr blauviolett, wärend er beim Conquest blau ist. Wenn man sich daran festbeißt, stören beide, aber viel ist es nicht. Auch mein 15 x 60 zeigt unter gleichen Bedingungen ein klitzekleines Quentchen Farbsaum und das Teil ist wirklich perfekt.
6. Farbwiedergabe. Beim Betrachten weißer Wolken ist das Dialyt einen Hauch blauer, während ich mir beim Conquest einen Hauch grün einbilde.
Was bleibt unter dem Strich.
Das alte Dialyt hat ein größeres Gesichtsfeld. Dazu benötigen sie ein besseres Okular und sicher auch Prismen mit mehr Durchlaß. Es ist immer noch ein sehr gutes Glas, kann aber, das sein nochmal bemerkt, nicht tauchen.
Das billigere Conquest braucht sich nicht zu verstecken. Es macht seine Sache immer noch 2+ und ist dazu noch wasserdicht.
Franz-Josef Severin
