[Aus dem Thread zum NL 8x32 ausgegrenzt, weil diese Fragen meines Erachtens von allgemeinem Interesse sind.]
... ist ziemlich verteufelt. Manche Leute sehen es, andere nicht. Einige Leute (von denen, die es sehen) ärgern sich darüber, andere nicht. Wieder andere gewöhnen sich daran. Und einige Leute sehen es anfangs nicht, später aber schon. Und ärgern sich dann. Oder auch nicht, oder wenigstens nicht so sehr. Und dann gibt's sicherlich noch Leute, die es nicht sehen wollen, weil sie gerade (viel) Geld für ein neues Glas bezahlt haben, und es ja nicht sein kann, dass dieses neue Glas eine Schwäche hat. Frei nach Christian Morgernstern.
Übrigens sollte man, wenn man denn Streulicht bemerkt, immer erstmal versuchen, ein bisschen mit dem Pupillenabstand und der Position der Augenmuscheln zu experimentieren. Es ist ein Irrglaube, dass man diese Parameter bei jedem Glas auf Anhieb im Griff hat. Viele Gläser erfordern, dass man sich an sie gewöhnt und die idealen Einstellungen für sich selbst findet. Bei einigen Gläsern geht das schneller als bei anderen.
Und nicht jedes Glas "passt" zu jedem Benutzer. Ein bekanntes Beispiel waren die Nikon SE, bei denen etliche Leute große Probleme mit "kidney beaning" hatten und die Gläser schnell wieder verkauften, während andere diesen Effekt nie gesehen haben. Menschen sind eben unterschiedlich. Simple as that. (Das ist übrigens der Grund, warum ich Gläser nur kaufe, wenn ich mir die in Ruhe ansehen könnte. Bestellen und zurückschicken ist so gar nicht meine Sache!)
Streulichtempfindlichkeit bzw. Streulichtunempfindlichkeit sind daher meines Erachtens schwer "objektiv" festzustellen, außer eventuell in ganz krassen Fällen, wie z.B. dem Habicht 8x30. Da dürften die meisten Benutzer sich schnell einig werden, dass das Modell in der Hinsicht eine Gurke ist. Bei anderen Gläsern (Swarovski 8x32 SV) kommt es dagegen leicht mal zu Glaubenskriegen.
Nach meinem Eindruck ist es übrigens wohl so, dass unterschiedliche Hersteller in der Konzeption ihrer Gläser unterschiedliche Schwerpunkte legen. Nach meinem Eindruck achten z.B. Leica und Zeiss mehr auf Streulichtabschirmung als Swarovski. Nicht bei allen Gläsern (das "uralte" Zeiss 8x30 BGATP war z.B. ein Streulichtmonster, das Habicht 7x42 hat de facto kein Streulicht), aber generell schon. Bei den modernen Swarovskigläsern steht meines Erachtens mehr ein benutzerfreundlicher Einblick im Vordergrund, und das kann zu Lasten der Streulichtempfindlichkeit gehen. Das Leica Ultravid 8x32 hingegen ist mehr auf Streulichtunempfindlichkeit (und natürlich Kompaktheit) optimiert. Dafür ist es dann auch nicht so "einblickfreundlich" wie das z.B. das Swarovski SV 8x32.
Das hat übrigens nach meinem Eindruck nichts mit der Weitwinkligkeit von Gläsern zu tun. Es gibt durchaus alte Weitwinkelgläser, die wenig streulichtempfindlich sind. Trotz ihrer geradezu archaischen Vergütungen. Und moderne Gläser mit "normalem" Sehfeld, die streulichtempfindlich sind. Es gibt eben nichts, was es nicht gibt.
Was mich angeht - ich kann mit streulichtempfindlichen Gläsern nicht gut leben. Das ist mein "pet peeve". Dafür habe ich mit (etwas) CA keine Probleme, die "sehe" ich nämlich nicht oder empfinde sie wenigstens nicht als störend, solange die Farbränder nicht zu groß sind. Ein Beispiel: Viele Leute fanden die Farbränder beim alten Zeiss Victory 10x40 BGATP II enorm störend. Ich nicht.
Moral: Wat dem Eenen sin Uhl, is dem Annern sin Nachtigall.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.05.21 15:00.