Sechs Monate Brutvogelkartierung ab Anfang März. Jeden Tag. Eis, Schnee, Kälte, Nebel, Regen, Sonne, Hitze. Alle Wetter. Beginn spätestens bei Sonnenaufgang. Dann mindestens sechs Stunden.
Ein Fernglas ohne Gurt liegt immer auf dem Deckel meiner 'Beifahrerkiste', auf den ich eine rutschfeste Folie geklebt habe. In der Kiste: kleine, leichte Stirnlampe, Blue Tooth Lautsprecher, Schreibzeug, dünne Sturmhaube, dünne textile Bauhandschuhe, was Süßes.
Kartiert wird mit einem Smartphone. Darauf sind die jeweiligen Spezialkarten der Probeflächen geladen. die eine punktgenaue Erfassung der Vogelindividuen ermöglichen. Zudem kann der Track mitlaufen.
Auf der Rückbank der Koffer mit div. Ferngläsern: Zeiss10x42 SF, Swarovski 8x32 SV und 10x32 SV, Canon 12x36 IS lll oder manchmal noch ein anderes Glas.
Vorne griffbereit die beiden Kumpel CL 8x30 und 10x30.
Das Kartieren erfordert längere Laufstrecken oft in unwegsamen Gelände durch Wald, durch krautiges Gebüsch, Brennesselfluren... hoch und runter. Dann wieder Strecken im Auto über Feldfluren mit Stops, da flächendeckend erfasst wird.
Es geht vorrangig um schnelles Artenbestimmen. Weniger um Genußbeobachtung. Doch wer nimmt sich nicht die Zeit den Balzflug der Wiesenweihen zu verfolgen, egal mit welchem Glas?
Zu Beginn der Kartierung bin ich noch öfter mit den 42er Modellen unterwegs. Die Teile werden mir bald einfach zu schwer. Die Zeiträume, in denen es noch dunkel ist, sind auch relativ kurz. Außerdem habe ich ja meine Ohren dabei. Die sind das wichtigste Arbeitsgerät.
Die 32er SV sind mir für den harten Dauergebrauch fast zu wertvoll: Umhängen, Abhängen, durchs Unterholz, dann rutscht man aus usw. Ich verwende sie dann gerne, wenn ich weiß, daß ich eine schöne Strecke mit schönen Blicken vor mir habe. Auch sind sie schwerer als die CL. Doch diese sind einfach auch wirklich gut.
So kommt es, daß ich zunehmend die kleinen Swaros zur Hand nehme oder um den Hals hängen habe. Sie sind scharf und kontraststark, das Sehfeld ist nicht so ganz doll, das Einblickverhalten ist für mich abschattungsfrei und entspannt, ich sehe keine CA. Das 8fache ist mir insgesammt lieber. Das 10fache wirkt etwas eng.
Die Augenmuscheln passen mir gut, lassen sich einfach raus und reindrehen und gut saubermachen. Die Armierung ist griffig und bis heute ohne Abnutzungsspuren. Der Miteltrieb könnte bei beiden Gläsern sanfter und geichmäßiger laufen. Der Dioptrienausgleich ist katastrophal und beim Durchschauen eher unmöglich zu bedienen. Ich bin alleine unterwegs und einmal eingestellt ist gut.
Die Okulardeckel sitzen superstramm, eigentlich zu fest, fallen dadurch aber nie ab. Ich nutze sie und die Obektivdeckel so gut wie nie. Ist mir zu umständlich. Es muß alles schnell gehen können.
Die Gurtanbindung habe ich für meine Zwecke mit meinen (bescheidenen) Mitteln angepaßt: Gurt weg, von einem Mountainbikeschlauch ein 1 cm breiter Streifen abgeschnitten, mit der Lochzange ein Loch durchgeknipst, so daß der Metallstift des Fernglases durchpasst, Metallstift im Korpus wieder befestigt. Den Gurt mit Karabiner versehen zum schnellen An-und Abklicken des Glases. Hübsch-Häßlich, doch praktisch. Auch bei harter Beanspruchung ist nie etwas ein-oder ausgerissen. Allerdings behandle ich mein Equipment auch sorfältig.
So kommt es, daß die dollen großen Gläser den Schlaf der Gerechten schlafen und ich den kleinen CL den Vorzug gebe. Leider fehlt ihnen die Swaroclean-Beschichtung, so daß sie bei Temperaturwechsel und Feuchtigkeit schnell beschlagen.
Das Zeiss Conquest HD 8x32 ist vergleichsweise schwer und lässt sich nicht gut greifen. Der Durchblick ist für mich weniger entspannt. Ebenso beim Zeiss FL 8x32. Es ist jedoch auch schön leicht. Doch sind mir die CL lieber.
Die ganze Arbeit hat mir viel Spaß gemacht.
So, genug geschrieben.
Kilian.