Heute hatte ich in der Mittagspause die Gelegenheit das Victory SF 8x32 mit dem knapp ein Jahr neuen Leic Trinovid 7x35 bei sonnigem Wetter zu vergleichen. Von der Papierform hätte ich erwartet, dass das SF 8x32 deutlich größer ist, es stand neben einem SF 10x42 in der Auslage und wirkte mit dem verglichen fast zierlich.
Das ist sicherlich ein etwas schräger Vergleich denn die Gläser folgen ganz verschiedenen Philosophien, hier ein paar subjektive Eindrücke:
Das riesige Gesichtsfeld des Victory SF ist beeindruckend, es kam mir fast größer vor als ich bei 65 Grad erwartet hätte, bei Astrogläsern beobachte ich in der Regel mit deutlich größeren Gesichtsfeldern, da kommt mir 68 Grad dann gar nicht besonders weit vor. Das Bild ist wie zu erwarten sehr kontrastreich, scharf brillant. Der Eindruck nach wenigen Sekunden, das Glas gefällt mir wirklich sehr ich komme in Versuchung es zu erwerben obwohl ich den Laden nicht mit diesem Wunsch sondern eher aus Neugier betreten habe. Im Vergleich dazu wirkt das Gesichtsfeld des Trinovid eng, schon fast tunnelartig. Bei Schärfe und Bildeindruck nehmen sich die Gläser nichts oder nicht viel, zumindest fiel mir bei Handbeobachtung nichts auf, ob das SF noch kontrastreicher ist kann ich nicht sagen, auf CA habe ich nicht explizit geachtet.
Nach einigem hin und her Wechseln sind mir dann einige Dinge aufgefallen. Das SF zeigt einen leichten Globuseffekt, wie Holger Merlitz schon schrieb wird die Winkelvergrößerung am äußeren Bildrand kleiner, wohl nicht sehr störend aber merkbar. Dann habe ich etwa Zeit damit verbracht die optimale Position der Augenmuscheln zu finden, ich benötige keine Brille. Bei 'ganz draußen' ist der Einblick am besten, doch ich kann den Bildfeldrand nicht oder nur knapp sehen. In dieser Position nehme ich den Globuseffekt auch weniger wahr. In der nächsten Postion dagegen hatte ich gelegentliche Blackouts. So ein Kineybeaning kenne ich bisher eigentlich nur von Astro-Weitwinkelokularen. Vermutlich liegt die für mich optimale Position zwischen den beiden äußersten Einstellungen. Im Nachhinein hätte ich prüfen sollen, ob sich eine Einstellung zwischen einrastenden Positionen zuverlässig einstellen lässt. Geht dies bei anderen Zeiss Ferngläsern?
Mein persönliches erstes Fazit:
Sicherlich ein Super-Glas, doch nicht ganz perfekt. Wenn es für mich perfekt wäre, würde ich es dann kaufen?
Mir gehen schon seit längerer Zeit folgende Gedanken durch den Kopf:
Je mehr man testet und vergleicht desto stärker sensibilisiert man sich auch für Schwächen oder Eigenarten. Kann gut sein, dass ich mich an den leichten Globuseffekt gewöhnen werde, das Einblickverhalten wird naturgemäß mit zunehmenden Gesichtsfeld immer kritischer, das muss nicht unbedingt eine Eigenschaft des SF 8x32 sein. Für ein 32 mm Glas finde ich die Größe des SF 8x32 schon grenzwertig. Im direkten Vergleich fällt das Trinovid klar ab, es wäre schöner wenn das Gesichtsfeld weiter wäre, dafür ist das Glas deutlich kleiner, passt gerade noch in eine Jackentasche. Momentan beobachte ich hauptsächlich mit dem Trinovid und einem Canon 14x32 IS, beide Gläser haben ein ähnlich großes scheinbares Gesichtsfeld, das Canon schon deutlich CA, das fällt mir besonders auf weil das Trinovid hier wesentlich besser ist. Dennoch ich schätze das Canon IS, denn der Detailreichtum ist überwältigend, da kann kein anderes Handfernglas mithalten. Wenn ich jetzt mal unabhängig von den Kosten das SF 8x32 wegen des tollen großen Gesichtsfeldes anschaffen würde, wäre ich zufriedener? Oder würde mir bei den andern Gläsern das viel engere Gesichtsfeld sofort auffallen? Und beim Victory SF, sehe ich dann verstärkt den Globuseffekt und das kritischere Einblickverhalten? Oder wenn es perfekt wäre, könnte ich mich dann nicht entscheiden ob ich das Trinovid einfach für einen kurzen Spaziergang in die Tasche stecke oder doch das deutlich größere Victory SF und einen Rücksack mitnehme? Könnte ich mich vom Trinovid zugunsten des Victory SF trennen, würde ich dem kompakten, eleganten Trinovid nicht nachtrauern? Letztendlich blickt man bei Handferngläsern in die Bildmitte, man genießt hoffentlich was man sieht und freut sich nicht nur darüber, dass das Fernglas ein tolles, weites Bild liefert.
Ich lass meine Eindrücke mal sacken und bin auf andere Berichte gespannt. Mich würde auch ein Vergleich mit Nikon Monarch HG 8x30 interessieren, das ist deutlich kleiner und leichter hat aber mit 145 m gegenüber 155 m ein nicht viel kleineres Gesichtsfeld.
beste Grüße
Thomas
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.20 19:12.