Hallo Dominique,
das alte Schön'sche Argument des 'halbe Stunde Vorteils'(*) ist doch reichlich praxisfern. Durch ihn spricht der Fotograf, der dank seiner Ausrüstung auf ein bestimmtes Beleuchtungsniveau angewiesen ist und danach eben einpacken muss. Die Praxis ist anders: Nach Sonnenuntergang adaptiert das Auge auf die abnehmende Umgebungshelligkeit, d.h. für lange Zeit nimmt das wahrgenommene Niveau der Helligkeit kaum ab. Die Adaptionsfähigkeit unseres Auges verlängert somit die Phase einer sinnvollen Beobachtung erheblich, und solange die Augenpupille kleiner ist als die Austrittspupille, wird diese Adaption voll an das Fernglasbild weitergegeben. Die wahrgenommene Helligkeit des Fernglasbildes ist mit einem 8x42 mitnichten dieselbe wie vor einer halben Stunde durch ein 8x32, sondern höher, da sich inzwischen mein Auge an die zunehmende Dunkelheit gewöhnt hat.
Sobald unsere Augenpupille weiter ist als 4mm, ist das Bild des 8x42 Fernglases heller als das Bild des 8x32 Glases, und so bleibt es während der ganzen Nacht. Sollte es in der Nacht nicht komplett dunkel werden, weil etwa der Mond scheint oder man sich in der Nähe einer künstlichen Beleuchtung befindet, so mag es durchaus sein, dass das 8x42 während der ganzen Nacht über einsatzfähig bleibt. Ein Vergleich mit einem 8x32 unter diesen Bedingungen spricht Bände, man muss das einfach mal ausprobieren.
Viele Grüße,
Holger
(*) Für diejenigen, die Schöns Argumentation noch nicht kennen: In der Abenddämmerung nimmt die Umgebungshelligkeit kontinuierlich ab. Daher ist das Bild eines z.B. 8x42 Fernglases ähnlich hell wie das Bild eines 8x32 Fernglases eine halbe Stunde zuvor. Ergo bietet das 8x42 nur den Vorteil einer halben Stunde Beobachtungszeit (Genaue Werte variieren mit der Jahreszeit, dem Breitengrad usw.). Schön argumentiert hier mit der photometrischen Helligkeit und dem Pupillendurchmesser, berücksichtigt dabei aber nicht die Dunkeladaption der Retina, die den zeitlichen photometrischen Helligkeitsgradienten verringert und somit die wahrgenommene Dämmerungsphase verlängert.