Hallo an alle hier im Forum,
da ich hier neu bin, zumindest was das Schreiben anbelangt, möchte ich mich kurz vorstellen.
Ich heiße Holger, bin 54 Jahre alt und Fotograf.
Seit etwa 30 Jahren hat mich die Leidenschaft des binokularen Spechtelns fest im Griff.
Beim Sammeln habe ich keine strengen Regeln.
Früher habe ich nur Porros gesammelt, seit etwa 10 Jahren auch vermehrt Dachkant-Gläser.
Angefangen hat alles mit einem sehr alten 7x50 Binoctem, welches sich in einem erbärmlichen
Zustand befand. Die Prismen waren belegt und der Blick und die Stimmung beim Durchsehen
getrübt,der Dioptrieausgleich fest aber dafür die Knickbrücke schwabbelig.
Also beschloss ich das Glas zu zerlegen und "fachmännisch" zu reinigen und zu warten.
Da ich schon als 16 Jähriger meine Zündapp problemlos komplett zerlegt und wieder zusammengebaut
hatte, war ich frohen Mutes auch dieses Unterfangen zu einem glücklichen Ende zu bringen.
Nun ja, was soll ich sagen, ein Fernglas gehorcht anderen Gesetzen als ein Mofa.
Aber es gehorcht Gesetzen!
Und wie mein alter Lehrmeister und Horrex-Schrauber einmal gesagt hat:
"Sie nur, kaum macht man es richtig und schon funktioniert es"
Also habe ich mir Bücher zu dem Thema gekauft, im Internet recherchiert und wenn ich etwas nicht
nachlesen konnte habe ich Leute gefragt, die es besser wussten als ich, zum Beispiel meinen alten
Freund Gerhard Eller, von dem ich viel gelernt habe.
Nun nach etwa 30 Jahren und ca 2000 Gläsern auf meinem OP Tisch sind meine Ergebnisse durchaus
sehenswert und ich teile gerne meine Erfahrungen und Meinungen mit anderen Fernglasenthusiasten.
Es gibt Gläser, die würde ich mittlerweile mit verbundenen Augen zerlegen und andere brauchen etwas
mehr Zuwendung.
Wieder andere sind grundsätzlich nicht zu reparieren, weil zB. bestimmte Bauteile verklebt sind oder ähnliches.
Und nun komme ich, nach großen Umschweifen (man verzeihe mir dies) zum eigentlichen Thema.
Das Octarem.
Das es nur noch wenige Optiker gibt, die diese Gläser reparieren hat seine Gründe.
Ein Oktarem ist kein Binoctem.
Das Octarem wartet mit einigen Tücken auf, die es auch einem geschickten Tüftler schwer machen das Glas
zu zerlegen und anschließend ohne Macken an den Prismen wieder zusammenzusetzen.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass fehlende Richtbänke das eigentliche Problem sind.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass die Ersatzteile für die Octarems absolute Mangelware sind.
Bei einem solchen Glas eine komplette Wartung durchzuführen, ohne für den Ernstfall ein Ersatzprisma,oder
eine neue Stulpdichtung aus der Schublade zu ziehen ist ein großes wirtschaftliches Risiko.
Ich habe erst vor ein paar Wochen für einen Freund (Börries von Breitenbuch) ein paar alte Gläser repariert,
darunter auch drei 8x50 Nobilem Super, also die kurze Variante mit Luftspaltachromaten.
Die Prismen sitzen hier in einem Prismenstuhl, der nur als ganzes durch die Öffnung der Objektive geholt werden
kann.
Ein Unterfangen, bei dem selbst ich jedesmal die Luft anhalte, da der Abstand der Prismenkanten zum Gehäuse
nur ein, zwei Milimeter beträgt und man den Prismenstuhl nur mit einer Drehung herausbekommt, bei dem ich mich
immer fast verrenke.
Wenn aber alles gut geht ist der Gewinn enorm, ein "frisches" Nobilem Super ist wirklich ein Augenöffner.
Die neueren Nobilems oder Octarems,(längere Variante) legen da, was das Zerlegen anbelangt noch einen drauf!
Die Prismen sind miteinander verkittet und sind mit einem Keil im Gehäuse verkeilt und dieser ist Keil dann seinerseits
verklebt.
Keine schöne Sache, da sind Muschelbrüche, denke ich noch wahrscheinlicher als beim alten Nobilem.
So, ich hoffe, ich habe mit meinem Beitrag einen guten Einstieg in das Forum geschafft und wünsche allen ein
angenehmes Wochenende.
Viele Grüße
Holger