Hallo Dick,
Normalerweise meiden Kiebitze Felder mit Wintergetreide, denn sie wollen Übersicht über das Gelände haben.*
Wenn sie im März/April kommen und ein Wintergetreidefeld mit den dichten (Reihenabstand konventionell meist 10 cm oder weniger) grünen Reihen sehen, brüten sie, so es geht, lieber im noch unbestellten Acker daneben,
oder sie meiden das Gebiet ganz, wenn sich kein passender "Ausweichacker" bietet.
Dieser große Acker "unseres" Ökobauern (er arbeitet intensiv mit uns zusammen, wir verhalfen ihm "im Gegenzug" zu einer Extraförderung im VNP - VertragsNaturschutzProgramm), wurde mit Winterdinkel bestellt,
so dass wir befürchteten, die Kiebitze würden ihn meiden. Aber: der Reihenabstand beträgt 12,5 cm und der Dinkel ist relativ schlecht aufgegangen. Das akzeptieren die Kiebitze, ja sie bevorzugen seine Ökoflächen
gegenüber den konventionellen (Sommergerste, Mais, etc.) Flächen außen herum, denn auf den Ökofeldern gibt es viel mehr zu fressen (deshalb sind auch alle Feldlerchenreviere und als Wintergäste Bluthänflinge, etc. auf seinen Äckern).
Gestern und heute hat er seine Äcker noch mal gegen das Acker"unkraut" gestriegelt (Die Zinken entwurzeln dabei zwischen den Dinkelreihen die Ackerwildkräuter). Damit bekommt er mehr Ertrag (Beikrautdruck ist geringer) und
die Kiebitze haben für die nächsten Wochen einen lichten Acker. Bevor er gestriegelt hat, haben wir das Gelege ausgesteckt. Nun macht der Landwirt auf den geförderten Winterdinkeläckern bis mindestens 30.06 nichts mehr
(unter anderem dazu hat er sich verpflichtet und bekommt dafĂĽr VNP-Gelder).
Bedeutet aus Naturschutzsicht:
-die Ackerunkräuter (da bleiben genug übrig) können aussamen, gut für sie und für Vögel als Herbst- und Winter-Nahrung.
-die Kiebitze (min. 3 weitere Paare sind da, haben aber noch kein Nest gemacht) haben genug Zeit zum BrĂĽten und die Pulli zum FlĂĽgge werden
-die Feldlerchen mĂĽssen jetzt wohl nochmal anfangen, so sie schon gelegt hatten, haben aber nun auch Zeit genug (brauchen etwa 45 Tage)
-wenn jetzt die Wachteln kommen, können auch sie ungestört brüten (Für die müssen wir allerdings im nächsten Jahr noch Schutzflächen anlegen)
Hier arbeiten zusammen:
-der Ökobauer (insgesamt 110 ha und damit in Bayern schon einer der größeren, hochmodern ausgestattet, über 50 ha in dem Programm, mehr bekam er nicht genehmigt, wg. Geldmangel)
-andere, auch konventionelle Bauern, die den Kiebitzen wohlgesonnen sind (die sagen uns Bescheid, wenn sie was sehen)
-meine Frau (tut hier viel mehr als ich) und ich als ehrenamtliche WiesenbrĂĽterberater, ausgebildet vom ANL - Bayerische Akademie fĂĽr Naturschutz und Landschaftspflege, meine Frau koordiniert auch alles, wir
sind, so verstehen wir uns, auch als Mitglieder des LBV - Landesbund für Vogelschutz tätig
-das bayerische Landesamt fĂĽr Umwelt, hier in Form der Vogelschutzwarte, die eine Kraft (befristet fĂĽr 4 Jahre) extra fĂĽr WiesenbrĂĽterschutz in Bayern eingestellt hat
-die örtliche, untere Naturschutzbehörde des bayerischen Staats (die die VNP-Förderung bewilligen muss)
Nebenher schauen wir auch nach Reptilien, Amphibien, Fledermäusen, etc. im Gebiet
*Deshalb brĂĽtet der "WiesenbrĂĽter" Kiebitz auch nicht mehr auf Wiesen, denn die heutigen stark gedĂĽngten Intensivwiesen sind zu dicht und das Gras schon zu hoch, wenn die Kiebitze aus dem Winterquartier zurĂĽckkommen. Ist auch
gut so, denn bei 4-8 Mal Mähen könnten sie nie eine Brut durchbekommen, würden immer ausgemäht (Fachausdruck eigentlich für Rehkitze die beim mähen getötet werden).
Carpe Diem!
OhWeh
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.04.20 15:51.