Vielen Dank noch einmal. Ein wirklich guter Review, mit der für deine Reviews so typischen Sorgfalt.
Ein paar Gedanken:
Pinac schrieb:
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> Aber allzu rauhe Bedingungen würde ich dem 8x20 eher
> nicht zumuten. Zwar sind die Canons generell wohl
> etwas robuster, als ich anfangs angenommen hatte
> (beim Sturz meines 10x32 vom Tisch schräg mit
> einem Tubus voran brach nur das Frontschutzglas,
> ansonsten blieben Optik / Mechanik / IS voll
> funktionsfähig), aber für das Grobe ist das kleine
> Canon sicher nicht gemacht, obwohl es bei «normal
> nassem» Wetter, sprich leichtem Regen usw., sicher
> einsatzfähig ist.
Sicher ist das Glas nicht für wirklich "harten" Gebrauch gemacht. Es ist ganz sicher kein Hensoldt Fero-D16 oder D17! Andererseits hat Canon enorm viel Erfahrung im Bau von Objektiven unterschiedlicher Preisklassen, und so oft hört man nicht, dass sich Objektive im "normalen Gebrauch" verabschiedet haben oder abgesoffen sind, obwohl Objektive vom Aufbau her eher komplexer sind als Ferngläser und eher mehr Belastungen ausgesetzt sind, z.B. beim Objektivwechsel. Das gilt nicht nur für die Spitzenobjektive, sondern auch für Objektive der günstigeren Preisklassen, die beileibe nicht speziell abgedichtet sind.
Das Glas dürfte im übrigen kaum weniger robust oder dicht sein als das alte 10x30 IS, meine ich mal, von dem man auch nicht allzu viele Schauergeschichten gehört hat, obwohl es Birder gibt, die das Glas vom Boot aus benutzen. Und dadurch, dass Canon die Objektive in den Körper zurückgelegt hat - ich habe noch kein Glas gesehen, bei dem die Objektive so tief im Gehäuse sitzen - dürfte die Gefahr von Wassereinbrüchen oder Staub eher geringer geworden sein.
> Das 8x20 ist deutlich kleiner und nur etwa halb so
> schwer wie das Canon 10x32 <snip>
> Das 8x20 ist für mich das erste Canon, das
> vernünftig in der Hand liegt.
Das sehe ich genauso. Das war - abgesehen von dem nicht hinreichenden Dioptrienausgleich - für mich ein Hauptgrund, bisher kein Canon zu kaufen. Dieses Glas liegt gut in der Hand und lässt sich z.B. gegenüber den 8x20 Gläsern der üblichen Verdächtigen deutlich besser ruhig halten. Auch ohne Stabi.
> Wie früher erwähnt, ist die Bildqualität insgesamt
> für ein 8x20 sehr gut. Das Bild ist bis etwa 90%
> gegen den Rand scharf, dann flacht die Schärfe
> etwas ab. Das Canon hat einen sehr weiten «sweet
> spot» und ein recht gleichmässig scharfes, flaches
> Bild.
> Aber wie scharf ist «scharf»? Im Vergleich zum
> Swarovski CL bleibt das Canon punkto Schärfe in
> meinen Augen nichts schuldig. Auch ohne
> Stabilisierung, z.B. beim Einsatz auf Stativ, ist
> die Leistung des Canon sehr gut.
Das hatte ich nach meinem Quicklook im Fotogeschäft auch vermutet. Für ein 8x20 eine exzellente Optik, die sich auch hinter größeren Gläsern nicht zu verstecken braucht, bei allen Vorteilen, die Gläser mit größerer Austrittspupille haben. Und mit Stabi ist es dann eine andere Welt.
> Ich bin grundsätzlich ein Anhänger grosser
> Austrittspupillen, am liebsten 6mm oder auch 7mm
> (was laut meinem Optiker bei meinen Augen noch
> keine "Verschwendung" ist), schon nur deshalb,
> weil so die exakte Platzierung des Auges hinter
> den Okularen viel weniger kritisch ist.
> Und so war ich bei der kleinen 2.5mm AP des 8x20
> grundsätzlich sehr skeptisch.
Ganz klar, eine größere Austrittspupille ist
immer gut. Das ist nicht überraschend und gilt selbst dann, wenn die Eintrittspupille des Auges nicht deutlich größer ist als die Austrittspupille des Glases.
Was ich hingegen überraschend fand, war, dass ich trotz der kleinen Austrittspupille mit dem Glas besser zurecht kam als mit anderen 8x20 Gläsern. Früher habe ich immer gesagt, dass ich mit Gläsern mit Austrittspupillen <~4mm nicht zurechtkomme. Das erste Glas, bei dem das klappte, war das Swarovski CL 10x30, das für mich gut funktioniert. Nun hat Swarovski bei dem Glas sehr darauf geachtet, dass das Glas einen guten Einblick hat; ein Begriff, der im BF verwendet wurde, war der einer "optical box", die den Einblick einfacher macht als bei "normalen" Gläsern. Mit dem Canon komme ich ebenfalls viel besser zurecht, als ich vorher dachte. Das mag an der Konstruktion der Okulare liegen, aber auch an den für mich fast idealen Augenmuscheln, die das Okular sauber zentriert vor der Eintrittspupille des Augen halten, und natürlich an der gegenüber anderen 8x20 Gläsern ergonomischeren Bauform und dem etwas höheren Gewicht, das es leichter macht, das Glas ruhig zu halten. Ferngläser können ja auch zu leicht sein, auch wenn für mich Gläser leichter sein sollten als die verschiedentlich angegebenen "idealen" ~800 gr.
> Aber: wenn es dann darum ging, die
> Detailerkennbarkeit zu prüfen, hatte das Canon die
> Nase vorn, sobald die Bildstabilisierung aktiviert
> wurde. Da wurden plötzlich Einzelheiten des Geästs
> sichtbar, die weder das Canon ohne IS noch das CL
> gezeigt hatten. Ich würde fast sagen, dass die
> Stabilisierung Bildschärfe und Kontrast erhöht,
> aber das ist natürlich nur Eindruck, nicht
> Realität. Das Canon gleicht jedenfalls den
> Helligkeitsnachteil gegenüber dem CL mit der
> Stabilisierung so stark aus, dass es am Ende doch
> mehr Details zeigt.
Das deckt sich exakt mit meinem Eindruck im Fotogeschäft. Man sieht mehr Detail und, meiner Ansicht nach jedenfalls, beobachtet erheblich entspannter, weil man sich nicht so darauf konzentrieren muss, das Glas ruhig zu halten. Und auch wenn jetzt jemand der Ansicht ist, ein 8faches Glas ließe sich doch auch so ruhig genug halten - das stimmt schlichtweg nicht, das belegen alle Untersuchungen zum Wirkungsgrad von Ferngläsern, der bei einem nicht stabilisierten 8fachen Glas im freihändigen Gebrauch bei ~60% liegt. Und dabei ist die Ermüdung der Muskeln bei längerer Beobachtungsdauer noch nicht einmal berücksichtigt.
> Unabhängig vom Grad der Beleuchtung (ausser wenn
> es wirklich praktisch dunkel ist): sobald es um
> Detailerkennung geht, bietet das Canon bei
> eingeschalteter Stabilisierung mehr als das CL
> oder andere unstabilierte 8x30/8x32 Gläser (bei
> heller Beleuchtung auch mehr als 8x42er)
Ein klareres Plädoyer für ein stabilisiertes Glas kann es kaum geben - mindestens dann, wenn es um das Beobachten selbst geht und nicht um die Bewunderung eines feinmechanischen und optischen Meisterwerks (wie es die heutigen Spitzengläser zweifellos sind).
> Hinzu kommt, dass bei längerer Beobachtung
> desselben Objektes die Arme immer mehr ermüden,
> sodass (jedenfalls bei mir) das Zittern progressiv
> zunimmt. Beim CL 8x30 fällt das rasch ins Gewicht,
> dem Canon 8x20 ist das jedoch egal, das Bild
> bleibt stabil, wie lange ich auch das Glas vor die
> Augen halte (nach etwa 10 Stunden ist dann laut
> Canon allerdings die Batterie leer, aber ich werde
> ja meistens schon vorher zum Abendessen gerufen).
Ja. Das ist ganz definitiv ein gewichtiges Argument. Und da ist es gut, dass das Canon so leicht ist, dass man nicht - wie z.B. beim 10x42 - das Glas nur dann längere Zeit benutzen kann, wenn man es auf ein Einbein setzt oder regelmäßig in die Muckibude geht.
Zum Abschluss eine ketzerische Anmerkung: Die Tatsache allein, dass dieser Review seit gestern, 19:53 Uhr im Forum steht und bisher trotzdem so vergleichsweise wenige Reaktionen gepostet wurden, deutet für mich darauf hin, dass Ferngläser für nicht wenige hier eher ein Kultobjekt als ein Gebrauchsgegenstand sind.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.12.19 21:58.