Erfahrungsbericht Meopta Meostar B1 12x50 (nach 3 Monaten)
Gewicht des Meostar B1 12x50 HD: mit Obj.-Kappen und mitgeliefertem Komfort-Trageriemen: 1187 g; (zum Vergleich: Canon 10x42 L IS mit Riemen: 1147 g.
Brillentauglichkeit: der angegebene Pupillenabstand beträgt 15mm, in der Praxis ist das grenzwertig. Es kommt auf die Brille an: mit schmalen Gestellen kann man das Sehfeld mit etwas Mühe ganz übersehen, ohne die Brille zu sehr auf das FG zu pressen. Mit meiner bevorzugten reinen Fernsichtbrille geht es, mit meiner neuen „every day“ Brille nicht. Vorteil: es gibt kaum Abschattungen beim Beobachten, auch wenn man periphere Regionen anvisiert.
In Summe: Das Meopta ist nicht ganz so brillentauglich wie das Canon 10x42 IS. Keine Wünsche offen lassen hier das 10x42 SF oder das 10x56 SLC.
Ohne Brille: die Augenmuscheln lassen sich ausreichend herausdrehen, es gibt aber keine Raststufen. Ganz herausgedreht lassen sie sich zusätzlich noch ein wenig drehen, wodurch sie sich nicht mehr durch Druck verstellen.
Farbcharakteristik: ungefähr wie das Canon 10x42 IS: geht leicht ins gelb (Canon: gelbgrün, fotografisch verifiziert).
Helligkeit/Transmission: ungefähr wie das Canon 10x42 IS, nicht so hell wie das Zeiss 10x42 SF.
Verzeichnung: leicht kissenförmig (nicht störend). Globuseffekt: beurteile ich nicht, da ich auf diesen nicht reagiere.
Schärfe: in der Mitte ausgezeichnet – eines der bislang besten meiner Ferngläser. Ab ca. 60% von der Mitte gerechnet (ich bin hier sehr streng, akkomodieren kann ich in meinem Alter nichts mehr) zunehmende Unschärfe und Bildfeldwölbung – hier nicht so gut wie Canon 10x42 IS und Zeiss 10x42 SF (beide haben Bildfeldebnungslinsen). Aber eindeutig besser als z.B. 7x42 Dialyt und auch besser als 8x32 Conquest HD.
Sehfeld: 91m. Wirkt „normal“, reicht aus. Mehr bieten hier das 12x50 Ultravid HD plus (100m) und das 12x50 EL (ebenfalls 100m), welche preislich in einer ganz anderen Kategorie angesiedelt sind. Allerdings ist das 12x50 Ultravid mit 13mm AP-Lage nicht wirklich brillentauglich.
Sternabbildung/Astronomie: (mit Brille) im Zentralbereich sehr saubere Sternbilder, rotationssymmetrisch, praktisch ohne spikes. Die Unschärfe in den Außenbereichen kann teilweise wegfokussiert werden (Bildfeldwölbung), stört bei Freihandbeobachtung aber nicht sonderlich.
CA: ausgezeichnet korrigiert, im Zentralbereich praktisch nicht wahrnehmbar. Neben der Mittenschärfe ein herausragendes Merkmal des Meostar B1 12x50. Von einem kritischen Mitbeobachter bestätigt.
Gegenlicht/Streulichempfindlichkeit. Habe ich bislang nicht ausführlich getestet. Unterhalb der Sonne positioniert taucht starkes veiling glare auf. Etwas empfindlicher als das 10x42 SF und nicht so gut wie das Canon 10x42 IS.
Nahbereich: Meopta gibt 4m an, ich habe ca. 3.5m gemessen. Also kein Insektenglas, aber immerhin hat man ja 12fache Vergrößerung.
Bildruhe: das Meopta ist nicht sehr lang, aber durch das relativ hohe Gewicht und mit etwas Übung schafft man immer wieder einigermaßen ruhige Momente. Ich versuche, es auf/anzulegen soweit es irgend geht. Astronomie: auf Dauer geht freihändig nur aus dem Liegestuhl.
MT: läuft sehr sauber und spielfrei, mit dem richtigen Widerstand. Für sehr schnelles Fokussieren (Insekten, birding) würde ich mir ein etwas größeres, griffigeres Fokusrad wünschen. Immerhin: an einem der ersten Beobachtungstage Ende November 2019 (was war das noch für eine schöne, virenfreie Zeit!) konnte ich ein Wintergoldhähnchen aus der Nähe (ca. 4m) eine ganze Zeitlang erfolgreich verfolgen.
Dioptrienausgleich: erfolgt über ein extra Rad, welches sich vor dem MT befindet und über Raststufen geht. Mechanisch sehr gut gelöst. Nicht arretierbar, verstellt sich in der Praxis aber nicht. Bereich ca. +- 5 Dioptrien.
Armierung/Haptik: das Glas liegt sicher in der Hand. Etwas längere Tuben/Bauweise wäre mir lieber gewesen.
Knickbrücke: hier ist Verbesserungspotential. Ruckelt beim Einstellen. Würde sie sich überdies zu leicht verstellen, hätte ich das Glas gleich zurückgeschickt.
Ösen für den Komforttrageriemen: diese sind viel zu eng geraten. Man bekommt die Gurte des Trageriemens nur mit großer Mühe eingefädelt und benötigt irgendein Werkzeug dafür, was man bei brandneuen Ferngläsern nicht so gerne macht. Ein bekanntes Problem, wie mir der Händler bestätigte.
Zubehör: im beigelegten Faltblatt findet man u.a. einen Stativhalter sowie einen Booster – beides wurde aber aus dem Programm genommen.
Fazit: das Meostar B1 12x50 habe ich recht günstig erstanden, der Nachfolger Meostar B1.1 12x50 schlägt mit einem UVP von ca. 1270 € etwa 300 € teurer zu Buche. Das B1 ist optisch eher im premium Bereich angesiedelt, mechanisch hat es Schwächen (Knickbrücke), aber auch Stärken (Mitteltrieb). Preis/Leistung: als Gesamtpaket sehr gut – für unter 1000€ bekommt man ein nahezu brillentaugliches, noch handliches 12x50 FG mit sehr guter Mittenschärfe.
Womit ich mich etwas verschätzt hatte, war das Gewicht: Der Nachfolger B1.1 wird mit 1020g angegeben, aber mein B1 bringt mit Riemen und Obj.-Kappen immerhin fast 1.2 kg auf die Waage – das Zeiss Victory 12x56 BTP wog nur ca. 150g mehr.
Dank an Holger Merlitz und Pinac für die Empfehlungen.
Bleibt gesund!
Grüße von Andreas