Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, die beiden im Betreff genannten Gläser unmittelbar miteinander zu vergleichen. Das Fazit vorab: beides sind hervorragende Ferngläser, die Unterschiede sind nicht groß, aber vorhanden und möglicherweise für den einen oder anderen kaufentscheidend.
Mechanisch sind beide Gläser top, spielfreie Fokussierung, gut gewählter Widerstand beim Auseinander- und Zusammenklappen, genau passende Gummiarmierung etc. Das Zeiss wirkte auf mich noch einen Tick wertiger und eleganter, ohne das jedoch an einem bestimmten Punkt festmachen zu wollen. Das Swarovski ist im gefalteten Zustand aufgrund der zwei Knickgelenke kompakter als das Zeiss. Gewicht gefühlt auch ziemlich gleich. Die Bereitschaftstasche des Zeiss ist deutlich voluminöser als die des Swaro.
Nun zu den optischen Eigenschaften. Das Bildfeld des Zeiss ist größer, obwohl es beim abwechselnden Durchsehen nicht sofort auffällt, sprich man muss schon genau hinsehen,um das zu bemerken.
Die Farbwiedergabe des Zeiss ist einen Tick wärmer, die Farben wirken dadurch minimal satter, das Swaro wirkt etwas neutraler, aber der Unterschied ist wirklich nicht groß.
Die zentrale Schärfe beim Zeiss ist hoch, wobei mir auffiel, dass der rechte Tubus in dieser Hinsicht besser war als der linke. Beim Swaro waren beide Tuben gleich scharf, was dafür spricht, dass nicht meine Augen die Ursache für diesen beim Zeiss gesehenen Unterschied waren. Auch bei Swaro ist die zentrale Schärfe hoch, den rechten Tubus des Zeiss fand ich demgegenüber noch minimal besser. Zum Rand hin bleibt das Swaro lange sehr scharf (ich würde sagen bis 85 oder sogar 90%) und fällt nur am äußersten Rand etwas ab, verursacht wohl durch die dort auftretende Bildfeldwölbung. Das Zeiss fällt etwas früher ab und auch etwas stärker, wobei zu berücksichtigen ist, dass das Zeiss das größere Bildfeld hat und daher letztlich wohl ein gleich großes Bildfeld scharf abbildet. Dennoch wirkt der Schärfeabfall zum Rand hin beim Zeiss etwas störender, weil abrupter und stärker eintretend als beim Swaro.
Die Verzeichnung beim Swaro ist gefühlt Null, d.h. gerade Linien bleiben auch am äußersten Rand gerade! So gut ist diesbezüglich nicht mal mein Swaro 8x32 EL SV. Beim Zeiss kommt es im Randbereich zu einer leichten kissenförmigen Verzeichnung gerader Linien, die zwar bemerkbar ist, aber nicht störend wirkt.
Chromatische Aberrationen sind bei beiden Gläsern gut auskorrigiert und nur mit besonderer Aufmerksamkeit in den äußeren Bildfeldbereichen zu erkennen. Ich hatte vermutet, dass das Zeiss diesbezüglich aufgrund der verbauten Spezialgläser besser ist als das Swaro, dem war aber nicht so.
Die Reflexempfindlichkeit konnte ich aufgrund des eher trüben Wetters nicht besonders testen. Beide Gläser lieferten jedoch trotz des trüben Wetters ein sehr klares und kontrastreiches Bild.
Beim Swaro stand auf dem Gehäuse "Made in Austria", beim Zeiss hingegen "Japan". Offensichtlich lässt Zeiss dieses Glas also im Auftrag in Japan fertigen.
Schlußendlich der (für mich) Killerpunkt, nämlich der Austrittspupillenabstand. Wie groß er genau ist weiß ich nicht, aber beim Zeiss ist er so groß, dass ich selbst mit voll heraus gedrehten Augenmuscheln das Glas nicht an mein Gesicht anlegen konnte, weil dann von außen her schwarze kreisförmige Abschattungen auftraten, die mich nicht mehr das volle Bildfeld überblicken ließen. Erst wenn ich die voll ausgefahrenen Augenmuscheln etwa 2mm vom Gesicht entfernt hielt konnte ich das gesamte Bildfeld überblicken. Für meine Physiognomie hätte ich die Augenmuscheln also mindestens 2mm weiter herausdrehen können müssen, um das Glas an das Gesicht anlegen zu können.
Anders hingegen beim Swaro, hier reichen die voll herausgedrehten Augenmuscheln gerade dazu aus, dass ich das gesamte Bildfeld ohne Beeinträchtigungen überblicken kann. Das Anlegen am Gesicht ist für mich wichtig, weil es die Position des Glases stabilisiert, gerade bei diesen kompakten und leichten Gläsern ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Möglicherweise allerdings ist das Zeiss aufgrund der geschilderten Situation das bessere Glas für Personen, die mit Brille beobachten wollen.
Dass der Straßenpreis des Swaro 50,- € unter dem Zeiss liegt wäre für mich zwar nicht ausschlaggebend, aber man nimmt das gerne mit, wenn es ohnehin das Glas ist, welches einem persönlich besser passt.
Ich hoffe, Kaufinteressenten einige Informationen gegeben zu haben, die die Kaufentscheidung erleichtern. Viel besser ist es allerdings, die Gläser selbst auszuprobieren, nur so kann man beispielsweise einen für eine selbst nicht mit der Auszugslänge der Augenmuscheln zusammenpassenden Austrittspupillenabstand herausfinden.
Beste Grüße,
Andreas
