Hallo,
so, über Ostern hatte ich Zeit und Muße mich mit dem 12x50 eingehend zu beschäftigen, im Vordergrund standen natürlich die optischen Eigenschaften.
Getestet wurde das Glas unter verschiedenen Lichtverhältnissen, Bewölkung, Sonne, Dämmerung, Nachthimmel.
Zur besseren Überprüfung habe ich hier und da andere Ferngläser zum Vergleich genommen, wobei kein weiteres 12x50 zur Verfügung stand, also immer etwas "Äpfel und Birnen", deshalb nur zur besseren Orientierung.
Gesichtsfeld:
Hat man erstmal den passenden Augenabstand eingestellt und die korrekte Augenposition gefunden erwartet einen ein sehr großes subjektives Gesichtsfeld, deutlich größer als beim kleinen Bruder dem 8,5er, fast schon auf Zeiss 8x42 SF Niveau!
Der SSW beim 12x50 beträgt 63°Grad, beim Zeiss SF sind es 64°Grad trotzdem ist der Unterschied kaum sichtbar, nur das eben Dank der höheren Vergrößerung alles greifbarer erscheint.
Nach Recherche aller Swarovskimodelle dürfte das 12x50 bei diesem Punkt den Spitzenplatz belegen.
Bildeindruck:
Da ist es wieder, dieses Bild das ich schon von meinem 8,5x42 so kenne, sauber, klar und brillant, fast so wie in einem preußischen Kleiderschrank, alles wohl geordnet, die Hosen und Hemden gebügelt und in Reihe aufgehängt, kein langes Suchen nach Socken und den Unterhosen, alles ist an seinem Platz, nichts liegt störend oder unsortiert herum, einfach exquisit!
Schärfe/Kontrast:
Auch in diesem Punkt kann das 12x50 überzeugen, ja meine Wahrnehmung geht sogar dahin das die ELSV ein Tick schärfer sind als viele andere Premiumgläser, visiert man ein Ziel an scheint das Glas einem beim fokussieren zuzuflüstern "Du willst dieses Objekt sehen, hier ist es"... und promt fährt die Schärfe ein, kein langes suchen, das anvisierte Bild schält sich praktisch wie ausgestanzt aus der Umgebung.
Ineinander verschachtelte Äste von Bäumen sind deutlich trennbar, die Umrisse scharf definiert, Gegenstände in der Ferne werden praktisch aus der Landschaft "gezogen" und sind klar konturiert, Schriftzeichen springen einen regelrecht an und bei hochfliegenden Greifen kann man Federzeichnungen deutlich und scharf abgegrenzt erkennen.
Helligkeit/Farbwiedergabe:
Bei Sonnenlicht kann ich keine Unterschiede in der Helligkeit im Vergleich zum 8,5x42 feststellen, allerdings scheint das Bild im 8,5er irgendwie transparenter, die Farben im 12x50 scheinen mir etwas gesättigter, Gelb, Braun und Rottöne sind etwas intensiver, nicht viel aber im direkten Vergleich sichtbar, bei bewölktem Himmel verliert das 12x50 zunehmend gegen das 8,5x42 an Helligkeit was später in der Dämmerung nochmals deutlicher wird.
Irgendwie scheint mir das Swarovski 8,5x42 was die Helligkeit anbelangt ganz besondere Vorzüge zu haben, ich habe dieses Glas bei verschiedenen Dämmerungs und Mondständen gegen andere Ferngläser getestet, gegenüber dem Zeiss SF 8x42, dem Leica Noctivid 8x42 und dem Fujinon FMT10x50 konnte ich bei diesen Gläsern keinerlei Helligkeitsvorteile, auch bei extremer Dunkelheit ausmachen, hier scheinen mir die vermerkten 90% Transmission seitens Swarovski etwas konservativ angegeben zu sein.
Randschärfe:
Tja, immer etwas schwierig das auf 1% genau zu bestimmen, für mich ist das 12x50 randscharf auch wenn es das defakto wohl nicht ist!
Alles was bei ca. 85% Randschärfe ankommt erfüllt für mich praktisch die Definition "randscharf", alles darüber hinaus ist bestenfalls die Kirsche auf dem Kosakenzipfel, sieht gut aus, schmeckt auch köstlich, ist aber für den Sättigungsprozess nahezu unerheblich.
Was ich ausmachen konnte, im Bereich von 85-90% Randschärfe gibt es einen ca. 3-4 % breiten "Ring" wo es plötzlich unscharf wird, dieser ist etwas deutlicher sichtbar, danach sind die restlichen % bis zum Rand wieder schärfer...Luxusprobleme...
Chromatische Aberration:
Hier reagiere ich echt empfindlich drauf, deshalb für mich ein wichtiger Punkt!
Sichbar ab ca 75% des GF., an scharfen Kontrasten erkennbar, dass 8,5er ist in diesem Punkt besser, komischerweise ist es am Vollmond genau umgedreht, keine Erklärung!?
Was diesen Punkt anbelangt ist es etwas schlechter als das Zeiss Victory 8x32 aber besser als das Zeiss Conquest 10x32!
Da ich mit letzterem Glas hier im "Alltag" nie wirklich Probleme hatte dürfte das 12x50 hier auch ausreichend korrigiert sein, wenn auch nicht perfekt.
Ganz schlimm hier das herangezogene Fujinon FMT 10x50, hier kann es am Tage schon wirklich nerven.
Streulicht:
Obwohl dieser Punkt nicht zwingend zu meiner Bestsellerliste gehört habe ich hier praktisch eine Reihenuntersuchung unternommen.
Möglich machte dies der Vollmond am Karfreitag der penetrant in mein Dachfenster schaute.
Auch bei diesem Thema schwächelt das 12x50, den Vollmond etwas ausserhalb des GF. und leichte, einseitige Schleier kamen auf, diese kann man auch bei verschiedenen Sonneneinfluss beobachten, nicht so penetrant wie beim Fujinon (auch hier fällt das Glas aus) aber einen Tick schlechter als beim 8,5er.
Ganz klare Gewinner in dieser Diziplin sind die Nikon EDG (7x42 u.8x32) und das Zeiss SF 8x42.
Hier könnten aber auch die größeren Objektive mehr Angriffsfläche für einfallendes Licht ermöglichen, sodass die 50mm. hier etwas Nachteile haben?!
Verzeichnung:
Ja, sehr gering (ab ca. 75%) deshalb nicht weiter erwähnenswert!
Sternenhimmel:
In diesem Punkt unschlagbar, ein Bild wie in einem teuren Vollapo von Takahashi, TMB oder Lomo nur eben als Fernglas.
Die Sterne sind nahezu punktförmig, atemberaubend der Kontrast, die Sterne werden vor dem dunklem Himmelhintergrund deutlich sichtbar, die verschiedenen Farben der Sterne treten deutlich hervor, ein Meer aus Diamanten!
Der noch fast volle Mond erstrahlt in kaltem Grau und Weiss, Oberflächendetails heben sich deutlich ab, dass Bild ist knackig und erhaben.
Zur Überprüfung dann das Fujinon FMT 10x50 das ich aus vielen Astronächten gut kenne, dass Bild ist einen Tick heller, alles ist etwas undefinierter, nicht ganz die Klarheit und Brillanz des Swarovskis, die Sterne weniger punktförmig, der Mond etwas flauer, klarer Gewinner hier das 12x50.
Was habe ich vergessen?
Globuseffekt:
Um dieses Phänomen zu sehen muss ich mich regelrecht darauf konzentrieren, also Null Empfindlichkeit, im 8,5er kann ich den GE. mit Mühe erkennen, im Zeiss SF 8x42 etwas deutlicher aber sobald meine Konzentration darauf nachläßt verschwindet er wie von Geisterhand, im 12x50 keine Chance!
3D:
Auch so eine Sache die mir weitesgehend bei Dachkantferngläsern verborgen bleibt, ich habe hier das sagenumwobene Noctivid explizit darauf überprüft, meine Sichtungen blieben ernüchternd, mit viel Phantasie konnte ich mir hier einen Vorteil gegenüber anderen Gläser herbeiwünschen, viel war es aber nicht!
Hier sind m.E. Porrogläser klar im Vorteil, bei Dachkants habe ich die Suche danach eingestellt.
Nahfokus:
Auch das habe ich nicht ausreichend getestet, ich benutze Ferngläser fast auschliesslich für die Fernsicht, selten unter 10m., noch seltener unter 5m. und eigentlich nie darunter, wer spezielle Fragen dazu hat gerne, ich werde es überprüfen.
Fazit:
Ist das Swarovski 12x50 nun besser als der kleine Bruder das 8,5x42?
Nein, besser nicht, anders gut!
Das 8,5x42 ist halt mehr der Allrounder, hat somit mehr Einsatzmöglichkeiten und wird das Glas für die Insel bleiben!
Trotzdem wird mir das 12x50 viel Freude bereiten, unter dem Sternenhimmel einfach astronomisch, bei Objekten in weiter Entfernung und speziell bei der Beobachtung von Greifvögeln dem 8,5er überlegen, eben ein Spezialist.
So ich habe fertig...Fragen, Anmerkungen, Kritik...Feuer frei!
Andreas
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.05.19 16:30.