Ich habe mir, ähnlich wie Dominique, ein leichtes Reisestativ zugelegt. Mein "Hauptstativ" ist ein älteres Gitzo Mountaineer GT2541, das ich seit Jahren für fast alles verwende. Daneben habe ich noch zwei alte Gitzo Alustative, die deutlich schwerer sind und die ich vor allem an der Küste bei Wind benutze, dann meist mit einem schweren Videoneiger und dem 82mm Nikon ED. Da unsere Überlegungen im Prinzip ähnlich waren, die Ergebnisse dann aber eben doch unterschiedlich, hier ein paar Gedanken, warum ich mir nicht ein der Gitzo Traveler zugelegt habe, sondern das kleinste Stativ aus der Mountaineerreihe. Vielleicht sind diese Überlegungen für Leute, die vor einer ähnlichen Frage stehen, ja von Interesse.
Vorweg: Warum Gitzo? Weil die Stative rundherum gut sind. Punkt. Auch besser als ausnahmslos alle chinesischen Kopien (z.B. Sirui, wohl noch die beste der chinesischen "Marken"). Wenn man direkt vergleicht, fällt die größere Steifigkeit und das deutlich schnellere Abnehmen von z.B. durch Wind verursachten Vibrationen auf. Das ist halt so, es reicht eben nicht, irgendwelche Carbonbeine zusammenzuschustern, man muss auch wissen wie. Wobei ich mit den größeren Siruis wohl leben könnte, aber nicht mit den kleineren. Und es sind eben keine Gitzos. Mein ältestes Alugitzo sieht aus, als wäre ich mit einem Bagger drüber gefahren, ist jetzt >35 Jahre alt - und funktioniert nach wie vor. Außer ab und an mal Auseinanderbauen und Reinigen oder Abduschen nach einem stürlischen Trip an die Nordsee keine Pflege nötig. Warum nicht FLM? Weil das eine FLM Traveler, das ich im Feld gesehen habe, mich nicht überzeugt hat. Ein gutes Stativ, aber eben nicht so überzeugend, dass ich von Gitzo weggegangen wäre. Außerdem bin ich Niedersachse, da gilt die Regel "Wat de Bur nich kennt, dat fritt he nich". RRS, die, nach dem, was man so liest, auch richtig gute Stative machen, kenne ich nicht, außerdem sind die mir dann vom Preis her doch etwas teuer. Und der Service sitzt eben nur in den USA ...
Also, geworden ist es, nach diversen Vergleichen, ein Gitzo Mountaineer GT0532, Link: [
www.manfrotto.de]. Das wiegt etwa soviel wie Dominiques GT1555T, ist aber ein Stückchen kürzer (ohne ausgezogene Mittelsäule 108cm gebenüber 121cm, bei ausgezogener Mittelsäule ist der Unterschied dann kleiner: 132cm gegenüber 138cm). Außerdem ist es im zusammengeschobenen Zustand deutlich länger ("unhandlicher") als Dominiques GT1555T (53cm gegenüber 35,5cm). Dafür hat es aber auch nur drei Auszüge, und das unterste Segment ist mit 14,7mm dicker als das unterste Segment des GT1555T (11,2mm).
Wenn man jetzt einmal abwägt, habe ich mir überlegt, dass mir BEIDE Stative im Prinzip zu kurz sind. Allerdings werde ich das Stativ eher im Urlaub verwenden als z.B. in den Flussmarschen im Winter, und in meinen Urlaubsgebieten kann ich mich in aller Regel hinter das Stativ setzen. Auch reicht 132cm Auszugshöhe+Kopf allemal für einen flotten Blick, zumal ich ausschließlich Spektive mit Schrägeinblick auf dem Stativ verwende, obwohl ich natürlich nicht 2 Stunden hinter einem so kurzen Stativ stehen möchte. Die Länge im zusammengeschobenen Zustand - damit kann ich leben, das Ding wird im Urlaub sowieso die meiste Zeit am Rucksack hängen und gut ist. No problem. Der Vorteil des Nachteils der größeren Baulänge ist eben, dass die unteren Segmente dicker sind UND das ganze Ding schneller aufzubauen ist. Klar, das GT0532 passt schlechter ins Fluggepäck, aber ich bin auch schon mit den großen Gitzos geflogen, zudem bin ich von Flugreisen ziemlich abgekommen, schon aus ökologischen Gründen.
So weit, so gut. Jetzt wird es eventuell etwas kontroverser: Nach meinem Eindruck ist die Stativschulter bei den Mountaineermodellen stabiler und wohl auch steifer als bei den Travelern. Außerdem schien mir im direkten Vergleich das Mountaineer etwas schneller auszuschwingen als das Traveler. Ob das an der Stativschulter liegt oder an den (wirklich) dünnen unteren Segmenten des Traveler oder daran, dass im Mountaineer ein anderes Carbon verbaut wird ("CarbonExact", jaja, ich weiß, Werbelyrik und so) oder einer Kombination aus allem - keine Ahnung.
Letzter Punkt: Köpfe. Ich wollte kein Set haben, da ich die Gitzoköpfe nicht so sehr mag. Ich werde auf meinen GT0532 drei unterschiedliche Köpfe verwenden: Wenn es ganz leicht sein soll, den RRS BH-25. Der hält mein (leichtes) Nikon ED50 absolut sicher, ohne Vibrationen im Wind etc., aber (notfalls) auch mein ED IIIA, auch wenn diese Kombi sicher nicht optimal ist. Lange Teles würde ich auf den BH-25 eher nicht setzen, aber mit kurzen Brennweiten und im Makrobereich geht das gut. Dafür wiegt der BH-25 eben auch nur 150 gr. Standardkopf wird ein FLM-Kugelkopf, der CB-32FII, der mir ausnehmend gut gefällt. Ein wirklich ordentlicher Kugelkopf. Und wenn es wirklich mal eine Situation gibt, in der ich viel mit dem Spektiv mache, nehme ich den Gitzo Videoneiger 2180. Was jetzt natürlich nicht heißt, dass ich immer alle drei Köpfe mit mir rumschleppe - so bescheuert bin selbst ich nicht - die landen im Urlaub im Auto und werden von Fall zu Fall draufgeschraubt.
Preis? Sonderangebot beim Fotohändler meines Vertrauens, 350€. Viel Kohle für ein kurzes Stativ, dennoch ein Schnäppchen, wenn man sich mal den empfohlenen VK anschaut. Und nach meinem Eindruck bekommt man auch ziemlich viel Stativ für sein Geld.
