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Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

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19. Februar 2019 08:34
Ich schreibe über meine Überlegungen und Erfahrungen vor und beim Kauf eines Fernglases. Der Bericht ist vielleicht dem einen oder anderen Kaufinteressenten dienlich, der sich in gleicher Ausgangslage wie ich befindet. Ich schildere meine persönliche Ansicht und beanspruche daher keine Objektivität. Die nachfolgend erwähnten Feldstecher können aus fachmännischer Sicht gut oder schlecht sein, sei es im Allgemeinen oder in einem speziellen Detail. Vieles dazu las ich unter anderem in diesem Forum. Letztlich nützte mir dieses Wissen aber nicht besonders viel. Ich entschied mich in der Frage des Kaufs überwiegend aus dem Bauch heraus.

Ich bin blutiger Laie. Ich habe keine Hintergrundkenntnis, weder von Optik noch von optischer Technik noch von Ferngläsern. Meinen 25-30 Jahre alten Swarovski Habicht 7x42 erwarb ich einst, weil ein Jäger ihn mir empfohlen hatte und ich dachte, der wird schon wissen, worauf es ankommt. In all den Jahren war ich dann auch zufrieden. Aber letzthin sah ich einen Specht auf weitere Entfernung und konnte die Details nicht erkennen. Und bis ich nahe genug war, war er weggeflogen. So kam es, dass ich beschloss, mir etwas Besseres, sprich Schärferes zu gönnen.

Weil die Anschaffung eines Fernglases eine Langzeitinvestition ist, informierte ich mich im Internet und stiess auch auf dieses Forum. Das war nun eine sehr interessante Erfahrung, äusserst lehrreich – aber auch zwiespältig. Denn binnen weniger Tage hatte ich vor lauter Daten und Meinungen zu x Ferngläsern einen sturmen Kopf. Trotzdem danke ich allen, die sich die Mühe nehmen und ihre Kenntnisse mit der Öffentlichkeit teilen.

Im Forum vermisste ich manchmal minimale Angaben zur Person der sich äussernden Fachleute. Das Lebensalter z.B. erachte ich als wichtig, da ein gutes Fernglas lange halten soll und es deshalb etwas anderes ist ob man beim Kauf 40 Jahre oder 60 Jahre alt ist. Leider wird man auf’s Alter weder kräftiger noch wird die Hand ruhiger. Ich bin 60+ und musste deshalb meinen dringenden Wunsch auf ein 10-er oder 12-er Glas ziemlich rasch aufgeben. Dazu bin ich kurz- und weitsichtig im mittleren Bereich. Ich will nicht jedes Mal die Brille abnehmen oder hinaufschieben, wenn ich etwas durch das Fernglas betrachten möchte. Körperlich bin ich wegen regelmässigem Sport ziemlich fit, aber ich merke, dass es nicht mehr aufwärts, sondern langsam aber sicher abwärts geht. Feldstecher mit gegen einem Kilo Gewicht möchte ich nicht mehr stemmen. Zum Nutzungsverhalten ist zu sagen, dass ich das Glas auf Bergwanderungen mitnehme und, häufiger, auf längere Spaziergänge ins Riet resp. Naturschutzgebiet. Ca. 3 Mal im Jahr mache ich ohne Ambitionen auf Spezialistentum Vogelexkursionen mit.

Nach Recherchen hier und in einschlägigen englischen und amerikanischen Websites (Google Übersetzung sei Dank) besuchte ich eine Ausstellung für Schützen, Jäger und Fischer. Da konnte ich in Ruhe – d.h. ohne mehr oder weniger subtilen Kaufzwang – wahllos eine ganze Palette von Gläsern testen, wenn auch nur in der Halle. Diese erste praktische Erfahrung vertrieb jeden Gedanken an ein günstiges Fernglas. Die Sicht ist einfach merklich schlechter, da muss man sich keine Illusionen machen. Ich habe alles in allem nichts gefunden, was dafür sprechen würde, man könnte irgendwo für einen Schnäppchenpreis eine erstklassige Optik erwerben. Wie andernorts auch, steht die Qualität in sehr direktem Zusammenhang zum Preis. Und ferner: Man muss kein Fachmann sein, um sofort zu sehen, was gut und schlecht ist. Im obersten Preis- und damit Qualitätssegment musste ich aber passen. Ich konnte durchschauen und durchschauen und sah einfach keinen bemerkenswerten Unterschied bei den höchstpreisigen Swarovski’s, Zeiss und Leicas. Grünstich, Gelbstich etc. etc. suchte ich, aber sah ihn nicht. Vermutlich liegt’s an meinen Augen.

Ich versuchte mich am Angebot von Steiner, Brushnell und Minox. Nicht schlecht, aber ein zu dünner Unterschied zu meinem Habicht. Schlussendlich entschied ich mich für den Nikon Monarch HG 10x42, den ich noch nie in Händen gehabt hatte, der aber im Netz ziemlich hochgelobt wird und der mir von Gewicht, Brillentauglichkeit und Preis zu passen schien. Jedoch: Das aufgesuchte Fachgeschäft führte das Nikon-Logo zwar in der Werbung, der Berater erklärte mir aber, sie hätten diese Ferngläser aus dem Sortiment genommen, weil der Service (Reparatur) mässig sei. Im Gegensatz zu Fotoapparaten sei das Fernglas bei Nikon eine mehr schlecht als recht bewirtschaftete Nische. Deshalb und siehe weiter unten liess ich vom Nikon ab, auch wenn ich es zum Test hätte bestellen können.

Da ich schon mal da war, schaute ich erneut durch Premium Gläser, dieses Mal jedoch im Freien. Wie schon gesagt, mit dem 10-er wackelte die Sicht reichlich unangenehm, weshalb ich diese Vergrösserung und alles darüber ausschloss. Einbeinstative oder ähnliches würde ich nie und nimmer mitschleppen. Zudem war der Direktvergleich mit den 8-er Gläsern nicht so, dass ich sofortige Unterschiede in der Grösse und Schärfe der anvisierten Objekte bemerkte. Merklich war aber, dass ich den Feldstecher stillhalten konnte und das Bild ruhig blieb.

Dann schaltetet ich einen Preis-Gang retour und fixierte dasselbe Objekt (Tauben auf einem ca. 200 m entfernten Dach) mit einem Leica Trinovid und einem Zeiss Conquest. Beide liegen nach manchen Meinungen +- auf dem Qualitätsniveau von Nikon, Minox und Steiner. Wenige Blicke reichten mir jedoch definitiv. Nie, dachte ich, nie gebe ich so viel Geld aus, um dann doch nur unterklassige Sicht zu erhalten. Ich hätte einen Tausender hingegeben und in mir hätte danach für immer der Wurm gebohrt, dass ich nun nie mehr diese wunderbare, spektakuläre Durchsicht der ersten Klasse haben würde.

Also mit dem Habicht weiterleben oder in den sauren Apfel beissen, sprich mehr Geld ausgeben. Ich schaute also nochmals und nochmals durch das Swarovski EL 8.5x42, das Zeiss Victory SF 8x42 und das Leica Noctivid 8x42. Alle hervorragend. Zu hervorragend, um wieder zum Habicht zurückzukehren. Das Swarovski lag mir nicht so gut in Händen und Farbe/Armierung passte mir auch nicht speziell. Das Leica ging noch eine Spur weiter im Klotzgefühl. Beim Zeiss aber stimmte alles. Supersicht, prima Handling, angenehm zum Anfassen, einfach ein Spitzengefühl beim Durchschauen und Halten. Vieldiskutierte Details wie Randschärfe, Kissen- und Globuseffekt, Farbsaum, Kontrast, Farbwiedergabe etc. beachtete ich nicht. Ich schaute einfach durch die Gläser und liess mich vom subjektiven Eindruck leiten. Wie gesagt, am Schluss war es dann das Äussere, das den Ausschlag gab.

Und ja, der Preis. Der ist schon happig, keine Frage. Auf der anderen Seite hält dieses Fernglas seine Jahrzehnte. Zudem bin ich nicht technikverliebt und brauche daher nicht alle kurzen Jahre ein neues Smartphone. Ein Prepaid-Abo reicht mir aus. Beides erwähne ich zum Abschluss, weil die hohen Preise der Premium Gläser von vielen beanstandet werden. Dabei übersieht man gerne, was für ein Heidengeld wir für schnellvergängliche Elektronik oder sonstige Spleens ausgeben. Aber da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Ich jedenfalls geniesse jetzt das Zeiss und lass die elektronischen Dinge noch ein bisschen älter werden.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Marzell 2226 19. Februar 2019 08:34

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

OhWeh 991 19. Februar 2019 09:17

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Elmer Fudd 948 19. Februar 2019 09:24

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Holger Merlitz 1018 19. Februar 2019 10:04

Glückwunsch...

Dick van den Berg 921 19. Februar 2019 10:27

Re: Glückwunsch...

JWD 854 19. Februar 2019 12:18

INSPIRIERT Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

prunusavium 863 19. Februar 2019 13:17

Den allgemeingültigen Algorithmus kann es nicht geben,

Holger Merlitz 850 19. Februar 2019 13:51

Re: Den allgemeingültigen Algorithmus kann es nicht geben,

prunusavium 778 19. Februar 2019 14:10

Re: Den allgemeingültigen Algorithmus kann es nicht geben,

reinholdz.2004 689 19. Februar 2019 17:08

Re: Den allgemeingültigen Algorithmus kann es nicht geben,

prunusavium 683 19. Februar 2019 17:23

Re: Den allgemeingültigen Algorithmus kann es nicht geben,

Klaeser 667 19. Februar 2019 20:19

Nachtrag,

Klaeser 661 19. Februar 2019 20:24

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Vertigo 745 19. Februar 2019 20:27

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

OhWeh 704 19. Februar 2019 21:23

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Manfred Gunia 707 19. Februar 2019 22:14

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Vertigo 687 20. Februar 2019 00:39

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Manfred Gunia 728 19. Februar 2019 22:12

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Dominique 798 20. Februar 2019 08:22

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Marzell 800 20. Februar 2019 18:30

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

prunusavium 698 20. Februar 2019 18:58

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

Dominique 777 20. Februar 2019 19:06

Re: Vom Fernglas-Kauf eines älteren Nichtkundigen

wizard 795 21. Februar 2019 11:52



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