Nach mehreren Wochen, die ich täglich mit dem Swarovski Companion CL 8x30 verbracht habe, hier ein subjektiver Erfahrungsbericht.
Aussehen: schick, wirklich schick. Schlank, elegant und die Knickbrücke stylisch geformt. Die Verarbeitung sehr gut.
Ergonomie:
Das Glas liegt mir gut in der Hand, die Armierung griffig aber nicht klebrig.
Die Doptrienverstellung einerseits fummelig und umständlich, wenn man sie braucht. Anderseits hervorragend gegen versehentliches Verstellen geschützt. Für mich ideal, denn ich gucke ja mit Brille.
Der Mitteltrieb exakt, in beide Richtungen mit gleichem Widerstand, kein Ruckeln. 540°, also 1,5 Umdrehung von Anschlag zu Anschlag. Am Anfang ziemlich streng, inzwischen leichtgängiger. Dennoch kommt mein Zeigefinger nicht ganz so gut damit zurecht. Nach längeren Nachdenken, vermute ich, es liegt am zu geringem Durchmesser des Rades. Ich habe öfter das Problem, dass ich mit diesem Glas zu langsam bin, weil der Mitteltrieb nicht so schnell will, wie ich. Auch nach nun 4 Wochen ist das noch so.
Die Augenmuscheln haben vorne einen weichen Gummi, zu weich, denn er zieht schnell Staub an. Die Hülsen sind aus Metallblech, der äußere Teil „Titanfarben“ der innere schwarz (eloxiert?). Leider gibt es keine Raststufen, entweder eingefahren oder ausgefahren. Zwischenstufen sind dementsprechend weder exakt reproduzierbar, noch halten sie.
Die Objektivkappen, sind eine echte Katastrophe. Sie gehen nur mit richtig Gewalt und Anstrengung einigermaßen in die Tuben hinein und halten nur sehr unzuverlässig. Ich habe das auch andere probieren lassen, insbesondere Frauen bekommen die Dinger überhaupt nicht fest. Eine völlige Fehlkonstruktion, die ich nicht verstehe. Probiert das niemand aus?
Die Okularkappe ist die übliche Doppel-Kappe mit Stegverbindung. Etwas streng beim Aufsetzen aber dafür sitzt sie auch fest. Sie müffelt auch nach 4 Wochen noch leicht.
Der Riemen hat die seit einiger Zeit bei Swarovski übliche proprietäre Befestigung am Gehäuse. Mir ist der mitgelieferte Riemen schon im Sommer mit T-Shirt grenzwertig kurz. Im Winter mit Pullover, Jacke etc. brauche ich etwas längeres. Außerdem ist die Gummierung gegen Abrutschen wie so oft „bäh, mag ich nicht auf der Haut fühlen“. Ich kann den Riemen aber nicht einfach gegen meinen Elchledergurt austauschen, denn die proprietäre Befestigung verhindert das. Außerdem hat sich der Riemen zwei mal (!) auf einer Seite vom Gehäuse gelöst. (zum Glück ohne Absturz) Einmal nach einem Transport im Rucksack, einmal nachdem das Glas schon eine Zeit lang umhing. Wundert mich eigentlich nicht, denn es gibt keine Verrieglung, nur diesen „Drehbajonett“verschluss ohne(!) Verriegelung. Zudem verzwirbelt sich durch die mögliche Mehrfachdrehung des Riemens in der Halterung manchmal der Riemen einseitig. Fazit: die proprietäre Befestigung schaut schick aus, bringt Swarovski Geld durch Ersatzriemen, ist für mich aber eine eindeutige Verschlechterung.
Nun zur Optik:
Das Glas ist ohne Zweifel scharf! Mittig und auch am Rand. Gratulation!
Der Rand aber ist mir zu nah. Ich hätte nie gedacht, dass der Alltagsunterschied zwischen 132 und 140 Metern überhaupt bemerkbar ist. Ist er zumindest bei diesem Glas, und zwar deutlich. Dem CL fehlt eindeutig Sehfeld. Und zwar mit und ohne Brille. Das fiel auch meiner Frau sofort auf (ohne Brille). Keine Ahnung wie die einzelnen Firmen messen, aber das 8x32 FL mit 140 Metern hat subjektiv viel mehr Sehfeld.
Farbränder an Kontrastkanten habe ich vergeblich zu provozieren versucht. Sehr gut
Was zumindest bei diesem Exemplar richtig schlecht ist: das Streulichtverhalten. Sonne von links-vorne-oben (nicht in der Nähe vom beobachteten Objekt!), schon gibt es Schleier im Glas, die oft über mehr als das halbe Gesichtsfeld gehen. Diffuses, helles Licht (Sonne hinter weißer Wolke) von vorn oben: dasselbe. Irgendwelche Schleier stören fast immer. Egal ob das Licht stark seitlich kommt oder von schräg oben, ob Sonne oder diffus. Am geringsten ist der Unterschied zu guten Gläsern noch, wenn die Sonne von fast vorne kommt. Dann kommt es dem FL noch relativ nahe. Wobei man beachten muss, dass das FL nach 15 Jahren schon ziemlich abgeranzte Frontlinsen hat, das CL aber neu ist. Ich kenne nur ein Glas, das in dieser Kategorie ähnlich schlecht ist: mein 20x60S, wobei bei dem „nur“ der Kontrast einbricht, echte Schleier erst kommen, wenn Licht wirklich von vorn kommt. Das CL hat mir nur dann wirklich Spaß gemacht, wenn die Sonne im Rücken stand.
Globuseffekt? Ich habe keinen bemerkt.
Nahgrenze: ich habe während der 3 Wochen des Öfteren geflucht, weil 3 Meter viel zu viel sind, wenn man 2 Meter gewohnt ist. Libellen, Heuschrecken, Spinnen machen nicht wirklich Spaß mit dem Companion. Ein Conquest bietet 1,5 Meter.
Im Forum wurde einige Male die Helligkeit des Glases gelobt. Die fiel auch mir sofort auf: Donnerwetter war das ein brillantes und helles Bild. Bei näherer Analyse mit Auge und Hirn kam ich drauf: das Glas ist auf extremen Kontrast abgestimmt. Dadurch wirkt das Bild heller, als das anderer FGs, die flauer und dadurch etwas dunkler wirken. Auf den erste Blick beeindruckend (Vorteil beim Vergleich im Geschäft) aber: die feinen Grauschattierungen werden dadurch komprimiert. In Laubpartien zeigte das CL nur wenige Grautöne, wo das FL feiner diferenzierte. Kurz: eindrucksvoll, aber es geht Information verloren. Das empfand meine Frau (bessere Augen) als noch gravierender wie ich. In der Dämmerung war das 30er CL dem 32er FL dann deutlich unterlegen, keine Welten aber spürbar. Also nichts mit wunderbarer Helligkeit.
Fazit: nicht schlecht, aber abgesehen von Schärfe und Farbrändern nirgends richtig gut. Streulichtschwäche gravierend, Sehfeld schlechter als die Konkurrenz, nichts für Insekten oder Amphibien.
Ach ja: ich konnte zufällig kurz durch ein CL 8x30 alt schauen. Dagegen ist es eine gravierende Verbesserung. Aber ein Conquest HD ist IMHO besser und um 200 Euro billiger.
Carpe Diem!
OhWeh
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.07.18 21:27.