Auf der Suche nach mehr Komfort bei der Vogelbeobachtung (mit Brille) als bei meinem sehr geschätzten Swaro Pocket und weniger Gewicht und Größe als beim 8x42 Swaro SLC, also auf der Suche nach einem Vorwand für eine neue Anschaffung habe ich mir kürzlich folgende Gläser angesehen:
Swaro Habicht 8x30; Swaro CL 8x30 (neue Version) als heißeste Kandidaten und
Ultravid 8x32 (HD+?); Swaro EL 8x32 im Wissen, das sie eigentlich mein Budget bei weitem sprengen (zumindest neu) und
Minox HG 8x33 (als günstigere Alternative), sowie das neue Victory Compact und das kleine Mini-Kowa 10/8x25 (nur so aus Neugierde).
Hier meine Eindrücke (bitte beachten: Ich beobachte fast nur mit CA-anfälliger randloser Brille, habe nicht akkurat getestet, sondern nur mal „reingeschnuppert“):
Swaro CL 8x30: wirkt sehr scharf, im Gegenlicht (Richtung Sonne, spiegelnde Dachfläche) treten Schleier auf, aber in sehr akzeptablem Ausmaß. CA können leicht provoziert werden, sorgfältig mittige Position der Augen schafft Abhilfe. Einblickunproblematisch.
Gut zu halten, aber sehr schmal (länger als Ultravid) und leicht, schmiegt sich nicht in meine Hand.
Habicht 8x30: Ein Handschmeichler, den die Österreicher für meine langen Finger geschaffen haben. Einblick ohne Probleme, vermisse keine Drehaugenmuscheln. Im Gegenlicht treten schnell Schleier auf, wobei Abschatten der Objektive gut dagegen hilft. CA treten weniger auf als beim CL. Bildbrillianz etwas schwächer als CL, aber nicht wirklich der Rede wert.
Leider kann ich Details geringfügig schlechter erkennen als mit dem CL. Ob hier tatsächlich ein Schärfeunterschied vorliegt, oder ob ich mit dem Habicht mehr zittere habe ich keine Ahnung. Eine Veränderung der Armhaltung hat keine Verbesserung geschaffen. Der Habicht soll doch ein Schärfewunder sein, dachte ich.
Das Handling gefällt mir super. Der bekannt schwere Mitteltrieb ist m. E. unproblematisch.
Leica Ultravid 8x32: Sehr scharf, wenig CA, gute Gegenlichtperformance, Einblick ohne Probleme, wirkt klobig (kurz). Für mich ein sehr gutes Glas, das mich aber weder optisch, noch vom Handling her anspringt und „Kauf mich!“ ruft. Kommt für mich für den Preis nicht infrage, wäre evtl. eine Gebrauchtkaufalternative.
Swaro EL 8x32: Der Hammer! Liegt prima in der Hand (größer/breiter als das CL), Einblick sehr entspannt, optisch in fast allem einfach sehr sehr gut.
Gegenlichttest: Ich suche die berühmt-berüchtigte Gegenlichtschwäche: Ich muss wirklich suchen und provozieren, aber nein, der Kontrast will partout nicht einbrechen und kein Schleier oder wenigstens ein Reflex will sich finden lassen – bis auf einmal:
Ist das Glasbruch, eine Spiderapp oder was ist los? Schlagartig ist das Bild wie eingebrochen. Linkes Auge zu und das Bild rechts ist unproblematisch wie vorher. Kleiner, wirklich minimaler Schwenk und alles ist wieder gut auf beiden Okularen. Was ist das? Pinac hatte mal etwas ähnlich klingendes bei einem Zeiss-Glas (ich weiß leider nicht mehr welches) beschrieben, das ansonsten sehr sehr gut im Gegenlicht sein soll. Der Einbruch im Bild ist wirklich frappierend, aber wenn es in allen Situationen so leicht aus der Welt zu schaffen ist, dann ist es kein Problem. Ich bin gespannt auf die Rückmeldung der EL-Besitzer.
Der Mitteltrieb ist nicht in Ordnung, er geht rau und ungleichmäßig. Ich nehme an, dass das behoben werden kann.
Insgesamt für mich trotzdem das deutlich beste Glas. Im Internet steht es noch mit über 1700 Euro, die Verkäuferin sagte etwas von 2000.
Minox HG 8x33: Ein ordentliches Glas für das Geld. Gegenlicht akzeptabel, schön scharf, weniger klar und weniger brilliant als die deutlich teureren Kameraden. Wer oberklassenverwöhnt (-versaut) ist, wird es damit aber schwer haben.
Was tun, bzw. kaufen? Keine Ahnung.
Das EL kostet sehr viel Geld. Wenn ich nicht schon ein wirklich gutes 8x42 hätte, wäre es wohl mein Favorit.
Das CL erfüllt meine Anforderungen eigentlich sehr gut: Schön klein und leicht, trotzdem wirklich gut. Immerhin um die 1100 Euro.
Der Habicht: Er ist der sympathischste. Ein alter Recke und Handschmeichler, halt ein Porro. Etwas schwächer als das CL zumindest nach diesem Eindruck. Das würde ich gerne mal ein paar Wochen am Stück überprüfen.
Das Ultravid spricht mich zu wenig an, obwohl ich nicht wirklich was zu meckern habe. Eigentlich ein richtig gutes Glas. Mehr ein Gefühl als mit Fakten zu belegende Ablehnung. Bei einem günstigen Gebrauchtpreis käme das Gefühl vielleicht noch in Wallung? Keine Ahnung.
Noch eine Anmerkung zu den Kleinen:
Victory Pocket 10x25: Im Glauben, dass ich die achtfache Vergrößerung in der Hand habe, kann ich nicht fassen, dass ich damit am meisten sehe. Ich kann 10x nicht gut ruhig halten. Ausgerechnet bei diesem kleinen Glas habe ich es so gut hingekriegt, dass ich eindeutig mehr Details sehen konnte als bei den oben genannten Gläsern (was bei 10-fach ja grundsätzlich erwartet werden darf, aber das Verwackeln macht es halt oft schwer, v. a. bei der Minigröße und dem geringen Gewicht) – Kompliment! Auch sonst hat das Glas einen wirklich überzeugenden Eindruck hinterlassen. An die asymmetrisch liegende Knickstelle kann man sich, denke ich, gewöhnen.
Kowa 8x25: Mir liegt es nicht. Es wirkt klein, leicht, spielzeughaft. Mit einer zentralen (im Gegensatz zum Zeiss) Knickbrücke kommt es für mich als Pocketglas nicht in Frage. Mit der Optik habe ich mich daher gar nicht erst weiter befasst. Wer aber lieber eine Knickbrücke hat, es gerne sehr leicht hat, könnte es sich genauer ansehen.
Zum Schluss nochmal: Ich habe Eindrücke gesammelt. Diese können fehlerhaft sein, unklar bleibt wie diese bei dauerhafter Benutzung auftreten und manche Phänomene sind sehr personenabhängig (M. E. z. B. ganz besonders die Wahrnehmung chromatischer Aberrationen). Gespannt bin ich wie diese Eindrücke bestätigt werden oder auf Widerspruch stoßen
Sonnige Grüße
R. Klaeser
