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Nochmals: Auge (visuelle Beobachtung) vs Kamera

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23. Januar 2018 17:12
Gerhard fragte einmal:

„Kann ich mit einer am Okular adaptierten Kamera die gleiche Schärfe (Auflösung) erreichen, als wenn ich durch das Okular hindurch sehe ?“
Da ich nicht digiskopiere, habe ich den Versuchsaufbau verändert: Systemkamera mit Teleobjektiv verglichen mit visueller Beobachtung am Fernglas bzw Spektiv.

Im konkreten Fall: Motiv, aufgenommen mit einer DSLR + 100-400mm f4.5-5.6 Zoom + 1.4fach Telekonverter bei 400mm Brennweite ergibt 560mm bei Blende 8 verglichen mit Anblick durch 10x42 SF, Canon 10x42 IS sowie ATX85 bei verschiedenen Vergrößerungen. Das Foto wird am PC bei 100% Auflösung betrachtet.

Das Testmotiv – ein Baustellengelände - befand sich ca. 550m vom Aufnahmestandpunkt entfernt. Der Vorteil bei diesem Praxisvergleich war das Vorhandensein verschieden großer Schriftzeichen. Konnten diese bei einer bestimmten Vergrößerung zügig und sicher gelesen werden, so galt die Information als „aufgelöst“.

Die verwendete Kamera (Canon 5DM4) hat eine Pixelgröße von 5.4mu. Ein Pixel bildet in einer Entfernung von 550m ca. 5.2mm ab. Das Auflösungsvermögen des Zooms beträgt bei Offenblende – konservativ berechnet – ca. 1.8 Bogensekunden. Ein Winkel von 1.8 Bogensekunden umfasst in einer Entfernung von 550m ca. 4.85mm. Man sieht daran, dass eine Kamera mit einer wesentlich höheren Pixeldichte bei dem verwendeten Objektiv keine größere Auflösung erzielen würde – im vorliegenden Fall arbeite ich fast schon mit der förderlichen Blende. Umgekehrt würde auch Abblenden keine Verbesserung der Auflösung bringen.

Zur Bildqualität des Objektivs: Das Zoom ist auch am langen Ende offenblendtauglich, aber zusammen mit dem verwendeten 1.4fach Konverter gehen Kontrast und Auflösung doch schon merklich zurück – zaubern kann auch Canon nicht. Zudem machte sich bei der Entfernung von ca. 550m auch die Luftunruhe deutlich bemerkbar – dies war im Spektiv schon bei 25fach zu sehen.

Das Objektiv verwendet einen optischen Stabilisator, dieser ist bei der verwendeten langen Brennweite gegenüber Sensorstabilisierungen im Vorteil, weil er größere Abweichungen ausgleichen kann.

Zum ATX85: Auflösungsvermögen ca. 1.5“ – entspricht in 550m Entfernung ca. 4.1mm. Das Auge kann dieses Auflösungsvermögen im vorliegenden Fall erst dann ausnutzen, wenn mindestens ca. 85fach, besser 150 bis 170fach vergrößert wird. Im vorliegenden Fall habe ich nur Vergrößerungen von 25fach bis 60fach (also ohne extender) verwendet.

Um den Vergleich so praxisnah wie möglich zu machen, wurden nicht 10 Aufnahmen gemacht und die beste herausgesucht sondern nur 2 und davon die bessere analysiert. Das angehängte Bild zeigt den zentralen Teil des Baugeländes bei 100% Auflösung.

Nun zum eigentlichen Vergleich:

Ferngläser:
Mit dem stabilisierten 10x42 IS lässt sich der Schriftzug „Wohlfühl-Häuser in Adelsdorf - … - und“ zügig und ohne Probleme lesen. Das Wort „spritzig“ am Ende bereitet allerdings schon Probleme, weil der Kontrast dort schlechter ist. Derselbe Schriftzug ließ sich mit dem 10x42 SF mit etwas Mühe entziffern, wenn es aufgelegt wurde. Freihändig konnte die Information nur langsam und stückweise erkannt werden – da nahmen sich das 10x42 SF und das unstabilisierte Canon nicht viel, mit dem SF ging es für mich etwas einfacher wegen der besseren Ergonomie. Wirklich kleinere Schriften konnten auch mit dem stabilisierten 10x42 nicht erkannt werden, also ging’s mit dem Spektiv weiter.

Am unteren Rand des Fotos befindet sich eine Tafel mit deutlich kleineren Buchstaben. An Hand des Fotos kann man sich durchraten: es beginnt mit „Öffnungszeiten“, darunter geht’s weiter mit „Montag bis Freitag“ usw. Man sieht, das ist in etwa das limit, was man auf dem Monitor noch erkennen kann. Mit dem Spektiv konnte die Information auf dieser Tafel bei der Einstiegsvergrößerung von 25fach mit Mühe entziffert werden, erst bei 40fach war sie leicht zu lesen.

Etwas links oberhalb der Tafel ist ein kleines Straßenschild angebracht mit der Aufschrift „Bahnhofstr. 100“. Auf dem Foto ist das nur zu ahnen, mit dem Spektiv war es bei 25fach nicht zu lesen, bei 30fach war es zweifelhaft und erst bei 35fach sicher zu erkennen.

Bei den höheren Vergrößerungen war das Spektiv natürlich haushoch überlegen: rechts oben befindet sich ein kleiner Bauwagen mit einem weißen Schild in der linken oberen Ecke: die Schrift auf dem Schild war mit 60fach noch zu lesen.

Fazit: fotografisch erziele ich mit der verwendeten Ausrüstung (560mm Brennweite bei f8) in etwa die gleiche Information wie visuell bei ca. 25 - 30fach durchs Spektiv. Vorteil der Kamera + Tele: ich bin etwas spontaner als mit dem Spektiv auf Stativ.

Auf das stabilisierte 10x42 IS bezogen wären also knapp 200mm Brennweite notwendig – das entspricht einem sehr handlichen Tele. Hier ist man allerdings mit dem Fernglas im Vorteil, was die Schnelligkeit der Aufsuche angeht.

Bei schlechteren Lichtverhältnissen kommt es auf das Rauschverhalten der Kamera an. Sensortests von DXOLabs zeigen aber, dass mittlerweile auch viele APS-C- und MFT-Kameras bis ca. 1600 ISO ausgezeichnete Bildqualität liefern.

Grüße von Andreas
Anhänge:
Öffnen | Download - Test-560mm-f8.jpg (827 KB)
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Nochmals: Auge (visuelle Beobachtung) vs Kamera Anhänge

AndreasVSA 1469 23. Januar 2018 17:12

Re: Nochmals: Auge (visuelle Beobachtung) vs Kamera

uwknipser 720 23. Januar 2018 18:00



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