Hallo,
inspiriert von Holger Merlitz´ Messe-Bericht über den United Optics´ Nikon Klon (8x30 und 6,5x32) habe ich mir ein Levenhuk 6,35x32 über das Internet besorgt, da ich auch ein Fan von weitwinkligen FG mit kleinerer Vergrößerung aber 5mm Austrittspupille bin.
Müssen aber outdoor -und brillentauglich
Beim Wandern und Naturbeobachten bis in die Dämmerung halte ich "Überblick" für wichtiger als Vergrößerung.
Daten:
Levenhuk Sherman Plus 6,5x32
6,5x32mm Porro
FMC Gläser, grünlich.
1Gruppe mit 2 Linsen am Objektiv 3 Gruppen mit 4 Linsen am Okular
Sehwinkel: 10 Grad real = 175m/1000m Wrksangabe.
(in Wirklichkeit etwas kleiner, ca. 162m/1000m, ist beim Nikon Action EX 7x35 aber auch so leicht weniger als die Werksangabe)
Scheinbares Sehfeld also in Echt ca. 60 Grad.
Stickstoffgefüllt, gummiarmiert.
Augenabstand : 50-70mm
Pupillenabstand: 21mm
Nahpunkt: ca. 2,5m
Gewicht: 720gr ohne Gurt.
Höhe x Breite: 11,5 x 18,4cm
Preis: 105€
Verarbeitung:
Die Verarbeitung ist gut, mittiges Drehrad für Fokussierung arbeitet gut, nicht zu hart oder zu weich. Es läßt sich präzise und schnell scharf stellen.
Dioptrienausgleich bis +/- 4 möglich, ich selbst habe ca. -3 (Kurzsichtig), war problemlos voreinstellbar. Ebenfalls angenehm im Laichtgang.
Keine losen Teile, wenig Spalten an der Gummiarmierung.
Ungewohnte graue Gehäusefarbe....Geschmackssache, ich finds nicht sooo doll.
Austrittspupille und Objektive:
Gut rund links, rechts ganz minimaler Einschnitt durch das Prisma auf 45 Grad Höhe.
Tubus leider nicht mattschwarz abgefärbt (s. Reflexe)
Objektive grünlich beschichtet, keine weißen Reflexe von Punktlicht sichtbar = alles ist wohl (voll)vergütet, wie beschrieben.
Pupilelennabstand:
Satte 21mm...voller Sehfeld-Einblick mit Brille bei runtergedrehten Muscheln !
Schärfe:
Die Schärfe ist knackscharf !
Meine Standard Augen-Testschrifttafel (empf. Entfernung 4m fürs Auge, lesbar bis 7te Zeile = 100% Sehkraft) war bis zum Abstand 8m in die letzte Zeile 11 lesbar, trotz Wackeln beim Freihandhalten. Mein 8x42er Eschenbach bildet zwar größer ab, verwackelt aber mehr - Resultat in der lesbaren Auflösung somit für beide gleich !
Helligkeit und Kontrast:
Subjektiv kaum anders als beim Eschenbach, wenn überhaupt nur Nuancen geringere Helligkeit. (Beide mit 5mm AP). Das Eschenbach lässt bei 42mm zwar mehr Licht rein, kommt aber bei gleicher AP nur wenig mehr vorn raus.
3D / Stereo-Empfinden:
Porro Levenhuk bildet schön angenehm Stereo ab. Eschenbach hier deutlich flacher.
Tiefenschärfe:
Beffriedigend, man muß schon "kurbeln" bei 40m Entfernung ist ca +/-3-4m scharf.
(aber nur grob geschätzt)
Dass Eschenbach ist aber auch nicht wesentlich besser.
Nahpunkt:
Eschenbach ca. 1,8m noch angenehm einsehbar...sehr gut !
Levenhuk 2,5m aber nicht sehr schön, weil ja nur im Schnittpunkt der beiden runden Sehfelder scharf zu sehen ist - typische Porro Schwäche.
Für Insektenbeobachtung ist es also auch wegen der nur 6,5 fachen Vergrößerung nicht zu empfehlen.
Sehfeld:
In "Echt" ca. 162m/1000m / 9,2 Grad kommt hin, deutlich mehr als beim Eschenbach (7,8 Grad / 138m),
Das Levenhuk zum Rand hin "natürlich" unscharf, aber bis ca. 70-75% von Mittte noch in Ordnung. Allemal für den Überblick gut tauglich, da auch das Auge am Rand dann nicht scharf sehen kann, man aber Objekte früher grob erfasst und dahin schwenken kann (zB. einfliegende Vögel verfolgen)
Streulicht in Dunkeln.:
Beim "rotieren" des Glases um den Mond herum erstaunlich wenig Geisterbilder beim levenhuk. Nicht schlechter als das Eschenbach.
Aber am Rand streulichtempfindlich von vorne (linke Seite /links und rechte/rechts) bei Punktlichtern. Deutliche Abhilfe schafft eine selbstgebaute Streulichtblende ca. 2,5 cm über den Tubus geschoben...es reflektiert halt zuviel von vorne im Inneren herum, vermutlich ist der einfach nur nicht schwarz genug.)
Tagsüber ist mir nix aufgefallen, Waldränder bei Dämmerung und noch hellem Himmel sind OK. und ohne Reflexe.
Chromatische Verzerrung:
Nur leicht und nur zu einer optischen Seite (rechts glaub ich war das, Schornsteinkanten Test am hellen Sonnenhimmel).
Eschenbach trotz Phasenkorrektur und ED Glas hier nur ähnlich (gut)
Geometrie:
Wie zu erwarten Kissenverzeichnung nach außen, Auge (bzw. Gehirn) reagiert aber beim schwenken nicht störend darauf, wird eh dann durch die allgemeine Rand Unschärfe kaschiert.
Haptik:
Fasst sich für normale Männerhände (meine sind etwas filigraner als üblich) sehr angenehm...halt ein "echtes Fernglas" , man schnappt es sich und alles passt...
Das Eschenbach ist im Vergleich zu schmal für beide Fingerreihen nebeneinander...Handhaltung also jedes mal irgendwie anders.
Das Trage Gewicht ist bei beiden fast gleich, somit kein objektiver Tragekomfort Unterschied.
Zubehör:
Das Ãœbliche beim Levenhuk, aber mit am Tubus angeflanschten Objektivkappen
Das finde ich gut, gibt's nicht überall (Eschenbach hat das wegen der merkwürdig kantig geformten Tuben nicht.
Fazit:
Das Levenhuk 6,5x32 "Plus" gefällt mir im Wanderalltag (insbesondere tagsüber) sogar besser als mein Eschenbach ! Etwas leichter, Tubenschutz integiriert, 5mm helle Pupille, knackscharf, solide Porro Haptik, prima Weitwinkel mit gutem Brilleneinblick und mit 6,5 -fach Vergrößerung gerade noch genug für 90% aller Anwendungsfälle (ab und zu möchte man halt gern mal Vögel mit nem 10er noch besser sehen...)
China OEM hat hier mal sehr gut funktioniert, denn da ja keinerlei Endkontrolle stattfindet nach der Produktion bei Massenprodukten wie dem Levenhuk ist das, was man bekommt eine Wundertüte....
in meinem Fall aber eher ein günstiger Geschenkkorb, den ich gern in Zukunft mit raus nehme, wenn ich nicht wissentlich in die Dunkelheit muss und das Eschenbach noch ein paar Prozentchen mehr Helligkeit zulässt !
Gruß
gersi
