Die Lage der Weidenvögel in Deutschland ist 100% vergleichbar mit der Lage der Weidenvögel in den Niederlanden. Auch bei uns geht es nicht gut.
Am 15. November 2007 schrieb ich in diesem Forum:
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In den Niederlanden geht es den Weidenvögeln nicht gut. Deshalb gibt es sehr viele “Weidenvogelgruppen“. Das sind Gruppen von Freiwilligern die im Frühjahr Neste von Weidenvögeln suchen, die Neste mit Stöcken markieren und dann in enger Zusammenarbeit mit den Bauern versuchen das Bruten – in unserem Fall fast ausnahmslos Kiebitze – zu einem guten Ende kommen zu lassen. Während des Brutens kommt es nämlich gelegentlich vor dass der Acker auf dem die Neste liegen maschinenmässig bearbeitet werden muss. Der Bauer informiert dann zuvor die Freiwilliger, die heben die Neste wenn die Maschine in der Nähe kommt mit einem Spaten auf – komplett mit Eiern - und legen das Nest auf einer Plastikschale. Wenn die Maschine vorbeigegangen ist wird das Nest auf der Schale wieder an der alten Stelle zurückgelegt. Wird der Acker später nochmals bearbeitet, dann brauchen wir nur die Schalen auf zu heben.
Zusammen mit einigen anderen Freiwilligern bin ich auch in solch einer Freiwilligergruppe aktiv. Es macht sehr viel Freude wenn man die Neste entdeckt und am Ende der Brutsaison sieht dass alles geklappt hat. Wenn man dann ein leeres nest inspiziert und es liegen kleine Stückchen Eischale im Nest, weiss man dass die Küken aus dem Ei gekommen sind.
Wie Sie schon gelesen haben verwalten wir einen Acker. Die Neste liegen also nicht im Gras, aber einfach im Sand; dennoch sind sie sehr schwer zu entdecken. Die Tarnung von den Eiern ist unglaublich gut!
In den letzten Jahren gibt es aber sehr viele “Verluste”. Von Kollegen-Freiwilligern wissen wir dass an manchen Stellen 90 Prozent der Nesten nicht ausgebrutet wird. Wichtige Ursache: Prädation.
Weil dieses Problem überall in den Niederlanden existiert hat man untersucht welche Tiere “verantwörtlich” sind. Einige,in willkürlicher Reihenfolge: Reiher, Fuchs, Hund, Krähe, Bussard, Marder, Iltis. Das sind sie aber gar nicht alle.
Um die Neste zu suchen und zu markieren gehen die Freiwilliger regelmässig auf den Ackern oder den Weiden. Weil die meisten tagsüber arbeiten, geschieht das oft früh im Abend.Viele vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Betreten der Acker und Weiden und die höhe der Prädation. Sehen oder riechen Tiere wie Füchse oder Krähen Spuren von Menschen die zu den Nesten führen?
Deutlich ist auf jeden Fall: So wenig wie möglich den Acker oder die Weide betreten ist am besten. Betreten gibt immer Unruhe und Stress, denn sobald wir den Acker betreten , verlassen die Kiebitze ihre Neste.
Ferngläser können da helfen, aber in unserem Fall brauchen wir eine stärkere Vergrösserung als das übliche 8 oder 10x.
Weil wir ab kommenden Frühjahr so wenig wie möglich den Acker betreten wollen, dürfen wir mit Geld unseres Vereins ( IVN ) ein Spektiv kaufen. Man hat mich gefragt da zu beraten, aber ich weiss viele von Ihnen kennen sich im Bereich Spektive viel besser aus. Selbstverständlich wird das Spektiv auch von den anderen Freiwilligergruppen verwendet.
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Noch immer bin ich in dieser Freiwilligergruppe aktiv und in der vergangenen Woche haben wir zum ersten Mal in diesem Jahr Nester gesucht. Zwei Tage her ist in den Niederlanden das erste Kiebitzei gefunden worden. Und gestern ist hier in der Provinz Utrecht das erste Ei gefunden worden. Hoffen wir dass die ersten Eier die Kälte überleben werden.
Allmählich hat sich die Art und Weise in der die Weidenvögel geschützt werden schon verändert. Die Nester werden von uns nicht mehr mit Stöcken markiert. Tiere wie Krähe, Füchse und auch andere Tiere lernen schnell und wir haben gelernt dass die Markierungen Tiere zu den Nestern führen können. Im April werde ich mit einigen anderen Freiwilligern lernen wie man mit GPS und Smartphone Nester markieren und zurückfinden kann.
Sehr wichtig ist noch immer die Zusammenarbeit mit den Bauern. Die meisten Bauern in "unserem Gebiet" sind sehr kooperativ. Bauer die aktiv schützen und ausgebrütete Nester auf ihrem Land haben, bekommen eine bescheidene Geldsumme pro Nest.
Ich habe zwei Fotos angehängt. Selbstverständlich sind die Fotos nicht von diesem Jahr. Auf dem ersten Foto sehen Sie ein Küken das auf dem Acker rannte um nicht von der Maschine zerquetscht zu werden. Wir konnten ihn "fangen" und in Sicherheit bringen.
Im zweiten Bild sehen Sie ein Nest das wir kontrollierten. Als wir vorbei kamen, war ein Küken dabei aus dem Ei zu kriechen. Auf dem Schnabel sehen Sie den "Eizahn", scharf und hart womit er das Ei von innen aus brechen kann.
Vielleicht schon interessant für Einige von Ihnen.
mit freundlichem Gruss
Dick van den Berg