Heute habe ich nochmals den Leica Store in Nürnberg besucht – tatsächlich waren die dortigen Mitarbeiter erst am Vortag über die erst 2019 zu erwartende Auslieferung der 7x35 Trinovids und co informiert worden. Über die Gründe konnten sie nichts sagen.
Ich habe mir bei der Gelegenheit das aktuelle 8x42 Trinovid und das 8x42 Noctivid angesehen.
8x42 Trinovid: meine hier im Forum einmal geäußerte Bedenken, dass der minimale Knickbrückenabstand – mit 58mm angegeben – zu groß für mich ist, erwies sich als unbegründet. Auch ist der Einblick für Brillenträger sehr angenehm – das ganze Feld kann ohne Probleme erfasst werden. Verglichen mit dem 8x42 Noctivid ist der Kontrast etwas geringer, das Gesichtsfeld enger, aber es ist ein grundsolides Fernglas.
Danach verglich ich das 8x42 Noctivid mit meinem 8.5x42 SV (von 2013). Bei der Mittenschärfe sah ich praktisch keinen Unterschied (beide Gläser seitlich angelegt), bei der Randschärfe liegt das SV vorne. Mir ging es aber vor allem darum, nochmals Helligkeit und Kontrast des Noctivid mit einem direkten Konkurrenten zu vergleichen.
Erster Test um ca. 13:00, ein trüber Tag (wie meist in diesem Winter). Objekt: Häuserfronten, Straßenschilder, vornehmlich warme Farbtöne, wobei Streulicht vom müden Februarhimmel sicher nicht störte. Erster Eindruck: v.a. diese warmen Farbtöne sind im Noctivid eindeutig stärker gesättigt, wirken intensiver, aber auch etwas dunkler. Das ganze Bild scheint um diese Zeit dunkler, obwohl das Swaro sogar etwas weniger AP aufweist, aber auch kontrastreicher. Tatsächlich gefiel mir der Anblick in der Mitte des Gesichtsfeldes beim Noctivid ein klein wenig besser.
Der Mitarbeiter des Leica Store empfahl mir, das Nocti nochmals in der Dämmerung anzusehen, „erst dann würde es seine ganze Stärke (das hellere Bild) zeigen“.
Das habe ich gemacht, ab ca. 17:30, also bereits etwas nach Sonnenuntergang. Ergebnis: auch um diese Zeit wirkte das Bild im Noctivid, verglichen mit dem im SV, eindeutig dunkler. Der Vorsprung, gegeben durch die satteren Farben während der Mittagszeit, war verschwunden. Im SV fand ich die Details nun etwas einfacher erkennbar.
Das ist nach den Erfahrungen der Testpersonen im Test in der Zeitschrift „Wild und Hund“ 14/2017 eigentlich nicht überraschend – dort hatten das Zeiss SF und das Blaser Primus in der Dämmerung aufgrund hellerer Bilder ebenfalls besser abgeschnittten als das Noctivid (alle 8x42).
Zahlen alleine sagen wenig aus – Leica gibt für das Noctivid 92% Transmission an, Swarovski für das aktuelle 8.5x42 SV 90%.
Leica gibt einen Austrittspupillenabstand von 19mm an, Swarovski 20mm. Beim Noctivid muss ich auch als Brillenträger die Augenmuscheln einige mm herausdrehen, beim SV bleiben sie am unteren Anschlag.
Nomen est omen? Nach meinen bisherigen Erfahrungen trifft die Bezeichnung „Noctivid“ den Charakter des hervorragenden Glases nicht. Ich würde es „Daylight-vivid“ oder so ähnlich taufen.
Grüße von Andreas