auch gut:
Quelle H I E R
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Hallo Andreas,
ich habe mir als Jugendlicher von Ferienjob damals in den 80ern so ein Trinovid 8x40BA gegönnt und es dann viele Jahre bis in die Studienzeit benutzt. Verarbeitungsqualität und Design sind m.E. nicht zu übertreffen, die solide und doch handliche und schlanke Bauweise dank Uppendahl-Prismen war auch ergonomisch ein Genuß. Eingeführt in den späten 50ern wurden diese Gläser sofort als stilbildende Revolution im Fernglasbau anerkannt und fanden begeisterten Zuspruch. Durch ihre robuste und doch leichte Konstruktion, ausgeführt in höchster mechanischer Qualität und ausgestattet mit echter Innenfokussierung, die damals ein weiteres Alleinstellungsmerkmal war, waren die Gläser auch dauerhaft und so gut wie wasserdicht. Beschlag von innen war bei mir jedenfalls nie ein Thema, auch bei wochenlangen Wanderungen im Dauernieselregen hatte ich keine Probleme.
Das scharfe, besonders im gelben und roten sehr farbkontraststarke, aber wegen der Aluminiumverspiegelung nicht ganz farbneutrale Bild, mit seinem hauchzartem Ockerton, war beim Durchschauen fast eine Wohltat. Es hatte etwas dezent Malerisches, die leicht getönte und irgendwie sehr angenehm "modulierte" Wiedergabe wirkte detailreich und gut "integriert", also ohne Aufdringlichkeiten oder irgendwelche Auffälligkeiten durch herausstechende Bildfehler, oder das Gegenteil, eine irgendwo allzu deutliche Fehlerkorrektur. Sondern alles wirkte wie aus einem Guß, sozusagen sehr geschmackvoll komponiert und abgestimmt. Die zarte bersteinfarbene Tönung hatte auch den Vorteil, die kontrastmindernde Rayleighstreuung (Bläue) beim Blick in die Ferne etwas zu kompensieren.
Natürlich ist die charakteristische optische Leistung dieser älteren Trinovids in Sachen Transmission und Kontrast aus heutiger Sicht nicht mehr up to date, verständlich, wenn man die Weiterentwicklung von Vergütungen und die heute eingesetzten dielektrischen Verspiegelungen bzw. höher transmissiven Glassorten bedenkt, die alle damals noch nicht zur Verfügung standen. Heute sind in der Spitzenklasse die Transmissionswerte deutlich über 90% angesiedelt, damals werden es kaum 80% gewesen sein. Als Dachkantgläser hatten diese Trinovids damals auch noch keinen Phasenkorrekturbelag und daher bei genauestem Hinsehen einen kleinen Kontrast- und Schärfenachteil gegenüber Porrogläsern, was aber nur im direkten Vergleich bemerkbar wird.
Dennoch sind diese Gläser unverändert mehr als nur optisch brauchbar und lassen sogar manches heutige Glas nicht gut aussehen, insbesondere was die Mechanik angeht. Der Mitteltrieb ähnelt in seiner Präzision einer Mikroskop-Fokussierung, allein das Bedienen macht schon Freude, auch wenn die lange Übersetzung einem heute ungewohnt und weniger ergonomisch vorkommen mag. Und es gibt sogar Liebhaber, die auch und gerade die spezielle, damals für Leitz typische, Bildcharakteristik über alles schätzen. In England hat diese Serie der Trinovids unter Birdwatchern sogar einen derart legendären Ruf und ist so begehrt, dass auf der Insel die Gebrauchtpreise etwa doppelt so hoch liegen wie hier. Es ist ein bisschen wie einen noblen Oldtimer zu fahren, leicht spleenig, aber eben doch auch wunderbar nostalgisch, sehr individuell, und irgendwie ganz unvergleichlich.
Und ich kenne auch hierzulande Ornithologen, die seit über 40 Jahren so ein Trinovid ihr eigen nennen und immer noch regelmäßig nutzen, und die nicht im Traum daran denken würden es durch etwas Moderneres zu ersetzen - obwohl sie die aktuellen Modelle sehr wohl kennen. Wahre Liebe ist eben unvergänglich. Ich würde sagen probier es aus, und wenn es Dir irgendwann doch nicht meht reicht, oder nicht mehr gefällt, kannst Du es vielleicht sogar gewinnbringend in Merry Olde England veräußern. Habe ich seinerzeit auch so gemacht. Aber noch Jahre später könnte es eben gut sein, dass Deine Gedanken daran für immer von ganz kleinen flüchtigen Anflügen der Reue begleitet sein werden, denn diese Trinovids hinterlassen einen Eindruck, den man nicht vergisst...