BoB schrieb:
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> Ich frage mich ja, was die Leica Händler jetzt
> mit den alten, schlechteren Trinovids machen
> sollen. Wer kauft die noch? Und falls es doch
> jemand aus Unkenntnis der neuen Reihe macht, was
> hält er von dem Händler/Hersteller, wenn er
> nachträglich von dem Preissturz erfährt?
Ich sehe das etwas anders. Denn ich bin mir nicht sicher, dass die älteren Trinovids "schlechter" sind. Dazu sollte man einmal einen Blick auf die Unterschiede zwischen den "alten" und den "neuen" Trinovids werfen:
1. Die neuen Trinovids sind leichter und haben einen kürzeren Naheinstellabstand. Beides dürfte für viele Beobachter ein Vorteil sein, aber ganz sicher nicht für alle. Zudem wird man abwarten müssen, ob der Mitteltrieb mit seinem sehr kurzen Naheinstellabstand nicht evt. auch Nachteile hat, einerseits was die Korrektur des Gesamtsystems angeht, aber auch, was die Sychronität der beiden Seiten betrifft. Da haben ja so einige Hersteller schon ihre Probleme gehabt, und ich meine nicht irgendwelche Billigmarken.
2. Die neuen Trinovids haben eine deutlich einfachere Dioptrieneinstellung am rechten Okular, die von (ziemlich genau) +4 bis -4 Dioptrien geht und relativ leichtgängig ist. Das alte Glas hat dagegen die in den Mitteltrieb integrierte Dioptrieneinstellung, die sich, einmal richtig eingestellt, definitiv nicht "von selbst" verstellt. Das ist angesichts der Zuverlässigkeit dieser Einstellungmethode, die Leica ja schon sehr lange verwendet, ein klarer Vorteil. Außerdem hat die alte Dioptrieneinstellung einen deutlichen Überhub; der Mitteltrieb dürfte sich bei den Gläsern von mindestens +6 bis -6 Dioptrien verstellen lassen. Auch das dürfte für einige Beobachter ein klarer Vorteil sein.
3. Der Mitteltrieb der neuen Gläser geht so "satt", dass ich davon ausgehe, das er in einem Schmiermittel läuft. Bei sehr kaltem Wetter kann es wohl sein, dass er schwergängiger wird, wobei das natürlich Spekulation ist. Der Mitteltrieb der alten Gläser hat dagegen den typisch kratzigen Gang der Leicagläser, bei denen der Mitteltrieb fast "trocken" läuft, was den Vorteil hat, dass er auch bei sehr niedrigen Temperaturen funktioniert. Wie gesagt, das ist Spekulation. Von der Geschmeidigkeit ist der Mitteltrieb schon richtig gut.
4. Was die Optik angeht, kann ich nicht beurteilen, ob und inwiefern die neuen Gläser besser sind. Ich habe sie zwar heute auf einer Messe in der Hand gehabt, in einer Messehalle ich jedoch die Beurteilung der optischen Qualität beim besten Willen nicht möglich. Sie werden jedoch wohl erst Mitte Dezember ausgeliefert. Sie sollen optisch von der Bildqualität her den älteren Gläsern entsprechen, das glaube ich nach meinen ersten Eindrücken gern. Außerdem soll der Abstand zu den Ultravid HD Plus klar sichtbar sein, so soll die Transmission des Ultravid HD Plus um mindestens 3 Prozentpunkte über der des Trinovid liegen. Aber das gilt ja für beide Baureihen und ist angesichts der Preisunterschiede auch absolut gerechtfertigt. Wer erwartet, für 1000 Euro die gleiche optische Qualität zu bekommen wie für 2000 Euro, hat so einiges nicht begriffen.
Mit anderen Worten: Ich finde das neue Leica Trinovid interessant und bin mir sicher, dass es die Konkurrenz im mittleren Preissegment kräftig anheizen wird. Es ist ein richtig schnuckeliges Fernglas, das gut in der Hand liegt und einfach sehr angenehm ist, mit einem guten Einblicksverhalten, einer schön weichen Fokussierung und einer traditionellen Optik ohne Flachfeld und Bildverbiegungen sowie der für Leica typischen leicht warmen Farbabstimmung. Die Objektivlinsen liegen recht tief und gut geschützt im Gehäuse, auch das macht einen guten Eindruck. Das Gehäuse ist übrigens nach Aussage des Mitarbeiters am Stand von Leica aus Magnesium, das Glas wird komplett in Portugal gefertigt. 10 Jahre Garantie, wie üblich bei Leica. Infomaterial zu dem Glas hatten sie am Stand noch nicht, dazu ist das Glas noch "zu frisch".
Ob das neue Trinovid nun wirklich "besser" ist als die ältere Baureihe, vermag ich aber so nicht zu sagen. Die Gläser sind eben einfach unterschiedlich. Das "neue" Trinovid ist, was die Mechanik der Dioptrienverstellung angeht, deutlich "abgespeckt", dafür ist es preiswerter. Das finde ich OK. Aber unmittelbar vergleichbar sind die Gläser dadurch nicht.
Was ich wählen würde, wenn ich mir ein Leica in dem Preissegment kaufen wollte? Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Mich würde das geringere Gewicht der neuen Baureihe reizen, andererseits finde ich die Dioptrieneinstellung der älteren besser. Und ganz ehrlich - in der Preiskategorie macht der Preisunterschied den Kohl nicht fett, denn *so* weit liegen die Marktpreise nicht auseinander. Letztlich müsste ein seriöser Vergleich der Bildqualität entscheiden, aber dazu müsste man die Gläser im Feld vergleichen können. Wenn die Bildqualität ähnlich oder gleich ist, wüsste ich erst recht nicht, was ich tun sollte.
