... scheint doch ziemlich schwierig zu sein:
1. Dachkantprismen erfordern extrem hohe Fertigungsgenauigkeit, sonst ist mindestens mit "Spikes" bei hellen Lichtern zu rechnen. Inwieweit sich selbst geringe Fertigungsungenauigkeiten der Kante eines Dachkantprimas auch sonst auf die Bildqualität auswirken, bleibt offen. Dass sie auch bei Tageslicht zu einer - wenn auch sicherlich geringen - Verschlechterung der Bildqualität beitragen können, kann man nur vermuten, liegt aber nahe. Dies gilt sowohl für AK-Prismen als auch für SP-Prismen.
2. Die Phasenkorrektur erfordert einen hohen Aufwand (also viele, genau aufeinander abgestimmte Vergütungsschichten). Wie effektiv P-Beläge sind, ist nicht bekannt. Auch dies gilt sowohl für AK-Prismen als auch für SP-Prismen.
3. Hinzu kommen bei SP-Prismen die dielektrischen Beschichtungen zweier Dachflächen, die ebenfalls einen hohen Aufwand erfordern. Hinzu kommt, dass zwei Glas-Luftflächen bei SP-Prismen nicht ohne weiteres eine Mehrschichtvergütung haben können, da sonst - geht man von der Arbeit von K. Seil aus - der Kontrast vermindert wird. Dies gilt allein für SP-Prismen.
Das klingt alles nicht so erfreulich. Klar, moderne Dachkantgläser sind (oft) sehr, sehr gut - nur, wie gut könnte ein Glas mit einem "unproblematischeren" Umkehrsystem sein? Mindestens Porro-I und Porro-II dürften in diese Kategorie fallen, wahrscheinlich auch Perger (wobei ich nicht weiß, wie eng beim Perger-Prisma die Fertigungstoleranzen sein müssen).
Bedenkt man jetzt noch, dass moderne Dachkantgläser immer mehr den sprichwörtlichen eierlegenden Wollmilchsäuen ähneln - extreme Naheinstellgrenzen, Innenfokussierung, "schnelle" Fokussierungen, Brillenträgereignung, kompakte und leichte Bauweise - muss man sich wundern, wie gut die Gläser heute sind.
Allerdings darf man sich wohl auch nicht darüber wundern, dass es eben auch Probleme gibt: Mängel in der mechanischen Zuverlässigkeit, unbefriedigendes Streulichtverhalten, aber auch Fertigungsschwankungen (Ferngläser mit zwei ungleichen Seiten sind nicht so selten) dürften trotz der hohen Preise auch aus der Designentscheidung für Dachkanten und gegen Porros resultieren, und aus dem Bestreben, allen (vermeintlichen?) Kundenwünschen entgegenzukommen.